Insolvenzen in Europa 2006/07

13.02.2007
Deutschland und Europa: Rückläufige Unternehmensinsolvenzen - kräftige Zuwächse bei Privatinsolvenzen.

Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in den EU-Staaten plus Norwegen und der Schweiz ist das zweite Mal in Folge rückläufig. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie von Creditreform.

Das Insolvenzaufkommen sank um 8,5 Prozent auf aktuell 141.448 betroffene Unternehmen (Vorjahr. 154.510). Nur noch drei der betrachteten 17 Länder weisen Zuwächse bei den Insolvenzen auf: Den größten Anstieg meldet Finnland mit einem Plus von 3,2 Prozent auf 2.350 betroffene Betriebe. Portugal verzeichnet eine Zunahme von 3,0 Prozent auf 3.400 Insolvenzen und Großbritannien folgt auf Platz drei mit einem Plus von 2,3 Prozent auf 13.777 Unternehmenskonkurse (Vorjahr: 13.462).

Der deutlichste Rückgang der Unternehmensinsolvenzen kommt aus Dänemark. Um 20,4 Prozent reduzierte das kleine Königreich sein Insolvenzaufkommen auf jetzt knapp 2.000 Fälle (Vorjahr: 2.497). Das entspricht in etwa dem Insolvenzaufkommen der Stadt Köln insgesamt (1.800 Fälle im Jahr 2006). Sodann folgt bereits Deutschland mit einem Rückgang der Unternehmenspleiten um 15,1 Prozent. Insgesamt 31.300 Unternehmen mussten im vergangenen Jahr den Gang zum Insolvenzgericht antreten - in 2005 waren es noch 36.850. Einen deutlichen Rückgang der Konkurse verzeichnet ebenfalls Norwegen: Um 12,0 Prozent sank der Anteil der von einer Insolvenz betroffenen Unternehmen im Jahresverlauf auf 1.913 Betriebe ab (Vorjahr: 2.175).

Während sich die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im Jahr 2006 rückläufig entwickelte, nahmen die Privatpersoneninsolvenzen in den betrachteten Ländern Deutschland, Großbritannien, den Niederlanden, Norwegen, Österreich, Schweden und der Schweiz insgesamt um deutliche 30,7 Prozent auf 256.841 betroffene Personen zu. Großbritannien liegt mit einem Anstieg um 47,2 Prozent auf 116.929 Verbraucherinsolvenzen an der Spitze. Auf Platz zwei folgt wiederum Deutschland mit einer Zunahme von 22,1 Prozent auf 121.800 betroffene Verbraucher, gefolgt von Österreich mit einem Plus von 17,3 Prozent auf 7.583 Privatpersoneninsolvenzen. Gegen diesen Trend stemmen sich nur Norwegen mit einer deutlich rückläufigen Verbraucherinsolvenzentwicklung von minus 24,7 Prozent auf 1.077 Betroffene, Schweden mit einem Rückgang um 15,4 Prozent auf 385 Personen und die Niederlande mit einem Minus von 2,5 Prozent auf 3.227.

Das Zahlungsverhalten hat sich in den meisten betrachteten Ländern leicht verbessert. Nach wie vor warten die italienischen Unternehmer am längsten auf ihr Geld. Zahlungseingänge erreichen hier nach durchschnittlich 90 Tagen (Vorjahr: 89) ihren Empfänger. In Schweden zahlt man am schnellsten - innerhalb von 37 Tagen (Vorjahr: 37) ist die Forderung beglichen. Die Zahl der insolvenzbedingten Arbeitsplatzverluste nahm parallel zur Zahl der Unternehmensinsolvenzen ab. Verloren im Jahr 2005 noch 1,5 Millionen Arbeiter und Angestellte ihren Job, weil ihr Arbeitgeber Insolvenz anmelden musste, sind es aktuell nur noch 1,4 Millionen.

Den größten Anteil am Insolvenzgeschehen hat mit 35,3 Prozent (Vorjahr: 36,1 Prozent) das Dienstleistungsgewerbe, gefolgt vom Handel mit 33,4 Prozent (Vorjahr: 33,2 Prozent). Gut jede fünfte Insolvenz kommt aus dem Bau (22,2 Prozent; Vorjahr: 20,2 Prozent) und noch nicht einmal jede zehnte aus dem Verarbeitenden Gewerbe (9,1 Prozent; Vorjahr: 10,5 Prozent). (mf)

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