Sage-Studie zu KMU-Geschäftsprognosen

Im deutschen Mittelstand herrscht Pessimismus

Christoph Stoica ist Geschäftsführer der zentraleuropäischen Landesgesellschaften bei Sage.
Anzeige  KMU in Deutschland bewerten ihre Geschäftsentwicklung negativer als der internationale Durchschnitt – Ukraine-Krieg verschärft diesen Trend weiter.
Deutsche KMU haben wesentlich weniger Vertrauen in den gegenwärtigen Erfolg ihres Unternehmens als Mittelständler in anderen Ländern.
Deutsche KMU haben wesentlich weniger Vertrauen in den gegenwärtigen Erfolg ihres Unternehmens als Mittelständler in anderen Ländern.
Foto: Portrait Image Asia - shutterstock.com

Der Bericht "Chancen und Herausforderungen für den Mittelstand" hat erstmals weltweit untersucht, wie kleine und mittlere Unternehmen ihre Zukunftsaussichten angesichts der anhaltenden Auswirkungen der Pandemie und der damit verbundenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen einschätzen. Sage befragte dafür Ende November 2021 mehr als 13.000 Unternehmen in elf Ländern nach ihren Erfahrungen mit der Corona-Pandemie und ihrer Prognose für die kommenden zwölf Monate.

Ein zentrales Ergebnis: Entscheidungsträger deutscher KMU hatten zum Erhebungszeitpunkt wesentlich weniger Vertrauen in den gegenwärtigen Erfolg ihres Unternehmens als Mittelständler in anderen Ländern. Nur gut die Hälfte (52 Prozent) gab sich für den Moment zuversichtlich - deutlich weniger als der weltweite Durchschnitt (65 Prozent). Und für die nächsten zwölf Monate äußerten sich nur 57 Prozent optimistisch. Auch hier lag der weltweite Durchschnitt mit 69 Prozent wesentlich höher.

Diese Prognosen haben sich mit Ausbruch des Ukraine-Kriegs jedoch deutlich verändert. Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft ist eingebrochen, und deutsche Unternehmen schätzen ihre aktuelle Lage mittlerweile um einiges schlechter ein. Dies zeigen die aktuellen Zahlen des ifo-Instituts: So ist etwa der ifo-Geschäftsklimaindex von 98,5 Punkten im Februar auf 90,8 Punkte im März abgestürzt.

Gedämpfte Umsatzprognosen und Zurückhaltung bei Investitionen

Sage hat deutsche KMU im November auch nach ihren Umsatzerwartungen gefragt: Hier gingen lediglich 39 Prozent der Firmen davon aus, dass ihr Umsatz in den nächsten sechs Monaten steigen wird (weltweit: 49 Prozent). Und fast ein Viertel der deutschen KMU (23 Prozent) rechnete mit einem Rückgang der Einnahmen. Zudem erwarteten nur 38 Prozent, in den nächsten zwölf Monaten mehr in Technologie zu investieren (weltweit: 51 Prozent). 20 Prozent der deutschen KMU gingen gar davon aus, dass ihre Investitionen sinken werden. Weltweit hatten dies nur zwölf Prozent angegeben.

Auch hier zeigen die aktuellen ifo-Analysen, dass hiesige KMU seit Ende Februar Fragen nach Umsatz und Investitionen noch zurückhaltender beantworten und teilweise sogar schwarz sehen. Dies belegt der Einbruch bei den Erwartungen um 13,3 Punkte (Februar: 98,4, März: 85,1). Es handelt sich dabei um einen historischen Rückgang, der das Minus um 11,8 Punkte bei Ausbruch der Corona-Krise im März 2020 sogar noch übertrifft.

Unzufriedenheit mit staatlichen Unterstützungsleistungen

Durchaus positiv gestimmt waren kleine und mittelständische Unternehmen, als sie im November 2021 von Sage nach finanziellen Hürden und deren betrieblicher Auswirkung gefragt wurden. Hier fühlten sich deutsche KMU vergleichsweise wenig beeinträchtigt. Die Tatsache, dass sie aufgrund der Corona-Pandemie noch nicht wie gewohnt arbeiten können, war mit 32 Prozent das am häufigsten genannte Hindernis. Das entsprach in etwa dem weltweiten Durchschnitt (34 Prozent). Dennoch waren deutsche Mittelständler offenbar weniger von Kostensteigerungen betroffen (24 Prozent gegenüber 31 Prozent weltweit). Auch der begrenzte Zugang zu Finanzmitteln wurde nur von elf Prozent genannt (weltweit: 17 Prozent). Und Cashflow-/Liquiditätsprobleme bereiteten lediglich 10 Prozent der Firmen Probleme (weltweit: 19 Prozent).

Diese Antworten dürften mittlerweile jedoch wesentlich negativer ausfallen. Dies legen die aktuellen Zahlen des Reports "Ukraine-Krieg erschwert Erholung nach Pandemie" vom Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung nahe: Vor allem die stark steigenden Energiepreise, aber auch die Folgen anhaltender Lieferengpässe treiben die Inflationsrate 2022 im Basisszenario auf durchschnittlich 6,2 Prozent bzw. 8,2 Prozent im Risikoszenario - mit den entsprechenden Auswirkungen auf den Finanz- und Geldmarkt. Finanzielle Hürden für KMU dürften angesichts dieser Prognosen wieder größer werden.

Fazit: Höhere Widerstandsfähigkeit durch Technologieinvestitionen

Immerhin gab im November mehr als die Hälfte der Unternehmen (53 Prozent) in der Sage-Umfrage an, widerstandsfähiger sowie besser auf die Überwindung größerer künftiger Hindernisse vorbereitet zu sein als vor der Pandemie. Das liegt vor allem daran, dass viele Firmen in den letzten zwei Jahren entsprechende Anpassungen vorgenommen haben - etwa in Form von Investitionen in neue Technologien.

Mittelständische Unternehmen leisten weltweit einen großen Beitrag zu Wohlstand, Aufschwung und Wachstum. Allerdings stehen sie vor großen Herausforderungen, die auch nach der Corona-Pandemie anhalten werden. Dazu zählen vor allem die steigenden Energiekosten, die Inflation, die sich mit großer Wahrscheinlichkeit weiter zuspitzenden Lieferkettenprobleme sowie weltweite geopolitische Unsicherheiten - und weitere noch nicht absehbare Faktoren. Firmen, die in der Pandemie umfassende Anpassungsmaßnahmen ergriffen haben, sind krisenfester und widerstandsfähiger und damit möglicherweise auch besser in der Lage, die künftigen Herausforderungen zu bewältigen.

Christoph Stoica ist Geschäftsführer der zentraleuropäischen Landesgesellschaft bei Sage.

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