Intel kontra AMD: Ein heißer Sommer steht bevor

03.05.2001

Nach seinen ernüchternden Bilanz-zahlen des ersten Quartals 2001 macht Intel jetzt Dampf im Prozessormarkt. Das neue Flaggschiff, der Pentium 4 mit 1,7 GHz Taktfrequenz, soll den stagnierenden Absatz der Pentium-4-Reihe ankurbeln. Da der Chipgigant nicht mit einer überragenden Rechenleistung des Boliden aufwarten kann, will er mit einem absoluten Kampfpreis Käufer anlocken und damit Marktanteile zurückerobern. Preissenkungen von bis zu 51 Prozent sollen den Pentium 4 für Endanwender attraktiver machen. In der Vergangenheit betrafen Preissenkungen von Intel immer die gesamte Prozessorpalette. Doch jetzt werden nur die Preise für die Pentium-4-Reihe gesenkt. Pentium-III-Prozessoren verkaufen sich wahrscheinlich zu gut, um hier auf Gewinne verzichten zu können. Damit kostet der Pentium 4 mit 1,5 GHz genauso viel wie ein Pentium III mit 933 MHz oder das Konkurrenzprodukt von AMD, der Athlon mit 1,33 GHz.

Das Unternehmen bestreitet vehement, Preise zu senken, um Marktanteile zurückzuerobern. Die gute Ausbeute bei der Produktion des Pentium 4 muss als Grund für die massiven Preissenkungen herhalten. Trotz aggressiver Werbung, ließ sich der Pentium 4 bislang nur schwer verkaufen. Eine Einführung des Pentium 4 auf breiter Basis hat Intel immer noch nicht geschafft. Immer mehr End- und auch Projektkunden wenden sich dem günstigeren und schnelleren Prozessor von AMD zu. Der Grund: Bei wesentlich höherem Preis bietet der Rechenbolide keinen entscheidenden Geschwindigkeitsvorteil gegenüber dem Konkurrenzprodukt Athlon.

Im Endkundenmarkt musste Intel schon Ende letzten Jahres die Flagge streichen. Nach Aussagen verschiedener Händler bevorzugten rund 90 Prozent der Neukäufer das preiswertere und schnellere AMD-Produkt. Und jetzt wenden sich auch im Projektgeschäft, bislang die Intel-Domäne, immer mehr Kunden AMD zu.

Grund genug für die Verantwortlichen bei Intel, sofort hart dagegen zu steuern: Runter mit den Preisen! Doch ob diese Rechnung aufgeht, ist fraglich. Denn der Pentium 4, Version 2, mit dem Sockel FPGA 473, steht praktisch vor der Tür. Viele Käufer werden lieber noch ein wenig warten und dann den Pentium 4 mit dem neuen Sockel kaufen wollen. Denn nur damit haben sie die Möglichkeit, später auf einen noch schnelleren Prozessor aufrüsten zu können. Der Weg dazu bleibt ihnen beim Pentium 4, Version 1, für immer versperrt. Es sei denn, sie kaufen gleich ein neues Mainboard und möglichst auch ein neues Netzteil dazu.

Zur Freude der Endkunden wird der Kampf um Marktanteile im Prozessorgeschäft härter. Auch der Handel kann sich freuen, denn sinkende Prozessorpreise werden die Nachfrage nach neuen PCs wieder ankurbeln. AMD steht jetzt unter Zugzwang! Will der CPU-Produzent nicht auf gerade gewonnene Marktanteile verzichten, muss der Konzern die Preise ebenfalls senken. Insider munkeln, dass AMD intern bereits reagiert hat und bald nachziehen wird. Um das Preis-Leistungs-Verhältnis zu den Intel-Produkten zu halten, sollen die Preise ebenfalls um bis zu 40 Prozent gesenkt werden. Da Intel aber für das erste Quartal rund 1,1 Milliarden Dollar Gewinn gegenüber AMDs rund 125 Millionen Dollar vermelden konnte, werden Letzterem weitere Preissenkungen wesent-lich mehr weh tun.

Alles in allem steht uns ein heißer Sommer bevor. Es bleibt abzuwarten, ob die Taktik von Intel Erfolg zeigt und der Kunde wieder umschwenkt. Hans-Jürgen Humbert

jhumbert@computerpartner.de

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