Infinigate hat genug von roten Zahlen und forciert Eigenlösung

03.05.2001
Infinigate, besser bekannt unter dem Namen Internet 2000, will in diesem Jahr den Turnaround schaffen.

Es hätte alles so gut werden können, wenn die Börsen mitgespielt hätten. Die In-finigate AG hatte bereits alle Weichen für den Gang aufs Par-kett gestellt. Viel Geld ist in die Vorbereitung des Börsengangs ge-flossen. Doch dann kam die Ernüchterung an den Geldmärk-ten, und die Pläne wurden Makulatur.

Nicht nur der angestrebte Börsen-gang, auch die Namensänderung und die Anschubfinanzierung neuer Ländergesellschaften koste-ten so viel Geld, dass Infinigate am Ende des Jahres 2000 mit einem operativen Verlust von rund vier Millionen Euro dastand. Das oberste Ziel des Vorstands für das laufende Geschäftsjahr ist deshalb, das Unternehmen wieder in die Gewinnzone zu führen.

Die Zahlen des ersten Quartals machen Mut: Das negative Betriebsergebnis fiel kleiner aus als erwartet. Statt minus eine Million Euro verbuchte Infinigate nur minus 532.000 Euro operativen Verlust. Der Umsatz betrug 7,96 Millionen Euro.

Namensänderung ist Programm

Die Namensänderung von Internet 2000 zu Infinigate Mitte ver-gangenen Jahres deutet den neuen Kurs des Unternehmens an. In den ersten Jahren war die Anlehnung an die erste erfolgreiche Unter-nehmensgründung von Infinigate-Chef Axel Schultze, Computer 2000, recht. Doch nun will Infinigate nicht mehr in erster Linie mit dem Großhandel von Produkten Geld verdienen, sondern mit dem Vertrieb eigener Lösungen und der dazugehörigen Dienstleistungen.

"Unsere eigenen Lösungen haben für uns erste Priorität. Die Vertrieb der Fremdprodukte ist die zweite Prioriät", erklärt Schultze. Zwar wird der Verkauf von Produkten anderer Hersteller langfristig ein wichtiger Umsatzträger bleiben, die Erlöse daraus werden aber "nicht weiter so steigen wie in der Vergangenheit", schreibt das Unternehmen seinen Aktionären (siehe Kasten).

ESD auf Eis gelegt

Auf dem Weg zur Profitabilität wurde ein Geschäftsfeld auf Eis gelegt: Infinigate hat sich komplett von der Elektronischen Software Distribution (ESD) verabschiedet. "Ein Return-on-Investment war einfach nicht absehbar", begründet Schultze die Abwendung.

Seiner Philosophie, dem Fokus auf indirekte Vertriebswege, bleibt das Unternehmen trotz veränderter Schwerpunkte in zweierlei Hin-sicht treu: Die Eigenlösungen sind für Unternehmen mit indirekter Vertriebsorganisation gedacht, und sie werden unter Einbe-ziehung von Partnern vertrieben.

Der befürchtete Kanalkonflikt hält viele Hersteller mit indirektem Kanal vom E-Commerce ab, so die These von Infinigate. Deshalb sei die nächste Stufe des E-Business, den Vertriebskanal von Anfang an in den Bestellvorgang zu integrieren. Dafür bietet das Un-ternehmen das Produkt "Lead-source 1" an, das demnächst in einer neuen Software mit dem Codenamen "Neo" aufgehen wird. Das Neue an dieser E-Business-Lösung ist, dass sie bereits bei der Lead-Generierung ansetzt.

"Neo wird unser Flaggschiff. Mit Neo können wir den gesamten Vertriebsprozess von der Anfrage bis zum Auftrag managen", lässt das Unternehmen in seinen "Capital News" die Anteilseigner wissen.

In der vergangenen Woche reiste Schultze an die Pazifikküste, um sich von den Entwicklern von Infinigate Incorporated in Laguna Hills die Features der neuesten Eigenentwicklung erklären zu lassen. Demnächst wird er sie in Europa vorstellen.

ComputerPartner-Meinung:

Axel Schultze hat schon einmal sehr erfolgreich ein großes Unternehmen aufgebaut. Die Frage ist, ob Unternehmen mit indirektem Kanal die Lösung von Infinigate akzeptieren werden. (is)

Infigate AG

Aktie im Telefonhandel

Mehr als 600 Aktionäre halten Anteile an Infinigate, denn das Unternehmen hatte 1997 als erstes in Europa Aktien über das Internet angeboten. Vor dem geplanten Börsengang fand ein Delisting vom Online-Handels-platz Webstock statt. Damit das Papier nun trotz des aufge-schobenen Börsengangs handel-bar ist, ist die Infinigate-Aktie (WKN 505790) seit 23. April im Telefonhandel über die KST Wertpapierhandels AG, Stutt-gart, erhältlich. Am ersten Handelstag stand der Kurs der Aktie bei zehn Euro.

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