Inderwahn im IT-Nirvana

23.03.2000
Die Infineon-Aktie, das Kapital und die Entwicklungshilfe.

Om ma?ni pa?dme hum - ganz ruhig bleiben. Jetzt sind es schon 20.000 Inder, die den Konzernen aus Schröders Green-Card-Druckerei zugesagt wurden. Im Gegenzug soll die rot-grüne Anti-Atomkraftregierung die Entwicklungshilfe (!) für den asiatischen Atombombenaggressor wieder fließen lassen. Ansonsten droht, natürlich diplomatisch fein umschrieben, ein Ausreiseverbot für die indischen Dumping-Programmierer. Manche sehen darin eine letzte Chance für Schröder, aus dem Schlamassel wieder herauszuklettern. Denn im Umkehrschluss bedeutet dies die Subventionierung von Arbeitsplatzvernichtung und bildungspolitischem Schwachsinn. Anstatt mit dem Geld unserem Schulsystem auf die Sprünge zu helfen, Lernmittelfreiheit und Erwachsenenbildung zu finanzieren, investiert Deutschland wie gehabt ins Ausland. Abgesehen davon, dass die besten Inder schon längst in den USA oder in Großbritannien programmieren oder in ihrer Heimat für Subunternehmen deutscher Firmen tätig sind, wo wollen die in München oder Hamburg denn Zimmer bekommen? Lobbyisten anderer Geldquellen regen den Import osteuropäischen Programmierpotentials an. Gewinne mit Billig und Masse zu erwirtschaften, ist auf alle Fälle schneller und einfacher als mit Know-how und Innovation. Nur, das ist nicht der Deutschen Stärke, unsere Denke war einmal unser stärkstes Kapital, und vier Millionen "Human Ressources" stehen in der Warteschleife. Wenn Gewinne in der Industrie erhöht werden müssen - und diese Aufgabe haben die AGs nun einmal -, geschieht dies zumeist durch Senkung der Personalkosten. Doch bestimmt nicht in der Chefetage oder mit Neueinstellungen deutscher, fast unbezahlbarer Fachkräfte. Merkt denn keiner, dass dies eine Maßnahme zur Personalkostensenkung sein soll?

Schon lange wünsche ich mir Green Cards für Lehrer oder Politiker. Als Kommunalpolitiker zwar, aber mit den Grundkenntnissen der Manipulation durch "Bimbes" bestens vertraut, versichere ich Ihnen, dass es auch hier nur um Kohle, Schotter, Zaster und Mäuse geht. Die markigen Sprüche aus dem weißblauen Grenzgebiet zu Österreich weisen darauf hin, dass entweder das Problem gerade erst erkannt wurde, was für den politischen Weitblick dieser Landesregierung spricht, oder schon jahrelang in Ordnern abgeheftet auf einen finanziellen Beschleuniger aus der Industrie wartet, Stichwort Datenautobahn. Es rächt sich immer, an der Bildung zu sparen, außer für die, die daran verdienen.

Mein Fazit: Fragen Sie doch einmal Ihren Abgeordneten, was bisher für die Zukunftssicherung im Bereich Bildung getan wurde, und Sie werden sich amerikanische Verhältnisse in der Politik wünschen.

Bis demnächst, Euer Querschläger!

Der ComputerPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz.

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