Infomatec: Neustrukturierung statt Ausverkauf

19.09.2000
Bekannt ist, dass es der Augsburger Internet-Firma Infomatec AG ausgesprochen schlecht geht, seitdem öffentlich wurde, wie sie ihre Aktionäre mit falschen Unternehmensprognosen zu Gewinn und Auftragslage, etwa bei der Lieferung von Internet--Surfstationen an Prov Mobilcom, zu täuschen versuchte. Zwangsläufig ging es mit dem zirka 740 Mitarbeiter zählenden AG in den letzten Monaten steil bergab: Die Aktie verlor zirka 90 Prozent ihres Wertes, der Firma drohte das Delisting vom Neuen Markt, und Kleinanlieger klagen gegen den Vorstand wegen des Verdachts des Ins. Freitag vergangener Woche haben nun die be Vorstände Gerhard Harlos und Alexander Häfele erklärt, sie wollten bis zum 31. Dezember 2000 zurücktreten. Außerdem müssen 120 Mitarbeiter (20 Prozent) bis Ende des Jahres das Unternehmen verlassen, um die Unternehmenskosten um zirka 20 Prozent zu senken. Der Vorwurf des Ins werde schließlich von einem unabhängigen Wirtschaftsprüfer begutachtet. Als "komplett unzutreffend" in diesem Zusammenhang klassifiziert Marketingchef Jürgen Lücke gegenüber ComputerPartner den Bericht der Schweizer IT-Wochenzeitung "Computerworld", demzufolge es zu weiteren drastischen Maßnahmen kommen werde. Infomatec plane keinesfalls den Ausverkauf der drei wichtigen Firmenzweige ASP (Application Service Prov; Partner sind unter anderem Cisco, Nortel und Topsales), der rund 100 Mitarbeiter zählenden IAS (Infomatec Internet Appliance Systems; die Internet-TV-Abteilung steuerte im ersten Halbjahr 2000 mit 28,6 Millionen Euro rund zwei Drittel zum Gesamtumsatz bei) und von Teilbereichen von GIS (die Entwicklerabteilung Globale Informationssysteme). Aber er gibt zu, das Unternehmen habe erkannt, "zu klein zu sein, um in diesen Zukunftsmärkten das Ziel Marktführer zu erreichen". Infolge dessen suche die AG "nach strategischen Partnern" in den Bereichen TV und ASP. Hier sei sie bereits weit fortgeschritten; Namen aber wolle er nicht nennen. Richtig sei ferner, dass 45 Mitarbeitern der österreichischen Filialen, ferner 25 SAP- und 44 weitere Mitarbeiter gehen müssten. Die Büros in den USA, Singapur, Peking und Australien würden jedoch weiterhin betrieben. Auch die Finanzlage mit einer Eigenkapitalquote von 85,9 Prozent erlaube es, sol zu wirtschaften. Zwar müsse man "im schlimmsten Fall das Depot an Wertpapieren verkaufen", so Lücke, doch soweit sei es noch lange nicht. Die Augsburger hätten Investoren gefunden, die Kapital zuschiesen wollten, ferner wurde das Delisting vom neuen Markt verhindert, da sie mittlerweile drei "Designated Sponsors" gewonnen haben. Insgesamt habe das Unternehmen, das laut der Computerwoche in eine Reihe von freundlich gesagt größere Settop-Box-Debakel und Finanzvorwürfe verwickelt war, jetzt für einen Neuanfang gesorgt. Die beschlossene "schlankere Linie" berechtige zur Hoffnung, das Ende der "schwierigen Monate" sei erreicht. Auch habe das Unternehmen bei seiner interaktiven TV-Box und Internet-Surf-Station gegenüber der Konkurrenz - Stichwort Medienmogul Kirch und die d-box -noch immer die Nase vorn. "Jetzt kommt es darauf an, mit deutlich besserem Marketing und Vertrieb und neuen Partnern zu überzeugen", wirbt Lücke. Er geht davon aus, dass in diesem Geschäftsjahr immerhin ein Umsatz von rund 50 Millionen Euro erwirtschaftet werden könnte. Der Verlust werde allerdings insgesamt rund 26 Millionen Euro betragen, weshalb der Kapitalbedarf in diesem Jahr bei 37 Millionen läge. (wl)

Bekannt ist, dass es der Augsburger Internet-Firma Infomatec AG ausgesprochen schlecht geht, seitdem öffentlich wurde, wie sie ihre Aktionäre mit falschen Unternehmensprognosen zu Gewinn und Auftragslage, etwa bei der Lieferung von Internet--Surfstationen an Prov Mobilcom, zu täuschen versuchte. Zwangsläufig ging es mit dem zirka 740 Mitarbeiter zählenden AG in den letzten Monaten steil bergab: Die Aktie verlor zirka 90 Prozent ihres Wertes, der Firma drohte das Delisting vom Neuen Markt, und Kleinanlieger klagen gegen den Vorstand wegen des Verdachts des Ins. Freitag vergangener Woche haben nun die be Vorstände Gerhard Harlos und Alexander Häfele erklärt, sie wollten bis zum 31. Dezember 2000 zurücktreten. Außerdem müssen 120 Mitarbeiter (20 Prozent) bis Ende des Jahres das Unternehmen verlassen, um die Unternehmenskosten um zirka 20 Prozent zu senken. Der Vorwurf des Ins werde schließlich von einem unabhängigen Wirtschaftsprüfer begutachtet. Als "komplett unzutreffend" in diesem Zusammenhang klassifiziert Marketingchef Jürgen Lücke gegenüber ComputerPartner den Bericht der Schweizer IT-Wochenzeitung "Computerworld", demzufolge es zu weiteren drastischen Maßnahmen kommen werde. Infomatec plane keinesfalls den Ausverkauf der drei wichtigen Firmenzweige ASP (Application Service Prov; Partner sind unter anderem Cisco, Nortel und Topsales), der rund 100 Mitarbeiter zählenden IAS (Infomatec Internet Appliance Systems; die Internet-TV-Abteilung steuerte im ersten Halbjahr 2000 mit 28,6 Millionen Euro rund zwei Drittel zum Gesamtumsatz bei) und von Teilbereichen von GIS (die Entwicklerabteilung Globale Informationssysteme). Aber er gibt zu, das Unternehmen habe erkannt, "zu klein zu sein, um in diesen Zukunftsmärkten das Ziel Marktführer zu erreichen". Infolge dessen suche die AG "nach strategischen Partnern" in den Bereichen TV und ASP. Hier sei sie bereits weit fortgeschritten; Namen aber wolle er nicht nennen. Richtig sei ferner, dass 45 Mitarbeitern der österreichischen Filialen, ferner 25 SAP- und 44 weitere Mitarbeiter gehen müssten. Die Büros in den USA, Singapur, Peking und Australien würden jedoch weiterhin betrieben. Auch die Finanzlage mit einer Eigenkapitalquote von 85,9 Prozent erlaube es, sol zu wirtschaften. Zwar müsse man "im schlimmsten Fall das Depot an Wertpapieren verkaufen", so Lücke, doch soweit sei es noch lange nicht. Die Augsburger hätten Investoren gefunden, die Kapital zuschiesen wollten, ferner wurde das Delisting vom neuen Markt verhindert, da sie mittlerweile drei "Designated Sponsors" gewonnen haben. Insgesamt habe das Unternehmen, das laut der Computerwoche in eine Reihe von freundlich gesagt größere Settop-Box-Debakel und Finanzvorwürfe verwickelt war, jetzt für einen Neuanfang gesorgt. Die beschlossene "schlankere Linie" berechtige zur Hoffnung, das Ende der "schwierigen Monate" sei erreicht. Auch habe das Unternehmen bei seiner interaktiven TV-Box und Internet-Surf-Station gegenüber der Konkurrenz - Stichwort Medienmogul Kirch und die d-box -noch immer die Nase vorn. "Jetzt kommt es darauf an, mit deutlich besserem Marketing und Vertrieb und neuen Partnern zu überzeugen", wirbt Lücke. Er geht davon aus, dass in diesem Geschäftsjahr immerhin ein Umsatz von rund 50 Millionen Euro erwirtschaftet werden könnte. Der Verlust werde allerdings insgesamt rund 26 Millionen Euro betragen, weshalb der Kapitalbedarf in diesem Jahr bei 37 Millionen läge. (wl)

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