Initiative 2000

20.08.1998

Auf der Cebit 97 verdichtete sich bei Experten der Eindruck, das Umstellungsproblem sei in Deutschland noch kein Thema. Um die Öffentlichkeit, vor allem aber die Unternehmensleitungen mit diesem wirklich ernsthaften Problem zu konfrontieren, haben namhafte Anbieter der Informationstechnologie die Initiative 2000 gegründet. Diese hat sich zum Ziel gesetzt, die Öffentlichkeit über die Dringlichkeit des Problems aufzuklären. SEC-Geschäftsführer Frank P. Sempert erläutert Aufgaben und Ziele der Initiative.Im Sommer 1998 stellt sich die Situation wie folgt dar, daß große Unternehmen sich der Gefahr durchaus bewußt sind und das Problem auch angegangen sind. Manche Unternehmen wissen zwar heute schon, daß sie die volle Umstellung bis zum 01.01.2000 nicht zu hundert Prozent schaffen werden, aber zumindest alle wichtigen Anwendungen sicherstellen können.

Im Mittelstand sieht dies leider sehr viel düsterer aus. Hier gilt: je kleiner das Unternehmen, desto geringer das Problembewußtsein. Viele haben noch immer nicht erkannt, daß und wie sie davon betroffen sein können. Der Prozeß, ein realistisches Problembewußtsein in den Unternehmen und Organisationen zu entwickeln, ist bei vielen, wenn nicht den meisten Geschäftsführern und Vorständen noch nicht genügend entwickelt. Doch die Zeit drängt. Aus heutigem Kenntnisstand werden es nur die Hälfte der Unternehmen in der Bundesrepublik schaffen, Jahr-2000-verträglich zu werden. Was dies bedeutet, kann man nur ahnen. Vergleichbare Szenarios hat es bisher nicht gegeben. Kein Vorstand und kein Geschäftsführer kann sich heute damit schützen, er hätte die Konsequenzen nicht gekannt. Der Verweis auf das Aktien- oder GmbH-Gesetz bezüglich der Haftung ist durchaus ernst zu nehmen. Die Sorgfaltspflicht besteht weiter, auch im neuen Jahrtausend.

Nicht nur ein Problem der EDV-Abteilung

Das Problem wird nach meiner Erfahrung nur gelöst, wenn es als Unternehmensproblem angenommen wird und nicht als Problem der EDV-Abteilung. Eine aktuelle Untersuchung der Kölnischen Rück stimmt leider immer noch bedenklich, denn ein Drittel der befragten Firmen haben ihre Umstellungsprojekte noch nicht zur Chefsache erklärt, und nur 36 Prozent haben zusätzliche Budgets bereitgestellt. Die Kosten für die Beseitigung des Jahr-2000-Problems sind oftmals nicht abzuschätzen. Im konventionellen Umfeld der IT (Mainframe, Netzwerk-Management, Legacy-Anwendungen, Datenbanken) besteht mittlerweile eine gewisse Sicherheit, was Risiko- und Kostenschätzung betrifft. Das riskanteste Feld liegt jedoch außerhalb der traditionellen IT: Die sogenannten Embedded Systems oder Embedded Technolgogy, also in Chips implementierte Software, die beispielsweise in Telefonanlagen, Zutrittskontrollen, aber auch in der gesamten Fertigungssteuerung, in Werkzeugmaschinen und anderem mehr vorkommt. Die Chips sind ein Risiko, dessen Behebung nicht abschätzbar ist.

Betroffene berichten, daß die Dimension der Schadenbehebung um so unwirklicher werde, je weiter der Fortschritt von Projekten gedeihe. Mehr als 100 Millionen jährlich ausgelieferten Mikroprozessoren für Computer stehen mehrere Milliarden Microcontroller-Chips im Bereich Embedded Systems gegenüber.

Das Warten auf das, was die Amerikaner die "Silver Bullit" nennen, ist schlicht verantwortungslos gegenüber dem eigenen Unternehmen und seinen Geschäftspartnern. Es wird kein Wundermittel geben, daß das gesamt Problem in Luft auflösen kann. Darüber sind sich alle Experten einig, und es gibt mehr als gute Gründe für diese Meinung.

Die Initiative 2000 wurde im März 1997 gegründet und besteht aus folgenden Firmen:

- Alldata Service GmbH

- Banyan Systems (Deutschland) GmbH

- CA Computer Associates GmbH

- Compuware GmbH

- IBM Deutschland Informationssysteme GmbH

- Integrata Unternehmensberatung GmbH

- Micro Focus GmbH

- SAP AG

- SEC-Sempert Consulting GmbH

- Software AG

- Siemens AG

- Siemens Nixdorf Informationssysteme AG

- Unisys Deutschland GmbH

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