Indische IT-Bosse: rote Karte für die deutsche Greencard

06.02.2000
In die USA eingewanderte und erfolgreiche Inder betrachten die deutsche Variante der Arbeitskraftgewinnung mit Skepsis.

I n einem offenen Brief an Bundeskanzler Gerhard Schröder haben indische IT-Bosse aus dem kalifornischen Silicon Valley der deutschen Greencard die rote Karte gezeigt. Das Vorhaben, "Gastarbeiter aus Indien als billige Arbeitskräfte auf begrenzte Zeit anzuwerben", sei letztlich zum Scheitern verurteilt. Spitzenkräfte würden wegen der besseren wirtschaftlichen und persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten nach wie vor die USA bevorzugen. Für Deutschland bleibe dann nur die zweite Wahl, denn die kreativsten Unternehmer und technischen Experten könnten nur gewonnen werden, wenn sie als Einwanderer willkommen sind.

Inder als Handlanger

Vor dem Hintergrund ihrer eigenen Erfolgsgeschichte in den USA machen die indischen IT-Bosse keinen Hehl aus ihrem Unverständnis für die deutsche Debatte: "Wer indische Fachleute wie Rohmaterial importieren will, vermittelt den Eindruck: Ich weiß alles, ich brauche nur Handlanger, die meine Arbeit erledigen." Deutschland werde das bekommen, "was es einkaufen will: einfache Arbeitskräfte, aber nicht mehr".

In den USA werden derzeit 40 Prozent aller Unternehmensgründungen von Indern geführt, den wirtschaftliche Effekt schätzt eine Studie der Berkely-Universität auf 3,5 Milliarden Dollar Jahresumsatz und mehr als 16.000 neue Arbeitsplätze. Anfänglich reine Fachkräfte, unterstützten die Inder der zweiten Generation heute universitäre Forschung und schafften neue Fakultäten. Die Schreiber des offenen Briefes sind davon überzeugt, dass die Internet-Explosion im Silicon Valley ohne sie nicht möglich gewesen wäre. Dass dies in den USA genauso gesehen werde, beweise die amerikanische Einwanderungspolitik.

Abschließend geben die Verfasser des offenen Briefes Schröder zu bedenken: "Unternehmer und technische Experten aus anderen Ländern können eine Volkswirtschaft bereichern und so Tausende neuer Arbeitsplätze schaffen, wenn sie als Einwanderer willkommen sind." Der Kanzler solle sich mit den indischen Leistungen im Silicon Valley auch mal vor Ort vertraut machen. (via)

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