Infocus will weg vom hochpreisigen Image

13.02.2003
Niemand verliert gerne Marktanteile - und wenn doch, dann muss er etwas tun, um sie zurückzugewinnen. So wie Infocus, das nach einem nicht zufrieden stellenden Jahr 2002 das Einstiegssegment im Projektorenmarkt für sich gewinnen will.

Wir wollen weg von unserem Image, wonach wir nur hochpreisige Projektoren anbieten", gibt Peter Potthast, Senior Marketingmanager für Zentraleuropa bei der Infocus GmbH, die Richtung für die nahe Zukunft vor. Stattdessen will sich der Projektorhersteller von nun an verstärkt dem Einstiegssegment widmen. Und das hat er auch bitter nötig, wie die Entwicklung der Marktanteile belegt. Im dritten Quartal 2002 lagen die Anteile der beiden zur Infocus-Gruppe gehörenden Marken Infocus und ASK in Deutschland nur noch bei zusammen 5,2 Prozent, was das Unternehmen auf den neunten Rang der Projektoranbieter zurückfallen ließ. Verglichen mit einem Anteil von 9,5 Prozent im Jahr 2001 und dem Gesamtrang zwei ein deutlicher Rückgang.

"In der Vergangenheit gehörten wir nicht zu den preiswertesten Anbietern", gibt Potthast zu. "Aber mit Projektoren im Einstiegssegment werden wir richtig Volumenstückzahlen generieren können und Marktanteile zurückgewinnen." Potthast weiß auch, worin der Grund für die enttäuschende Entwicklung zu suchen ist. "Nach der Fusion von Infocus und ASK vor etwa zweieinhalb Jahren besaßen wir lange Zeit ein unausgeglichenes Portfolio: Mit dem LP130 und dem M3 hatten wir zum Beispiel zwei sehr ähnliche Projektoren für den mobilen Bereich, dafür hatten wir andere Segmente überhaupt nicht besetzt." Laut Potthast kam dieses Missverhältnis durch die lange Vorlaufzeit bei einer Produktentwicklung zu Stande.

Preissturz bei vier Projektoren

Im vierten Quartal 2002, für das derzeit noch keine endgültigen Marktzahlen vorliegen, konnte Infocus eigenen Angaben zufolge den Abwärtstrend stoppen. "Zum Jahresende lagen wir wieder auf Rang fünf oder sechs. Und in diesem Jahr wollen wir auf 8,5 bis 9 Prozent deutlich zulegen", sagt Potthast.

Dabei helfen soll in erster Linie eine neue strategische Ausrichtung hin zu niederpreisigen Geräten. Den Anfang macht die Preissenkung der vier Projektoren "LP240", "X1", "LP500" und "LP250". Verglichen mit dem Preis zur Zeit der Markteinführung vor etwa einem Jahr (etwa 4.000 Euro) liegt der empfohlene Verkaufspreis des LP500 beispielsweise derzeit bei nur noch etwa der Hälfte (zirka 1.970 Euro). Und der LP240 ist durch die Preisreduzierung zum billigsten Beamer im Infocus-Sortiment geworden: Er kostet fortan etwa 1.500 Euro.

Ein heißes Thema im Markt sind derzeit Wireless-LAN-fähige Projektoren. Doch während andere Hersteller bereits seit mehreren Wochen ein entsprechendes Gerät in ihren Reihen haben, herrscht bei Infocus diesbezüglich Ebbe. Hat man hier eine Entwicklung verschlafen? "Nein, wir sind mit Bedacht etwas langsamer an diese Gerätegruppe herangetreten, da bei den Kunden nach wie vor Unklarheit herrscht, wofür man die WLAN-Funktion gebrauchen könnte", erklärt Potthast die Situation.

Für Ende des ersten Quartals stellt aber auch er den ersten drahtlosen Beamer in Aussicht. Es wird aber kein neuer Projektor sein. Infocus wird vielmehr ein Steckmodul anbieten, das jedem Projektor mit einer M1-DA-Schnittstelle zu einem WLAN-Gerät macht. "Die wirtschaftliche Lage lässt nicht vermuten, dass in absehbarer Zeit viele Projektoren mit einer integrierten WLAN-Funktion verkauft werden", erklärt der Manager den von Infocus gewählten Weg. Mit einem Steckmodul seien die Anwender flexibler: "Auch bereits existierende Projektoren lassen sich auf diese Weise nachträglich mit einer WLAN-Funktion versehen." Über einen Preis des Steckmoduls will Potthast zum jetzigen Zeitpunkt aber noch keine Auskunft geben.

Zu guter Letzt weist Potthast noch auf kleine Änderungen im Infocus-Partnerprogramm hin. Fachhändlern, die direkt bei Infocus Projektoren beziehen, hatte der Herstel- ler bisher ab einem Jahresumsatz von einer Million Euro einen Werbekostenzuschuss von zwei Prozent gewährt. Da dieser Wert zu hoch war, hat man die Grenze jetzt auf 150.000 Euro gesenkt. Und auch kleinen Händlern kommt Infocus künftig entgegen: "Für 150 Euro kann sich jeder Wiederverkäufer einen beliebigen Projektor vier Tage lang für Demonstrationszwecke ausleihen", erklärt Potthast. Grund für die Entscheidung sei ein Zwiespalt gewesen. "Kleine Händler wollten sich keine Projektoren auf Lager holen, und Kunden wollten nur kaufen, wenn sie das Gerät vorher sehen und ausprobieren durften."

www.infocus.de

ComputerPartner-Meinung:

Wer sagt, sein Image ändern zu wollen, gibt indirekt zu, zuletzt nicht besonders erfolgreich gewesen zu sein. Für die Ansprüche, die Infocus an sich selbst stellt, trifft das sicherlich zu. Der neue Weg, auch Projektoren im Lowend-Bereich anzubieten, ist richtig - ist derzeit doch nur ein Bruchteil aller Konferenzräume weltweit mit einem Beamer ausgestattet. Und die Entscheidung, zunächst nur ein WLAN-Steckmodul anzubieten statt gleich einen kompletten Projektor, ist angesichts der derzeitigen Firmenzurückhaltung bei den Investitionen auch nicht verkehrt. (tö)

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