Intel: Itanium 2 - Angriff auf die Risc-Liga

10.07.2003
Vom Low-Cost-Segment bis hin zu kleinen und mittleren Servern hat Intel den Markt fest im Griff. Einzig bei Hochleistungsrechnern ist das Portfolio des Chipgiganten bislang recht mager. Mit dem neuen Itanium 2, der rund 50 Prozent schneller als sein Vorgänger ist, will Intel eine echte Alternative zu den bislang vorherrschenden Risc-Prozessoren bieten. Für rund ein Drittel des Preises, das für ein Risc-System fällig wird, soll der Itanium 2 etwa zehn Prozent höhere Rechenleistung bieten.

Mit dem neuen Itanium 2, Codename Madison, will Intel auch im Segment der Großcomputer eine Führungsrolle spielen. Laut Aussage des Unternehmens werden bei Servern 50 Prozent der Umsätze mit kleinen Maschinen erzielt. Diese haben einen Marktanteil von rund 80 Prozent. Die andere Hälfte der Umsätze wird allein mit Großcomputern gemacht, die aber nur einen Marktanteil von 20 Prozent stellen. Der neue Itanium 2 soll den Herstellern von Risc-Chips, die bislang für Rechenpower bei Großcomputern sorgten, das Fürchten lehren.

Die dritte Generation des Itanium-2-Prozessors wird in 130-Nanometer-Technologie gefertigt und enthält rund 410 Millionen Transistoren auf einer geringeren Chipfläche. Einen Großteil beansprucht jetzt der interne L3-Cache mit einer Kapazität von 6 MB, der nun mit der vollen Taktfrequenz des Prozessor-Cores arbeitet. Die Latency-Zeiten des L3-Caches wurden geringfügig von 12 bis 15 Zyklen auf 14 bis 17 Zyklen erhöht, was aber durch die Größe und die höhere Taktfrequenz mehr als wettgemacht wird. Intel konnte durch diese Maßnahmen den Datendurchsatz des L3-Caches um das 1,5fache von 32 GB/s auf 48 GB/s steigern (siehe Tabelle).

Insgesamt zeigen erste Benchmarks eine Geschwindigkeitssteigerung von rund 50 Prozent gegenüber dem alten Itanium (McKinley). Bei Hochleistungsrechnern erreicht ein mit 1,5 GHz getaktetes 32-Itanium-Prozessoren-System eine um knapp zehn Prozent bessere Performance als ein IBM-Power4+-System mit ebenfalls 32 CPUs und einer Taktfrequenz von 1,7 GHz bei nur einem Drittel der Kosten.

Den Madison gibt es in drei Versionen, die sich durch die Taktfrequenzen und die Größe des L3Caches unterscheiden, nämlich 1,3 GHz mit 3 MB Cache, 1,4 GHz mit 4 MB Cache und 1,5 GHz mit 6 MB Cache. Die Preise betragen bei Abnahme von jeweils 1.000 Stück 4.226 Dollar beim 1,5-GHz-Madison, 2.247 Dollar für die 1,4-GHz-Version und schließlich 1.338 Dollar für die 1,3-GHz-Variante.

Mit diesen Preisen, obwohl sie auf den ersten Blick recht hoch erscheinen, können OEMs günstigere und teilweise schnellere Rechenboliden bauen als die Konkurrenz mit den Risc-Prozessoren. Damit könnte die Zeit der Risc-CPUs langsam aber sicher ablaufen.

Der Madison ist zum alten Itanium 2, Codename McKinley, Pin-kompatibel. Das bedeutet, er lässt sich ohne Problem austauschen, vorausgesetzt, das Board unterstützt die nun geringere Spannungsversorgung des Chips mit 1,3 Volt. Ältere Maschinen, die dieses Kriterium erfüllen, können somit einfach durch Einsetzen einer neuen CPU aufgerüstet werden. Der alte Chipsatz E8870, so Intel, sei auch für weitere Itanium-2-Generationen geeignet.

Die neue Roadmap der Itanium-Reihe

Im Bereich der Hochleistungs-Computerchips hat sich Intel viel vorgenommen. Bereits 2004 soll der Nachfolger des Madison, Codename Madison 9M, auf den Markt kommen. Ebenfalls in 130-Nanometer-Technologie gefertigt, soll dieser dann mit einem 9 MB großen Level-3-Cache ausgestattet sein. Über die maximale Taktfrequenz will Intel noch nichts verraten, nur so viel: Sie soll deutlich mehr als 1,5 GHz betragen. 2005 soll eine weitere Generation, Codename Montecito, herausgebracht werden. Der dann in 90-Nanometer-Technologie gefertigte Prozessor soll mit einem Dual-Core ausgestattet sein, einen 24 MB großen Level-3-Cache besitzen und mit weit mehr als 1,5 GHz getaktet werden.

www.intel.de

ComputerPartner-Meinung

Mit dem neuen Itanium 2 will Intel sich endgültig in der Welt der Großcomputer einen Platz sichern. Bislang war dies eine Domäne der Risc-Prozessoren-Hersteller oder von IBM. Nachdem der Chipgigant den Markt der kleinen Server mit dem Xeon praktisch beherrscht, fehlt ihm nur noch die ultimative Highend-CPU. Mit der Itanium-Reihe ist Intel auf dem besten Wege, auch in diesem Markt eine Führungsrolle einzunehmen. (jh)

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