Inseln und Achsen im Hightech-Land: die innovativsten Regionen

19.09.2002
In der Selbstdarstellung der regionalen Wirtschaftsförderer ist ganz Deutschland Hightech-Land. Doch welches sind die innovativsten Regionen? Wer wirbt zu Recht mit dem Etikett, wer prahlt nur? Die Baseler Prognos AG nahm die einzelnen Zentren unter die IT-Lupe.

Der Technologieatlas 2002 hat es bewiesen: Der Großraum München ist und bleibt Deutschlands Hightech-Hochburg Nummer eins. "Alle Merkmale einer prosperierenden Technologieregion sind hier modellhaft vereint" lobt Prognos-Projektleiter Reinhard Schüssler. Stuttgart ist vom fünften auf Rang zwei geklettert. Platz drei nimmt der Wirtschaftsraum Starkenburg mit dem Zentrum Darmstadt ein.

Süddeutschland ist eine Hightech-Hochburg

Im Auftrag der "Wirtschaftswoche" wiesen die Baseler in akribischer Fleißarbeit - und Zuhilfenahme von acht wirtschaftlichen Kriterien - nach, welche Zentren in Deutschland tatsächlich zu den Spitzenregionen der technologischen Leis-tungsfähigkeit zählen. Die wirtschaftlich potenten Ballungsräume sind demnach: München, Stuttgart, Starkenburg (Darmstadt), Mittelfranken und der mittlere Oberrhein. Aus der Spitzengruppe auf Platz 10 zurückgefallen ist in den letzten beiden Jahren dagegen Regensburg. In den industriellen Zentren Nordrhein-Westfalens driftet die Performance immer weiter auseinander: Die Emscher-Lippe-Region im nordwestlichen Ruhrgebiet zählt zu den Schlusslichtern, Bochum/Hagen dagegen zu den High-Performern, die aus dem Mittelfeld rasant in das obere Drittel vordringen.

In den letzten beiden Jahren hat das Nord-Süd-Gefälle der technologischen Leistungsfähigkeit weiter zugenommen, so ein weiteres Ergebnis. In Norddeutschland konzentrieren sich die Potenziale heute auf wenige große Standorte, während sich in Süd- und zum Teil Westdeutschland große zusammenhängende Regionen hoher technologischer Leistungsfähigkeit abzeichnen. "Deutschland ist durchzogen von ,Inseln‘ und ,Achsen‘ hoher technologischer Leis-tungsfähigkeit", so Schüssler. Starke, aber isolierte Standorte befinden sich im Norden mit Hamburg, im Westen etwa mit Düsseldorf und Köln und im Osten mit Dresden. Die Achsen aus zusammenhängenden und sich gegenseitig stärkenden Clustern durchziehen den Süden - zum Beispiel bilden in Hessen und Baden-Württemberg Rhein-Main, Starkenburg, mittlerer Oberrhein und Stuttgart bis zum Bodensee ein zusammenhängendes Band technologischer Spitzenregionen.

In neuen Bundesländernist Dresden führend

In den neuen Bundesländern gibt es im Vergleich mit dem Westen nur eine führende Region technologischer Leistungsfähigkeit: die Region Oberes Elbtal/Osterzgebirge mit Dresden als Zentrum. Die geringe Leistungsfähigkeit liegt nach Meinung der Analysten an den fehlenden Großunternehmen, die in den alten Bundesländern den Löwenanteil an Forschung und Entwicklung (FuE) aufbringen, aber auch an der nach wie vor niedrigen FuE-Neigung in der Industrie und der geringen Einbindung in den internationalen Technologiewettbewerb. Die kleinbetriebliche FuE-Struktur im Osten bringe Finan-zierungs-, Markteintritts- und Personalprobleme mit sich.

Allerdings holt der Osten bei der technologischen Leistungsfähigkeit auf. 16 der 23 ostdeutschen Regionen haben ihren Platz im Technologie-Ranking verbessert. "Vor allem aber nutzen sie ihre Chancen tendenziell besser, erreichen mit geringerer technologischer Kapazität ein höheres Erfolgsniveau gemessen am Wachstum von Bruttowertschöpfung und Beschäftigungsniveau", so Schüssler. "Diese Effizienz kommt sicher auch daher, dass im Osten nach den harten Umbrüchen heute weniger alte Strukturen mitgeschleppt werden als in vielen Westregionen". Im Osten seien alte Strukturen weitest gehend zerstört, neuen Strukturen, Ideen, Prozessen stehe man aufgeschlossener gegenüber. (mf)

www.prognos.com

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