Industrie an Hacker interessiert

26.08.1999

ALTLANDSBERG: Das diesjährige Treffen des Hamburger Chaos Computer Club (CCC) zog nicht nur Hacker aus aller Welt an, sondern auch Firmen. Sie sind auf der Suche nach versierten Programmierern, womit sie bei Hackern im Prinzip an der richtigen Adresse sind.So geschah es auch beim CCC-Festival in Altlandsberg nahe Berlin. Während sich 1.800 Hacker drei Tage lang daran machten, im abgeschirmten Camp gegnerische PCs auf Sicherheitslücken durchzuscannen, Linux-Server zu knacken - was nicht gelang -, sich über die nächste IP-Version Ipv6 zu unterhalten und über den 40 Meter hohen, von der Telekom aufgestellten 34 Mbit/s-Richtfunkturm sich mit der Welt zu verbinden, waren auch Vertreter von Firmen gekommen, um sich in der Hacker-Szene nach neuen Programmierern umzusehen.

Vor allem nach Sicherheitsexperten, auch wenn die Hackerszene eher zum Hippie neigt als zum künftigen Businessman, "Schlipse" im Hackerjargon genannt. Um in das eingezäunte Camp zu kommen, zahlten sie je 1.500 Mark (statt 150 Mark Normalpreis) für "Business-Tickets". 42 davon konnte der Veranstalter losschlagen.

Viele Eindrücke für Firmenvertreter.

Dafür erlebten die Unternehmensvertreter, wie man sich mit eigener Software in ein Motorola-Handy einloggt und die GSM-Karte nach freien Stücken programmiert. Sie konnten Sicherheitsexperten zusehen, die Fingerprint-Scanner mit einer Fingerabdruck-Folie überlisteten, und dem Versuch beiwohnen, den Camp-Backbone mit seinen 1.500 Hostadressen wieder flottzumachen. Er war lahmgelegt worden - ob absichtlich oder durch einen verkehrt programmierten Switch, sei dahingestellt.

Zahlreiche Workshops warteten auf die Firmenvertreter. Etwa der Vergleich von Sicherheitsmechanismen der Netzbetriebssysteme NT, Netware und Linux oder das Thema "Eingeschränkt freie Berufswahl in der IT-Branche".

David Del Torto, verantwortlich für Sicherheitsfragen bei dem kalifornischen Beratungsunternehmen Deloitte & Touche und Mitglied der Cyberpunks in San Francisco, ist sich sicher: "Solange ein Hacker nicht in das eigene Firmennetz einbricht, wird er immer einen Job finden." "Es ist schon lustig zu sehen, wieviel Wissen die hier Hackenden haben. Einen Job zu finden wird nie ihr Problem sein", bestätigt ihn ein Hacker. Wenn nur die Krawatte stimmt. (wl)

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