Integrierte Grafik liegt im Trend

16.04.2004
ATI hat im vergangenen Jahr mächtig an der Vormachtstellung von Nvidia geknabbert und holt gewaltig auf. ComputerPartner sprach über den Chip- und Grafikkartenmarkt mit Peter Edinger, Vice President EMEA von ATI. Von ComputerPartner-Redakteur Hans-Jürgen Humbert

In den vergangenen zwölf Monaten hat ATI einen guten Job gemacht. Der kanadische Grafikspezialist konnte wieder deutlich an Boden gegenüber seinem Konkurrenten Nvidia gutmachen. Peter Edinger, Vice President EMEA von ATI, führt die Erfolge unter anderem auch auf die wachsenden Absatzmärkte im Osten Europas zurück.

Und dieser Markt wächst weiter. Nach Ansicht von Edinger, der sich dabei auf Analystenmeinungen stützt, können dort acht bis neun Millionen PCs jährlich abgesetzt werden. "Und alle diese Rechner brauchen eine Grafikkarte", freut er sich.

Mit dem diesjährigen Cebit-Auftritt von ATI zeigt sich Edinger hoch zufrieden. Im vergangenen Jahr selbst nur auf dem Trellement in Halle 1 vertreten, hatte der Hersteller in diesem Jahr zusätzlich einen großen Stand in Halle 23 gebucht. "Der Andrang dort war sehr groß. Aber die Aufträge konnten in Ruhe auf dem Trellement unterschrieben werden. Wie wir das im nächsten Jahr handhaben werden, möchte ich noch nicht verraten", sagt Edinger.

Einstiegssegment läuft nach wie vor rund

Das Volumengeschäft macht ATI mit den Entry-Level-Karten, wie beispielsweise der Radeon-9200-Familie. "Aber auch die Radeon 7000 läuft sehr gut. Wir verkaufen davon immer noch in fast sechsstelligen Stückzahlen", stellt er fest.

Rund 40 bis 45 Prozent der verkauften ATI-Grafikkarten gehen in den Entry-Level. Etwa 30 Prozent entfallen auf den Mainstream-Markt (Radeon 9600). Und das Highend-Segment (Radeon 9800 in allen Varianten) ist immerhin noch mit knapp 25 Prozent vertreten.

Bedauern und Verständnis für Guillemots Ausstieg

Dass mit Guillemot ein A-Brand-Partner von ATI den Markt verlassen hat, bedauert Edinger zwar, gleichzeitig kann er das französische Unternehmen aber auch verstehen. "Das klassische Vertriebsmodell hält kaum Spielräume bereit", versucht er Guillemots Schritt zu erklären. Gegen den Mitbewerb aus Fernost hat so ein Modell kaum Chancen. Kunden begrüßen zwar den Support eines europäischen Unternehmens, sind aber nicht bereit, für die Produkte auch nur wenige Euro mehr zu zahlen. Außerdem verschärft sich die Konkurrenz zwischen den Retailern immer mehr, glaubt Edinger. Der Fachhandel kann mit den Preisen der großen Ketten kaum noch mithalten. Der Kunde steht nach dem Ausstieg von Guillemot nicht im Regen. "Diese Lücke konnten wir mit unseren Partnern aus Fernost schnell schließen", freut sich Edinger.

Aber nicht nur Grafikprozessoren werden von ATI hergestellt. Seit knapp zwei Jahren ist der Grafikspezialist auch im Chipsatz-Geschäft mit integrierter Grafik tätig. "Wir sehen uns in der gehobenen Leistungsklasse", berichtet Edinger. Im Einsteigersegment tummeln sich Chipsätze von SIS, und im Business-Bereich hat Intel mit seinen Produkten die Nase vorn.

Aber wie könnte es anders sein: Auch in diesem Bereich heißt der Konkurrent Nvidia. Während Nvidia mit seinen Nforce-Chipsätzen auf AMD-CPUs setzt, bedient ATI zurzeit nur Pentium-Prozessoren. Das soll sich aber bald ändern, erklärt Edinger. Schon in diesem Jahr zum Weihnachtsgeschäft will der kanadische Grafikspezialist einen Chipsatz mit integrierter Grafik für AMD-Prozessoren vorstellen. "Die Roadmap mit AMD steht bereits bis 2006 fest", lächelt Edinger.

Über das Konkurrenzprodukt zum neuen Nvidia-Chip (siehe auch Seite 28) wollte Edinger noch nichts sagen - nur so viel: "Wir setzen die Performance-Story des Radeon 9800 fort."

Meinung des Redakteurs

Chipsätze mit integrierter Grafik sind die Zukunft. Für die meisten Anwendungsfälle reicht die Grafikleistung aus. Besonders bei Multimedia- und Office-PCs kann ein solcher Chipsatz den Preis für das gesamte System deutlich nach unten drücken. Und wer nicht unbedingt schnelle Ballerspiele auf seinem PC laufen lassen möchte, ist mit diesem Chipsatz bestens bedient.

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