Intel setzt auf Produktsegmentierung

12.12.1997

MÜNCHEN: Intel entdeckt die Segmentierung für sich neu, Digital soll wieder mal übernommen werden (siehe Seite 12), Cyrix und AMD kommen dem Vernehmen nach mit dem Weihnachtsgeschäft nicht zurecht: Zum Jahresende geht es im Prozessormarkt noch mal richtig rund.

Bislang hatte Intel eine extrem einfache Produkt- und Preisstrategie: Der Prozessorriese baute jeden neuen Chip einfach leistungsfähiger als den vorangegangenen, bot ihn dann für sogenannte High-end-Systeme zu entsprechend gepfefferten Preisen an und senkte diese dann nach und nach - je nachdem, wie lange es noch bis zur Vorstellung des neuesten, noch schnelleren Chips dauerte. So simpel war das. Doch dann brachten die Wettbewerber Cyrix und AMD, die sich jeweils in Nischenbereichen hervortaten (Heim-PCs beziehungsweise Notebooks), das große Vorbild offenbar auf eine Idee: Segmentierung heißt das neue Zauberwort.

Jetzt plant Intel für das kommende Jahr eigene Pentium-II-Chips für Low-end-Computer, für Büro-Desktop-Systeme, spezielle für Multimediamaschinen und so weiter (Details siehe Kasten). Doch damit nicht genug an Ärger für die Wettbewerber Cyrix und AMD: Wie aus den USA zu hören ist, haben die beiden Hersteller ernsthafte Probleme, mit der hohen Nachfrage der Kunden zum Weihnachts- und Jahresendgeschäft fertig zu werden. AMD beispielsweise, die im April noch damit rechneten, rund 4,5 Millionen Chips in 1997 verkaufen zu können - hätten das unternehmensnahen Kreisen zufolge auch geschafft; aber leider haben sie im Endeffekt wohl nur drei Millionen produziert...

Zudem sehen sich die beiden Hersteller zunehmend unter Druck von Microsoft. Die Geduld des Softwaregiganten beim Warten auf einen Standard für 3D-Erweiterungen von Prozessoren scheint ein Ende zu haben, Gates verlangt, daß sich Cyrix, AMD und IDT an einen Tisch setzen, um ihre jeweiligen, hinter verschlossenen Türen ausgetüftelten Vorschläge auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Dem Vernehmen nach hat AMD für seine Version bereits einen Prototyp seines K6-3D-Prozessors mit 300 MHz fertig - jetzt muß der Hersteller voraussichtlich Kompromisse zugunsten der Mitwettbewerber eingehen. (du)

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