Ignoranz kann teuer werden

10.08.1998

MÜNCHEN: Das Alltagsgeschäft im IT-Fachhandel umfaßt nicht nur Technik, Verkauf, Service und Dienstleistung, sondern auch oft lästige Aufgaben wie Buchhaltung und Rechnungswesen. An einem funktionierenden Finanzmanagement führt aber kein Weg vorbei. Denn Aufwand und Kosten ist die betriebswirtschaftliche Stabilität durchaus wert."Wir haben den Aufwand am Anfang klar unterschätzt. Die technische Seite des Geschäfts war für uns kein Problem. Aber bei Buchführung, Steuererklärung, Rechnungen verwalten und kontrollieren hat es schnell ausgehakt", erzählt Bernd Gretscher, Existenzgründer aus Nordrhein-Westfalen, der sich vor rund einem Jahr mit einem eigenen Fachhandelsunternehmen selbständig machte (siehe dazu auch Kasten nebenstehend). Nachdem dann alles drunter und drüber ging, entschloß er sich, "den finanziellen Kram" an eine bezahlte Fachkraft abzugeben. Bereut hat er diese Entscheidung nicht.

"Alltag im Verkauf ist hart genug"

Diese Erfahrungen bestätigen auch alte Hasen der Branche: "Das Alltagsgeschäft an der Verkaufsfront ist hart genug. Man braucht einfach jemanden, der zumindest über betriebswirtschaftliche Grundkenntnisse verfügt. Ansonsten geht alles ziemlich schnell den Bach runter", erzählt ein Fachhändler aus Süddeutschland, der sich schon seit zehn Jahren im Markt behauptet.

Vor diesem Hintergrund ist es dann auch egal, mit welcher Ware eine Firma handelt: Ob ein Unternehmen nun Hard- und Software verkauft oder Dienstleistung und Service anbietet. Der Grundpfeiler eines erfolgreichen Unternehmens ist ein funktionierendes Finanzmanagement.

Auch in kleineren Firmen oder bei Neugründungen ist das Einrichten einer Buchhaltungsabteilung erforderlich. Es muß nicht gleich der hochqualifizierte und entsprechend teure Bilanzbuchhalter mit Studium sein. Aber es ist sinnvoll, einen in diesem Bereich ausgebildeten Mitarbeiter oder eine Fachkraft auf 620-Mark-Basis mit der Verantwortung für finanzielle Fragen zu betrauen.

Denn schließlich rentieren sich diese Kosten auch wieder - spätestens wenn es um die Steuererklärung geht. "Gerade in Deutschland gibt es so viele Regelungen, Gesetze und Schlupflöcher, die man als Laie gar nicht kennen kann. Unter dem Strich lohnt es sich aber, dafür einen Steuerberater zu bezahlen", erzählt ein Insider.

Insgesamt kann man sagen, daß neben projektorientierter Planungsarbeit und betriebswirtschaftlichem Hintergrund auch Menschenkenntnis und Feingefühl im Umgang mit Kunden, Lieferanten und Behörden eine wichtige Rolle spielen. Mit praktischen Tips für das Finanzmanagement im Fachhandel beschäftigt sich der Beitrag unten auf dieser Seite.

Aber damit ist es derzeit noch nicht getan. Denn gerade in den nächsten eineinhalb Jahren kommen noch andere Anforderungen auf Unternehmen zu. So steht neben der Jahr-2000-Thematik auch die Währungsumstellung auf den Euro am 1. Januar 1999 bevor. Welche Regeln im Bezug auf Datenverarbeitung, Logistik, Geschäftsverträge, Rechnungs- und Personalwesen der Fachhandel schon jetzt beachten sollte, damit er Probleme im Alltagsgeschäft verhindert oder zumindest verringert, erklärt der Beitrag "Unternehmen und Mitarbeiter bereits im Vorfeld Euro-fit machen" auf Seite 88. (ch)

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