Innovationen einmal anders

27.02.2003

Dass die Uhren inzwischen anders gehen, scheinen die Messe-Junkies unter den Fachhändlern noch nicht zu realisieren. Selbst nach dem Systems-Debakel wollen die Rufe nach einer Lösungsmesse nicht verstummen. Dabei gibt es, man verzeihe mir die Nestbeschmutzung, kaum etwas Trostloseres als eine gelangweilte Horde Fachhändler, die sich durch eine prostituierende Softwarebranche schiebt. Zwar hat sich selbst dort inzwischen die grafische Benutzeroberfläche durchgesetzt, doch Innovationen gibt es anderswo. Waren es früher Großindustrie und Mittelstand, sind es heute die Urenkel Zuses, die es schneller, größer und schöner haben wollen. Ganze IT-Bereiche tanzen inzwischen nach der Nase der Kids. UMTS hätte ohne den Logo- und Klingeltönewahn der Pickelmasken noch nicht einmal ein Campingzelt auf der Messe. Oder die Hersteller von Grafikkarten, Festplatten und neuerdings auch Netzwerkzubehör? Gähnende Leere und Standpreise wie in den Achtzigern wären die Folge. Durch die Kids haben wir inzwischen hoch kompatible und leistungsstarke Teile zu einem - am gewerblichen Bedarf gemessen - lächerlichen Preis. Neues und Staunenswertes werden wir dort finden, wo Krawattenträger durch Schlabberhosenbesitzer abgelöst werden. In den lange verpönten Multimediahallen mit den Soundsystemen der Zukunft, bei den telefonierenden Handhelds oder den drahtlosen Workpads, dort geht die Post ab. Funk-LANs mit Kabelgeschwindigkeit, bezahlbare Großdisplays oder Multimediaprojektoren zum TV-Preis: hier ist das Volk, der Markt, die Zukunft. Bunte Gehäuse, beleuchtete Lüfter und Seitenteile aus Plexiglas, die im Rhythmus des AC3-Sounds flackern. Neue Wechselspeichersysteme und ein DVD-Brenner um 250 Euro sind Anziehungspunkte. Dazu kommt alles andere, was dem Ex-Computerfreak Spaß macht. Vom Rest der Aussteller darf nicht zu viel erwartet werden. Das nächste Millennium dauert noch, die Nachfrage für ein 64-Bit-Betriebssystem mit passenden Programmen fehlt, und kaufmännische Software gibt es nun wirklich zuhauf. Gewerbliche Hardware wird derzeit nur ersetzt. Dagegen ist Modding in, und der selbst bastelnde Privatkunde wird zum Motor der angeschlagenen IT.

Mein Fazit: Der Markt ändert sich noch! Wenn es nicht auf dieser Cebit sichtbar wird, dann auf einer anderen Messe!

Bis demnächst, euer Querschläger!

Der ComputerPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz.

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