Universitäten mit der Digitalisierung überfordert?

Informatiker brauchen mehr Mut zum Risiko

Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

Angestaubtes Berufsbild vor Augen

"Informatik war vor 30 Jahre eine Wissenschaft mit eng umrissenen Anwendungsfeldern. Das hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Heute benötigen Informatiker viel umfangreicheres Wissen über andere Disziplinen wie etwa Medizin oder aus dem Energie- und Finanzsektor." Ginge es nach Broy, müsste an den Schulen besser über das Fach informiert werden. "Das Berufsbild des Informatikers, mit dem Schüler an die Universität kommen, ist aber noch sehr eng. Viele sehen sich nur als Programmierer", erläutert Broy. "Wir brauchen unternehmerisch denkende Informatikstudenten, die sich in der Unternehmensleitung sehen, die Dinge voranbringen möchten und nicht davon träumen, in einem stillen Kämmerlein zu programmieren."

Die Gründung eines Startups, so wie es sich Broy vermehrt für Deutschland wünschen würde, ist ein riskantes Unterfangen.
Die Gründung eines Startups, so wie es sich Broy vermehrt für Deutschland wünschen würde, ist ein riskantes Unterfangen.
Foto: Dudarev Mikhail - shutterstock

Doch wie soll es mit der Ausbildung von Informatikern weitergehen? Der Münchner Professor wünscht sich mehr unternehmerischen Ehrgeiz von den Studenten und Absolventen, auch wenn das Geduld braucht. "Das lässt sich nur Schritt für Schritt lösen. Aber Unternehmer-Persönlichkeiten wie Hasso Plattner oder August-Wilhelm Scheer leben vor, dass es möglich ist." HPI-Professor Christoph Meinel sieht gerade bei den großen Zukunftsthemen viele neue Perspektiven. "Informatik ist ein Treiber von Industrie 4.0. Auf viele Fragen wie etwa zum Thema Sicherheit oder zur Kommunikation zwischen Mensch und Maschine, fehlen aber noch Antworten."

Unternehmergeist an den Universitäten

Vor 17 Jahren gründeten TUM und Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München das Kooperationsprojekt "Center for Digital Technology and Management" (CDTM), das Studierenden im internationalen und interdisziplinären Studienprogramm "Technology Management? den Weg zum eigenen Unternehmen erleichtern soll. Forschung und Lehre sind dort über Kooperationen eng mit der Industrie verknüpft und verfolgen das Ziel, die Absolventen auf einen Führungsjob in einem High-Tech-Unternehmen vorzubereiten. Außerdem fördert das CDTM Gründungen im Bereich digitaler Technologien mit Netzwerk-Aktivitäten und Entrepreneurship-Kursen.

Am HPI in Potsdam zählen Kurse in Entrepreneurship ebenfalls zum Studienangebot. Ziel ist es, die angehenden Informatiker zu ermutigen, mit einer eigenen Geschäftsidee ein konkurrenzfähiges Unternehmen zu gründen. Dabei stehen ihnen erfahrene Dozentinnen und Dozenten zur Seite und erklären die wichtigsten Schritte zur Existenzgründung. Auch die Praxis kommt dabei nicht zu kurz: Etablierte Startup-Gründer kommen ans HPI und erzählen von ihren Erfahrungen auf dem Weg zur eigenen Firma.

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