Informationstechnik oder Informationstechnologie?

16.03.2000

Einem der großen Wörterbücher der deutschen Gegenwartssprache, dem achtbändigen Duden, zufolge befasst sich die Informationstechnik mit den Möglichkeiten zur Übermittlung und Verbreitung von Information durch die Technik (die Maßnahmen, Einrichtungen und Verfahren, die dazu dienen, die Erkenntnisse der Naturwissenschaften für den Menschen praktisch nutzbar zu machen). Informationstechnologie hingegen ist die Technologie (das technische Wissen, die Gesamtheit der technischen Kenntnisse, Fähigkeiten und Möglichkeiten) der Gewinnung, Speicherung und Verarbeitung von Informationen.

Fragt man nach den Grundbestandteilen beider Wörter, so findet sich einerseits das lateinische Substantiv informatio (>Auskunft, Nachricht, Belehrung<), das von einem Verb informare (>formen, gestalten, unterrichten<) abgeleitet ist (darin wiederum steckt forma >Form, Gestalt<), andererseits das griechische Substantiv techne (>Handwerk, Kunst, Kunstfertigkeit<). Beide Wörter, Informationstechnik und Informationstechnologie, sind Wortbildungen, deren identisches Bestimmungswort Information ist. Die Differenz liegt im Grundwort: In Technologie steckt zusätzlich das griechische logos (>Wort, Geist<) beziehungsweise logia (>Reflexion, Wissenschaft<). Wenn also Technik die Kunst ist, Wissen umzusetzen, so ist Technologie die Lehre von der Technik, das Wissen von der Kunst, Wissen umzusetzen. Der Unterschied ist der von Tun und Nachdenken, Praxis und Theorie.

Der theoretische Unterschied. In der (sprachlichen) Praxis nämlich lässt er sich kaum noch finden. Spätestens seit den 60er Jahren wird Technologie - wohl unter dem Einfluss des englischen technology - zunehmend mit Technik gleichgesetzt. Der Mainzer Sprachwissenschaftler Peter Schmitt führte dies 1987 auf eine qualitative Differenz der so genannten "neuen Technologien" zu den herkömmlichen Techniken zurück: Während letztere vor allem "Erweiterung der physischen Fähigkeiten des Menschen, also im Grunde >Werkzeuge<" gewesen seien, würden mit den neuen Technologien "erstmals auch seine >Denkzeuge< artifiziell projiziert und ersetzt", so Schmitt in der Zeitschrift "Muttersprache". Sie seien damit "reflexiver Natur", und dieser Unterschied verwische die traditionelle Trennung zwischen Wissenschaft und Technik, Ingenieur und Techniker und den Begriffen Technologie und Technik.

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