Immer mehr Microsoft im Wohnzimmer

17.06.2004
Mit seinem markant designten Home Server "RA 104setzt weiter auf seine eigene Home-TheatreLösung "Vaio Media". Doch die Zeichen mehren sich, dass die Japaner auch hier zu Lande bald Microsofts "Windows XP Media Center als Alternative anbieten werden. Von ComputerPartner-Redakteur Dr. Thomas Hafen

Seit Ende vergangenen Jahres blasen PC-Hersteller zum Angriff auf das Wohnzimmer. Zu lange war der Lebensmittelpunkt eine Rechner-freie Zone. Auch Microsoft sah den Trend und brachte 2003 mit "Windows XP Media Center Edition 2004" eine multimediale Variante seines Betriebssystems auf den Markt. Das Wohnzimmer-Windows erlaubt es, TV-, Video- und Audio-Applikationen und -Geräte vom PC aus zu steuern. Das Lifestyle-XP ist allerdings nur in Verbindung mit einem PC erhältlich. Zu den Hardwarepartnern zählt zwar alles, was Rang und Namen hat, dennoch ist das Angebot an Media-Center-PCs immer noch sehr überschaubar.

Auf seine Insellösung "Vaio Media" setzt dagegen weiterhin Sony. Der Konzern brachte Ende 2003 in rascher Folge so genannte "Home Server" wie den "PCV-RZ414 und den "PCV-RS316" auf den Markt. Für die Kommunikation zwischen Unterhaltungselektronik und PC sorgt der so genannte "Network Media Receiver". Das etwa buchgroße Kästchen verfügt über alle notwendigen Audio- und Video-Anschlüsse, die Verbindung zum PC erfolgt über Ethernet-Kabel oder Wireless LAN.

Markt entwickelt sich nur langsam

Während in den USA die Hersteller gute Umsätze mit dem Media-Center-Rechnern machen, hat es das Konzept vom Wohnzimmer-PC hier zu Lande schwer, den Markt zu erobern. Selbst Vorreiter Sony, der schon seit 1998 UE-Schnittstellen in seine Geräte integriert, übt sich in Geduld. "Dass sich die Märkte nicht so schnell entwickeln, wie man das gerne hätte, ist klar", sagt Sony-Mitarbeiter Nils Seib.

Einen neuen Schub soll der Home-Server "VGC-RA104" geben, den der Konzern im August 2004 auf den europäischen Markt bringen will. Das mattschwarze Gehäuse mit dem markanten Loch ist ein echter Hingucker. Dank der "Design-Lücke" kann der Rechner ohne lärmende Lüfter seine enorme Leistung entfalten. Zu einem Preis, der mit zirka 2.700 Euro auf dem Niveau des Vorgängers liegen soll, erhält der Käufer einen 3,6 GHz schnellen Pentium P4 mit Prescott-Kern, ein GB RAM, eine 250 GB große Serial-ATA-Festplatte, einen DVD-Brenner für "Plus"-, "Minus" sowie Dual-Layer-Scheiben und vieles mehr.

Sony bleibt bei seiner Insellösung

Im Unterschied zur amerikanischen Variante, in der Windows XP Media Center Edition zum Einsatz kommt, setzt Sony hier zu Lande auf Vaio Media. Grund sei die fehlende Netzwerkfähigkeit der Microsoft-Lösung, so Seib. Während der Sony im Arbeitszimmer stehen und per Wireless LAN und Network Media Receiver mehrere Räume mit Audio- und Video-Daten versorgen kann, sei dies beim Windows Media Center noch nicht möglich. Microsoft hat allerdings bereits im Januar 2004 Lösungen für Network-Media-Receiver-ähnliche Geräte angekündigt. Per "Windows Media Center Extender" und "Xbox Media Center Extender" sollen die Signale von PC beziehungsweise Spielekonsole an Fernsehgeräte und Stereoanlage übertragen werden.

Meinung des Redakteurs

Die ideale PC-Lösung fürs Wohnzimmer muss erst noch gefunden werden. Der neue Home Server von Sony kommt dem Ideal zwar schon sehr nahe, ist mit einem Preis von 2.700 Euro aber nicht wirklich massenmarkfähig.

Software für das Media Center

Die Multimedia-Lösungen "Windows XP Media Center Edition 2004" von Microsoft und "Vaio Media" von Sony sind nur in Verbindung mit einem entsprechenden PC erhältlich. Wer sich seinen Home Server selber basteln will, kann aber auf eine ganze Reihe geeigneter Produkte zurückgreifen. Die Komplettlösung "Power Cinema 3" von Cyberlink (www.gocyberlink.com) kostet rund 80 Euro. Kostenlos erhältlich ist beispielsweise das "Tivion Media Center" (www.tivion.org). oder die Freeware "MyHTPC" (myhtpc.net). Im Herbst 2004 wird Buhl Data eine weitere Lösung auf den Markt bringen. Das "Sceneo Media Center" basiert auf MyHTPC und ist in Zusammenarbeit mit dessen Entwickler Meedio entstanden.

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