Intelligente Caching-Dienste

20.07.2000
Der Datenverkehr im Internet nimmt täglich zu, und die darunter liegende Infrastruktur kann mit dieser Entwicklung nicht mehr Schritt halten. Wollen Service-Provider ihren Kunden ausreichende Performance bieten, ist mehr als Punktlösungen gefragt.

Akamai ist eigentlich hawaiisch und bedeutet in etwa intelligent, clever, cool. Die gleichnamige Company ist zwar nicht auf Hawaii, sondern in Massachusetts, USA, angesiedelt, trotzdem hat sie sich nicht weniger vorgenommen, als Datenstaus im Internet zu beseitigen - ein wahrhaft ehrgeiziges Ziel. Das gleiche hat auch der Wettbewerber Digital Island vor, trotz des englischen Namens in Honolulu, Hawaii, an-sässig.

Eigenes Netzwerk über das Internet gestülpt

Die Lösungen beider Unternehmen unterscheiden sich jedoch etwas: Während Digital Island gänzlich auf eigene Infrastruktur setzt, speichern die Akamai-Server Web-Inhalte lediglich zwischen ("Caching") und bringen diese näher an den Surfer. Wie dies genau vor sich geht, erklärt die Abbildung "So funktioniert Caching mit Akamai".

Hierbei fordert der Browser, wie üblich, Web-Inhalte vom Server eines Anbieters an (Schritt 1). Der ganz gewöhnliche HTML-Code wird an den Webclient geliefert, Multimedia-Inhalte wie Bilder, Tondateien oder Videos hingegen nicht. Stattdessen erhält der Browser einen Verweis auf einen Akamai-Server (Schritt 2). Dorthin sendet der Browser dann automatisch eine weitere Anfrage ab (Schritt 3) und bekommt schließlich von diesem die gewünschten Multimedia-Daten bereitgestellt (Schritt 4).

Mittlerweile besteht Akamais Netzwerkinfrastruktur aus über 4.000 Servern auf 150 Backbones in 45 verschiedenen Ländern. Mit Hilfe dieses "Übernetzes" versucht das Unternehmen, die Websites seiner Kunden allzeit gut erreichbar zu halten. Bei dieser Sisyphusarbeit sind auch Dienste von Partnern gefragt (siehe Kasten: "Für jeden etwas").

Eigene Rechenzentren

Digital Island vertraut komplett auf ein eigenes Netzwerk: Das Unternehmen betreibt derzeit drei Rechenzentren in den USA sowie je eins in London, Hongkong und Japan. Hinzu kommen über 1.300 so genannte Datenübertragungsserver. Dieses Netzwerk soll übrigens bis 2003 auf über 6000 Knoten vergrößert werden.

Kunden, die ihre Web-Präsenz ins Digital-Island-eigene Netzwerk auslagern, verspricht die Company schnelleren Zugriff und bessere Web-Performanz der Online-Besucher als im öffentlichen Inter-net. Vor allem bei MultimediaInhalten wie Videos oder Audiodateien honoriert der Surfer kürzere Download-Zeiten mit längerem Verweilen auf der Website und kehrt auf diese mit höherer Wahrscheinlichkeit auch wieder zurück.

Neue interaktive Werbemöglichkeiten

Für das Herunterladen von multimedialen Daten im Streaming-Format hat Digital Island den "Footprint"-Service entwickelt. Hierbei wird das übertragene Video oder die Audiodatei von Werbeeinblendungen durchsetzt, die der Kunde nach Wunsch anklicken kann. Danach landet er auf einer Web-Seite, auf der er das beworbene Produkt sofort online bestellen kann.

Geografische Intelligenz

Web-Inhaltanbieter erhalten ferner die Möglichkeit, die "Trace Ware" genannte Technologie einzusetzen. Diese erkennt, aus welchem Land der Surfer kommt, und liefert ihm die Web-Seiten in seiner Landessprache. In dieser schnelleren und gezielteren Datenübertragung im Web besteht das Unterscheidungsmerkmal von Service-Providern, die Infrastruktur und Dienste von Digital Island in Anspruch nehmen. Dabei wird nur der tatsächlich dem Surfer zugestellte Web-Inhalt dem Partner in Rechnung gestellt, so dass er diese Kosten wiederum verbrauchsabhängig auf seinen Kunden, den Web-Inhaltanbieter, abwälzen kann.

Zu den bestehenden deutschen Partnern von Digital Island zählen derzeit der Oldenburger Internet-Service-Provider Ecce Terram und der Web-Dienstleister Icon Media Lab in Hamburg und München.

Eine strategische Partnerschaft hat das hawaiische Unternehmen letzten Monat mit Compaq, Intel und Microsoft abgeschlossen. Ziel dieser Kooperation ist es, ein Netzwerk aufzubauen, das Datenströme an maximal 7,5 Millionen Online-Kunden gleichzeitig übertragen kann. (rw)

www.akamai.com

www.digisle.net

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