Intels sommerlicher Zahlensalat

05.08.2004

Einfach taktlos! Da verschläft Intel, Fastmonopolist im Prozessorgeschäft, seinen Zeitfahrplan; aber anstatt in die Hufe zu kommen, um bis Weihnachten die 4-GHz-Grenze zu knacken, kümmert sich der Gigant nur um neue "taktlose" Namen für seine CPUs. Während bei BMWs 730er oder 525er noch gewisse logische Zusammenhänge erkannt werden können, ist bei Intels kryptischen Zahlencodes fraglich, ob überhaupt jemand weiter als zur nächsten Pressemeldung gedacht hat. Nach einem Jahr ist beispielsweise bei der einstigen Desktop-CPU Pentium 4 Schluss. Das wäre dann, vorausgesetzt die Stufung bleibt, die Nummer 590 mit 4,2 GHz. Da in unserem Zehnersystem die Kombinationsmöglichkeiten überschaubar sind, kann es nach dem Intelschen Kennzahlensystem nur neun verschiedene CPU-Typen mit je zehn Leistungsstufen geben. Das heißt im Umkehrschluss: Noch sechs neue Prozessortypen und das System ist erledigt. Davon abgesehen bleibt die Vorstellung der Strategen, Prozessoren nicht mehr nach Takt verkaufen zu müssen, eine Illusion. Außer den Distis, die sowohl mit den neuen Zahlencodes als auch mit Entwicklungspseudonymen wie Prescott oder Dothan hantieren, interessiert doch kaum jemanden dieser Zahlensalat. Wie soll auf den Schulhöfen ein 538er mit einem 760er verglichen werden? Wie genervt müssen Verkäufer sein, wenn Sie zum zehnten Mal den Unterschied zwischen einem und zwei MB internem Cache erklären müssen, und was dies als Leistungssteigerung bringt, wenn überhaupt? Und ob und warum für diese CPU ein anderes Board gebraucht wird. Auch bei Chipsätzen und Sockeln sind Prozessorenfabrikanten wahre Meister der Verwirrung. Deshalb werden auch zukünftig nur noch Hammer-Notebooks, Wahnsinns- oder Extremrechner propagiert, jede Menge unsinniger Gimmicks aufgezählt und im Supermarkt gestapelt. Was letztendlich zum angeblichen Schnäppchenpreis gekauft wird, ist so schleierhaft wie die Strategie der Hersteller. Denn AMD und Konsorten können es auch nicht besser!

Mein Fazit: Prozessoren sind doch keine Shampoos oder Kaffeesorten, die nach Emotionen gekauft werden. Wer nicht mehr vergleichen kann, kauft nur noch billig. Ist das gut für Intel?

Bis demnächst, euer Querschläger!

Der ComputerPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz.

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