Intel verschleudert Pentium 4

03.05.2001
Am 23. April kündigte Intel eine massive Preissenkung für den Pentium 4 an.Die neuen Preise gelten seit dem 29. April.

Am 17. April präsentierte Intel die Bilanzzahlen für das erste Quartal 2001. Demnach konnte der Chipgigant einen Umsatz von 6,7 Milliarden Dollar vermelden. Doch man darf sich von den hohen Umsätzen nicht täuschen lassen. Es sind 23 Prozent weniger als im letzten Quartal 2000 und rund 16 Prozent weniger als im ersten Quartal des vergangenen Jahres.

Mit 1,1 Milliarden Dollar lag der Gewinn rund 64 Prozent niedriger als im ersten Quartal des Vorjahres. Und 58 Prozent weniger Gewinn als im letzten Quartal 2000 musste Intel eingestehen. Mit massiven Preissenkungen will der Konzern nun seine Marktführerschaft weiter ausbauen.

Fast 50 Prozent Preisnachlass

Am 23. April angekündigt, treten die Preissenkungen von Intel am 29. April in Kraft. Die Nachlässe betragen teilweise bis zu 50 Prozent. Das gilt aber nur für Pentium-4-Prozessoren. Demnach kostet ab Montag ein Pentium 4 mit 1,7 GHz nur noch 770 Mark und der Pentium 4, 1,5 GHz, fällt von 1.130 Mark auf 560 Mark.

Da sich die Pentium-III-Prozessor-Serie immer noch blendend verkauft, will Intel an diesen Preisen nichts ändern. Damit kostet ein Pentium 4 mit 1,4 GHz etwa genauso viel wie ein Pentium III mit 933 GHz und ein Athlon mit 1,33 GHz.

Intel versucht weniger durch überzeugende Rechenleistung als durch einen Kampfpreis den Pentium 4 in den Markt zu drücken. Gleichzeitig mit der Preissenkung am 29. April will das Unternehmen die Zuschüsse zu den teuren Rambus-Bausteinen, die für den Betrieb des Pentium 4 zwingend erforderlich sind, streichen. Zuletzt hatte Intel Anfang März die Zuschüsse von ehemals 60 Dollar auf 30 Dollar reduziert. Bei diesem Kampfpreis dürfte es den Systemintegratoren jetzt aber auch nicht schwer fallen, trotz teurerer Speicherbausteine konkurrenzfähige Rechner auf den Markt zu bringen.

Leistungsvergleich

Neben dem Preis hat Intel aber auch noch den unbestrittenen Marketing-Vorteil einer höhreren Taktrate. Es macht sich nun mal besser, ein System mit 1,7 GHz anzupreisen, als eines mit "nur" 1,33 GHz wie die Konkurrenz von AMD.

Den Nachteil, ältere Programme nur relativ langsam abarbeiten zu können, macht der Pentium 4 durch seine höhere Taktrate wieder wett. Deshalb ist die CPU nur unwesentlich schneller als ein Athlon mit 1,33 GHz. Aber erst mit neuer Software soll das neue Flaggschif von Intel seine Konkurrenz deutlich hinter sich lassen. Besonders bei Office-Anwendungen hat der Athlon im Moment mit 1,33 GHz deutlich die Nase vorn. Mit knapp 14 Prozent Geschwindigkeitsvorteil beim Office-Test Bapco Sysmark 2000 weist der AMD-Bolide den Pentium 4 in seine Schranken. Laut Intel liegt das hauptsächlich daran, dass viele Programme in diesem Test auf älterer Software beruhen. Mit von neuen Compilern übersetzte Programme sollen dann deutlich schneller laufen. Bedenkt man jedoch, dass einige Anwendungen, die in diesem Test integriert sind, gar nicht mehr erhältlich sind, relativiert sich die Sache. Allerdings haben Anwender, die weiter mit solcher Software arbeiten wollen, nichts vom Geschwindigkeitsvorteil des neuen Prozessors.

Es haben aber schon Software-Anbieter reagiert. Zum Beispiel will Adobe im Mai ein kostenloses Plugin für den Photoshop 6.0 auf den Markt bringen. Es kann dann, laut Adobe, von allen Photoshop-Anwendern kostenfrei heruntergeladen werden. Mit diesem Plugin, das die 144 neuen SSE-Befehle des Pentium 4 unterstützt, soll der Photoshop bei einigen Funktionen um bis zu 70 Prozent schneller laufen. Dieses Plugin ist aber nach Aussage von Adobe ausdrücklich nur für den Photoshop 6.0 geeignet. Für ältere Versionen sei es nicht zu empfehlen.

Warten auf den Neuen

Das größte Manko des Pentium 4, nur mit Rambus-Bausteinen arbeiten zu können, hat Intel mit der Preissenkung wohl außer Kraft gesetzt. Aber mit dem Pentium 4 hat Intel noch ein anderes Problem. Nachdem durchgesickert ist, dass der Nachfolger, der Pentium 4, Version 2, in einem anderen Gehäuse gefertigt wird, warten viele potenzielle Käufer auf diesen Prozessor. Zwar wird der neue Pentium 4 nach Angaben von Intel zuerst ebenfalls in 0,18 Mikrometer-Technologie gefertigt, besitzt aber ein anderes Gehäuse. Wer jetzt kauft, kauft eine sterbende Technologie. Denn die nächsten Versionen brauchen ein anderes Mainboard. Aufrüsten auf schnellere CPU-Nachfolger wird dann nicht möglich sein.

Was setzt AMD dagegen?

Motherboards für den Nachfolger werden in zwei Versionen auf den Markt kommen. Einmal mit dem schon bekannten Chipsatz i850, der nur Rambus-Bausteine unterstützt, und zum anderen mit dem neu entwickelten Chipsatz i845, der dann auch SDRAM, beziehungsweise DDR-RAM unterstützen wird. Damit rechnet sich Intel auch im Einsteigermarkt mit dem Pentium 4 gute Absatzchancen aus.

Für AMD wird die Luft langsam knapp. Konnte der Chipfabrikant bislang immer auf ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis hinweisen, so wird ihm jetzt durch die Preissenkung von Intel der Wind aus den Segeln genommen. Ihm wird im Moment nichts anderes übrig bleiben, als die Preise ebenfalls massiv zu senken. Insider vermuten bis zu 40 Prozent. Zwar konnte AMD in letzter Zeit mit Rekordumsätzen aufwarten. Der Umsatz betrug im ersten Quartal 2001 rund 1,2 Milliarden Dollar, bei einem Nettogewinn von knapp 124 Millionen Dollar. Insgesamt verkaufte der Hersteller über 7,3 Millionen Prozessoren.

Damit kommt AMD aber noch lange nicht an Intel heran. Eine dringend erforderliche Preissenkung wird ganz schön weh tun. Neue Prozessoren, wie beispielsweise die Palomino-Reihe, sind noch nicht ganz fertig. Und selbst wenn AMD einen solchen Prozessor ganz schnell aus dem Hut zaubern würde, die entsprechenden Motherboards und Chipsätze für diesen Prozessortyp müssten dann ebenfalls schnellstens verfügbar sein. Deshalb wird es dem Unternehmen auch technologisch schwer fallen, schleunigst ein neues Produkt gegen den Pentium 4 zu positionieren. Insider glauben dagegen, dass AMD jetzt schnell reagiert und schon bald mit einem neuen, schnellen Prozessor Intel Paroli bieten wird. (jh) (siehe Kommentar Seite 8)

www.intel.de;

www.amd.de

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