Intelligent oder multimedial?

09.09.2004
Auf der E-Home in Berlin kristallisierten sich zwei Strömungen heraus, wie das Heim digitalisiert werden kann: entweder schon beim Hausplan oder nachträglich über kleine, modulare Netze seitens der IT und CE. Marktanalysen zeigen die unterschiedlichen Bedürfnisse der Konsumenten auf. Von ComputerPartner-Redakteurin Ulrike Goressen

Im Jahr 2002 wurden in Deutschland rund 300.000 neue Wohneinheiten gebaut; 54 Prozent davon waren Einfamilienhäuser. Doch nur ein Bruchteil dieser Neubauten wurde bereits von Anfang an für intelligente Haussysteme geplant und ausgebaut. Laut Viktor Grinewitschus, Leiter des Fraunhofer inHaus Duisburg, entwickelte sich dieser Markt bislang unter Erwartung. Hauptgründe für dieses Hemmnis: Die Beteiligten (beispielsweise Architekten, Handwerker, Hersteller, IT-Lösungsanbieter) versuchten einzeln den Markt zu erschließen, Kommunikation oder gar Kooperation unter den Fachleuten kam kaum zustande. Das Resultat: Die Anstrengungen der Einzelnen verpuffen und der Endkunde (Häuslebauer) verpasst die Chance, mit relativ geringem Mehraufwand (auch finanziell) sein Haus für die digitale Zukunft vorzubereiten, weil er zu wenig über die Möglichkeiten weiß.

Ökologie vor Komfort

Wie die Technische Universität Cottbus bei Befragungen von 250 Hausbauern in vier Musterhauszentren herausfand, glauben gerade einmal 14 Prozent zu wissen, was ein "intelligentes Haus" ist. 45 Prozent haben schon einmal was davon gehört oder gelesen, wissen aber nicht genau, was das bedeuten kann. Und ganze 41 Prozent haben noch nie davon gehört.

Diejenigen, die zumindest schon einmal davon gehört haben, verstehen in erster Linie darunter Automation (17 Prozent), Fernsteuerung (8 Prozent), Computersteuerung oder Energiesparen (je 7 Prozent der Nennungen). Und sie wollen auch in diese Technologie investieren. 27,9 Prozent würden 2.500 bis 5.000 Euro bezahlen, 39,7 Prozent (die Hauptgruppe) 5.000 bis 15.000 Euro. Knapp ein Viertel (23,5 Prozent) wäre sogar bereit, bis 30.000 Euro zu investieren. Doch jetzt kommt das große Aber: Die Mehrheit (80 Prozent) präferiert modulare Ausbaumöglichkeiten.

Als attraktivste Teilanwendungen betrachten die Befragten Energiemanagement wie Wasserregulierung, Lichtsteuerung oder Heizungstechnik. Aber auch das Thema Sicherheit wird sehr hoch angesiedelt. Kaum einer der Studienteilnehmer begründete sein Interesse am intelligenten Haus mit dem Wunsch nach mehr Komfort.

Aber genau das ist der wichtigste Ansatzpunkt für die nachträgliche Digitalisierung und letztendlich auch die Vernetzung des Heimes mit IT- und CE-Produkten. Und die Grundlage für die enormen Wachstumsraten im Entertainment-Umfeld. CE ist nach Ansicht der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu) und des Fachverbands Consumer Electronics im ZVEI die treibende Kraft im Markt der Heimnetzwerke. Allein schon das digitale Fernsehen fordert laut Peter Weber, Sprecher des Fachverbands CE im ZVEI, geradezu die Innovationskraft aller Beteiligten der Wertschöpfungskette heraus. Die neuen digitalen Fernseher, DVD-Player, Heimkino-Receiver, Medien-Server und -Klienten, die untereinander oder per PC Programme und Unterhaltung austauschen und mit dem Internet kommunizieren, würden schon bald zentraler Bestandteil des intelligenten oder zumindest multimedialen Hauses sein.

Dabei spielt das Zusammenwachsen der beiden ehemals getrennten Marktsegmente CE und IT eine entscheidende Rolle. Auch wenn die digitalen CE-Produkte wie beispielsweise große Plasma- oder LCD-TVs die zentralen Ausgabegeräte bleiben, für die Intelligenz, etwa individuelle Unterhaltung wie Urlaubsvideos, Bilder oder auch die Integration komfortabler Sicherheitsfeatures wie Überwachungskameras oder Bewegungsmelder, bedarf es eines PCs im Heimnetzwerk.

Meinung der Redakteurin

So, wie die Marktsegmente CE und IT zusammenwachsen, so muss sich auch der Fachhandel auf die veränderten Bedürfnisse der Kunden und die Produktneuheiten einstellen. Reine Kistenschieber haben kaum noch eine Chance, denn Lösungen sind gefragt. Und die Fähigkeit sowie Bereitschaft, auch mit ganz anderen Fachgruppen wie etwa Elektrikern zu kooperieren. Denn eines ist klar: Die Zukunft liegt in der branchenübergreifenden Vernetzung - von Produkten und Dienstleistern gleichermaßen.

Zur Startseite