Intel in den Storage-Markt?

17.06.2004
Zwar kann Intel Deutschland dergleichen (noch) nicht bestätigen, doch Experten gehen davon aus, dass Intel "demnächst" in den Storage-Markt einsteigen wird. Von ComputerPartner-Redakteur Wolfgang Leierseder

Wann und warum wird Intel in den Speichermarkt einsteigen? Letztere Frage wird damit beantwortet, dass Intel sich im Markt für so genannte "White Boxes", also vorgefertigte RAID-Speicherlösungen, mühelos als Anbieter positionieren könnte. Denn der Chip-Riese habe nicht nur Storage-Wissen durch Zukäufe wie zum Beispiel die Firmen Panasas, Exanet und die an Adapetc wieder abgestoßene IPC Vortex und ferner durch die Beteiligung an dem Spezialisten Silverback Systems erworben, sondern auch Anfang dieses Jahres erste NAS-Produkte (Network Attached Storage) gezeigt. Des Weiteren liege es einfach nahe, dass sich Intel, ähnlich wie bei seinen Angeboten an Lowend-Servern, dafür entscheiden könnte, komplette Referenzdesigns für Lowend-Storage- Lösungen (Serial ATA, iSCSI und RAID) anzubieten.

Seth Bobroff, Marketing-Direktor, bestätigte jedenfalls auf Anfrage des News-Dienstes "CNet", dieser Markt sei "ein Schlüsselmarkt" für Intel. "Wir haben unsere Möglichkieten erkannt und arbeiten daran." So werde Intel sein NAS-Referenzdesign anderen Anbietern zur Verfügung stellen. Es solle nicht mehr als 1.000 Dollar kosten und auch für Storage-Anbieter in Frage kommen.

Auch die Möglichkeit, in Chips Speicherfunktionen einzubauen, sei längst erwogen worden und auf dem Weg. Hier erwartet sich die Company, gemeinsam mit Partnern voranzukommen. Bobroff erklärte, falls solche Partnerschaften nicht zustande kommen würden, sei es an Intel, sich zu fragen, was es tun müsse, um diese voranzubringen.

Der Storage-Markt erscheint schon deshalb für Intel interessant, weil er unaufhörlich wächst. Allein im ersten Quartal 2004 nahm er gegenüber dem Vergleichsquartal 2003 um 39,4 Prozent Speichervolumen auf 247 Petabytes (ein Petabyte entspricht einer Million Gigabytes) zu, so US-Marktforscher IDC. Trotz sinkender Preise setzten Anbieter insgesamt 5,1 Milliarden Dollar um.

Analyst John McArthur glaubt, das der Lowend-Markt für Speicherprodukte in Ländern wie China seine Zukunft vor sich habe. Es sei unvernünftig anzunehmen, so McArthur, dass Intel darauf verzichtet, im "White Boxes"-Markt nicht sein Glück zu suchen. Aber auch im Markt für Endanwender sieht er ein reiches Feld. Die Digitalisierung von Daten durch Endanwender nehme deutlich zu, und Intels Ankündigung seiner "Digital home"-Initiative deute darauf hin, das der Chipkrösus Speichermodule und möglicherweise bald auch Lösungen anbieten werde.

Einig allein sind sich Analysten darin, dass die Komponenten-Preise durch Intels Eintritt in den Storage-Markt deutlich fallen würden. Und ferner, dass sich die vielen Hardwarepartner, darunter IBM, HP und EMC, über solch einen Schritt gewiss nicht erfreut zeigen würden.

Unbeantwortet bleibt im Moment allein die Frage, wann Intel in den Storage-Markt einsteigt. Die Analysten schwanken zwischen "demnächst" und "bald".

Meinung des Redakteurs

NAS-Anbietern dürfte das Herz in die Hose rutschen. Denn wenn Intel in den lukrativen Markt mit einer vorkonfektionierten Kombination aus Lowend-Server und NAS geht, deckt es dank seiner Serverpräsenz einen Gutteil des Marktes ab. Warum Intel darauf erst jetzt kommt? Eine Antwort ist: um AMDs Server-Vormarsch zu bremsen.

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