Immer der Nase nach

08.08.2002
Mit Computerhilfe lassen sich phantastische virtuelle Welten erschaffen. Der User kann zum Beispiel über virtuelle grüne Wiesen wandern, ein Wasserfall rauscht im Hintergrund. Mit Hilfe einer modernen Grafikkarte lassen sich viele Effekte auf den Bildschirm zaubern. Die richtige Sounduntermalung liefern hochwertige Soundkarten und Lautsprecher. Doch um die virtuelle Welt wirklich real erscheinen zu lassen, fehlt nur noch eins: der typische Geruch einer mit Blumen übersäten Wiese.Das soll sich nun ändern. Die Firma Comscent will ein Gerät auf den Markt bringen, das dem Computer erlaubt, Duftnoten per Software auszugeben. Mit einem speziellen Geruchsgeber sollen sich fast alle Gerüche erzeugen und softwaregesteuert freisetzen lassen. Die ist nicht neu. Schon 1997 wurde der Versuch unternommen, Gerüche per Computer auszugeben. Die amerikanische Firma Digiscent hat sich auf diesem Gebiet einen zweifelhaften Ruf erworben. Mit großem Marketingaufwand sollte ein Geruchsgeber auf den Markt gebracht werden. Das Einzige, was fehlte, war ein marktreifes Produkt - was blieb, ist der Geruch von 72 Millionen verbrannten Dollar.Doch in den vergangenen Jahren wurde die Technik weiter verfeinert, und nun ist es so weit: Der erste computergesteuerte Geruchsgeber namens "Sniffman" steht kurz vor der Serienreife. Das Herzstück des Gebers besteht aus einem kleinen Halbleiterchip, der ähnlich wie ein Tintenstrahler über kleine Düsen verschiedene Geruchsstoffe freisetzen kann. Diese Geruchsstoffe gelangen auf ein kleines Plättchen, wo sie erwärmt und durch einen Luftzug nach außen befördert werden. Die abgegebenen Stoffmengen sind nach Angaben des Herstellers so klein, dass sie nur in unmittelbarer Umgebung des PCs wirken.In der Grundversion können 32 verschiedene Geruchsstoffe freigesetzt werden, womit schon ein großes Repertoire an Düften zur Verfügung steht. Außerdem lässt sich der Chip leicht auf die doppelte Anzahl an Duftdüsen erweitern. Die Geruchsgrundstoffe befinden sich in kleinen Patronen, die ähnlich wie beim Tintenstrahler von Zeit zu Zeit ausgetauscht werden müssen. Neben den Grundgerüchen lassen sich auch spezielle Duftnoten, abgestimmt auf verschiedene Spiele, konstruieren. Dann gehört beispielsweise in Zukunft zu jedem Spiel ein eigener Geruchschip. Der wird dann in den Sniffman eingelegt und sorgt für das richtige Duftambiente beim Spiel.Erfunden und entwickelt wurde der Geruchschip von den be Münchener Professoren Wolfgang Wehl und Jörg Wild. Kein Wunder, dass sie sich der Technik eines Tintenstrahlers bedient haben, schließlich promovierten be Forscher beim Erfinder des Tintenstrahldruckers Professor Joachim Heinzl in München.Anwendungsgebiete Neben Spielen sollen auch Betreiber von Webseiten vom Geruchschip profitieren. Im Durchschnitt bleiben Internetanbietern nur drei Sekunden Zeit, um den User dazu zu bringen, auf der angewählten Webseite zu verbleiben. Drei Sekunden - das ist meist zu kurz, um durch Bilder oder Töne zu überzeugen. Beim Duft ist das anders: Duft überzeugt durch Emotionalität und bindet den User durch Manipulation des Unterbewusstseins an die Seite. Unternehmen wie Coca-Cola, Nestlé, Mars und Ferrero könnten zum Beispiel in Zukunft kleine Chips verschenken, die spezielle Gerüche, abgestimmt auf die jeweiligen Produkte, beim Aufrufen der Webseite abgeben.Auch Hotelketten sollen schon Interesse an dem Chip bekundet haben. Der Grund: Viele Gäste verzichten auf das meist recht teure Frühstück und gehen nebenan im Bistro einen Happen essen. Ein Geruchsgeber im Fahrstuhl verströmt dann Kaffeeduft und erzeugt beim Gast ein starkes Hungergefühl. Dieses bewirkt, dass der Gast nun sofort etwas zu essen haben will. Bis zum Bistro ist es ihm zu weit, und er geht lieber gleich in den Frühstücksraum des Hotels.Vorgestellt werden soll das Gerät erstmals auf der Cebit 2003, und kurz danach soll es auch zu kaufen sein.KurzgefasstHersteller: Comscent Produkt: Geruchsgeber Sniffman Produktgruppe: Sonstige Zielgruppe: alle Anwender Verfügbarkeit: Vorstellung auf der Cebit 2003 Preis: zwischen 99 und 149 Euro, Ersatzpatrone zwischen 15 und 20 Euro Verkaufsargumente: Reality Computing ComputerPartner-Meinung: über kurz oder lang wird ein Geruchsgeber Einzug in die IT-Branche halten. Die Erfindung der be Münchener Professoren könnte den Grundstock für einen neuen Industriezweig bilden. In nur wenigen Jahren werden wir uns vielleicht einen Computer ohne Geruchsausgabe nicht mehr vorstellen können. (jh)

Mit Computerhilfe lassen sich phantastische virtuelle Welten erschaffen. Der User kann zum Beispiel über virtuelle grüne Wiesen wandern, ein Wasserfall rauscht im Hintergrund. Mit Hilfe einer modernen Grafikkarte lassen sich viele Effekte auf den Bildschirm zaubern. Die richtige Sounduntermalung liefern hochwertige Soundkarten und Lautsprecher. Doch um die virtuelle Welt wirklich real erscheinen zu lassen, fehlt nur noch eins: der typische Geruch einer mit Blumen übersäten Wiese.Das soll sich nun ändern. Die Firma Comscent will ein Gerät auf den Markt bringen, das dem Computer erlaubt, Duftnoten per Software auszugeben. Mit einem speziellen Geruchsgeber sollen sich fast alle Gerüche erzeugen und softwaregesteuert freisetzen lassen. Die ist nicht neu. Schon 1997 wurde der Versuch unternommen, Gerüche per Computer auszugeben. Die amerikanische Firma Digiscent hat sich auf diesem Gebiet einen zweifelhaften Ruf erworben. Mit großem Marketingaufwand sollte ein Geruchsgeber auf den Markt gebracht werden. Das Einzige, was fehlte, war ein marktreifes Produkt - was blieb, ist der Geruch von 72 Millionen verbrannten Dollar.Doch in den vergangenen Jahren wurde die Technik weiter verfeinert, und nun ist es so weit: Der erste computergesteuerte Geruchsgeber namens "Sniffman" steht kurz vor der Serienreife. Das Herzstück des Gebers besteht aus einem kleinen Halbleiterchip, der ähnlich wie ein Tintenstrahler über kleine Düsen verschiedene Geruchsstoffe freisetzen kann. Diese Geruchsstoffe gelangen auf ein kleines Plättchen, wo sie erwärmt und durch einen Luftzug nach außen befördert werden. Die abgegebenen Stoffmengen sind nach Angaben des Herstellers so klein, dass sie nur in unmittelbarer Umgebung des PCs wirken.In der Grundversion können 32 verschiedene Geruchsstoffe freigesetzt werden, womit schon ein großes Repertoire an Düften zur Verfügung steht. Außerdem lässt sich der Chip leicht auf die doppelte Anzahl an Duftdüsen erweitern. Die Geruchsgrundstoffe befinden sich in kleinen Patronen, die ähnlich wie beim Tintenstrahler von Zeit zu Zeit ausgetauscht werden müssen. Neben den Grundgerüchen lassen sich auch spezielle Duftnoten, abgestimmt auf verschiedene Spiele, konstruieren. Dann gehört beispielsweise in Zukunft zu jedem Spiel ein eigener Geruchschip. Der wird dann in den Sniffman eingelegt und sorgt für das richtige Duftambiente beim Spiel.Erfunden und entwickelt wurde der Geruchschip von den be Münchener Professoren Wolfgang Wehl und Jörg Wild. Kein Wunder, dass sie sich der Technik eines Tintenstrahlers bedient haben, schließlich promovierten be Forscher beim Erfinder des Tintenstrahldruckers Professor Joachim Heinzl in München.Anwendungsgebiete Neben Spielen sollen auch Betreiber von Webseiten vom Geruchschip profitieren. Im Durchschnitt bleiben Internetanbietern nur drei Sekunden Zeit, um den User dazu zu bringen, auf der angewählten Webseite zu verbleiben. Drei Sekunden - das ist meist zu kurz, um durch Bilder oder Töne zu überzeugen. Beim Duft ist das anders: Duft überzeugt durch Emotionalität und bindet den User durch Manipulation des Unterbewusstseins an die Seite. Unternehmen wie Coca-Cola, Nestlé, Mars und Ferrero könnten zum Beispiel in Zukunft kleine Chips verschenken, die spezielle Gerüche, abgestimmt auf die jeweiligen Produkte, beim Aufrufen der Webseite abgeben.Auch Hotelketten sollen schon Interesse an dem Chip bekundet haben. Der Grund: Viele Gäste verzichten auf das meist recht teure Frühstück und gehen nebenan im Bistro einen Happen essen. Ein Geruchsgeber im Fahrstuhl verströmt dann Kaffeeduft und erzeugt beim Gast ein starkes Hungergefühl. Dieses bewirkt, dass der Gast nun sofort etwas zu essen haben will. Bis zum Bistro ist es ihm zu weit, und er geht lieber gleich in den Frühstücksraum des Hotels.Vorgestellt werden soll das Gerät erstmals auf der Cebit 2003, und kurz danach soll es auch zu kaufen sein.KurzgefasstHersteller: Comscent Produkt: Geruchsgeber Sniffman Produktgruppe: Sonstige Zielgruppe: alle Anwender Verfügbarkeit: Vorstellung auf der Cebit 2003 Preis: zwischen 99 und 149 Euro, Ersatzpatrone zwischen 15 und 20 Euro Verkaufsargumente: Reality Computing ComputerPartner-Meinung: über kurz oder lang wird ein Geruchsgeber Einzug in die IT-Branche halten. Die Erfindung der be Münchener Professoren könnte den Grundstock für einen neuen Industriezweig bilden. In nur wenigen Jahren werden wir uns vielleicht einen Computer ohne Geruchsausgabe nicht mehr vorstellen können. (jh)

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