Heimlich still und leise integriert die Sage Group ihre Tochtergesellschaft Interact Commerce Corporation immer stärker in ihre ERP-Landesgesellschaften. In den USA schlüpfte der Softwarehersteller als CRM-Division am ersten Juli unter das Dach von Best Software, dem amerikanischen Pendant zur deutschen Sage KHK. Hier zu Lande begnügt sich die Sage Group zunächst mit einer Namensangleichung. Aus der Interact GmbH wird die Sage CRM Solutions GmbH. Den entsprechenden Handelsregistereintrag hat das Unternehmen in München beantragt. Eine Bestätigung wird in den nächsten Tagen erwartet. "Die Nähe von Interact zu Best ist größer als die zu Sage KHK", betont Volker Vent, Business Manager Zentral und Osteuropa bei Interact. Juristischer Geschäftsführer der neuen GmbH wird jedoch Jon van Duyne, Vice President EMEA der Sage CRM Solutions. Der deutsche Landesfürst des CRM-Herstellers Vent pocht aber auf seine Unabhängigkeit: "Im operativen Bereich agieren wir völlig selbstständig."
Der Firmenname Interact verschwindet in der Sage-Grube. Pat Sullivan, der Urvater und CEO des Unternehmens, wechselt als Berater in die Stellung eines Vice Chairman zur Sage Tochtergesellschaft Best Software. Was bleibt, sind die beiden Namen der CRM-Software "Act" und "Saleslogix". Erstere adressiert Einzelanwender und kleine Betriebe, Letztere mittelständische Unternehmen. Gerade bei Act wäre alles andere, als den Namen weiterzuführen, eine Dummheit. Mit weltweit rund vier Millionen Anwendern und zirka 12.000 Unternehmenslizenzen bildet die Kontaktmanagement-Software eine feste Größe in der CRM-Welt. Allerdings nagt der Zahn der Zeit auch an der 1985 von Sullivan entwickelten Software. Wettbewerber wie Super-Office oder Goldmine gewinnen Marktanteile hinzu, und der Softwaregigant Microsoft will noch in diesem Jahr eine CRM-Lösung für KMUs auf den Markt bringen.
Das macht sich auch beim Absatz bemerkbar. Act-Distributoren wie Koch Media haben das Produkt "ACT!2000 Retail" und das dazugehörige Update aus dem Angebot genommen. Die Verträge für die beiden Artikel seien gekündigt worden, weil, wie Insider berichten, zu geringe Stückzahlen des Kontaktmanagers verkauft wurden. Interact-Chef Vent bestätigt dies. Der Distributor Ingram Macrotron zählte laut Vent ebenfalls zu den Großhändlern von Act. Der Broadliner führt das Produkt allerdings derzeit nicht, wie die Dornacher mitteilten. Angaben zu den Gründen machte der Interact-Chef nicht: "Die aktive Zusammenarbeit ruht", teilt Vent mit.
Derzeit vertreibt der CRM-Hersteller sein Lowend-Produkt Act über den Distributor Softline. Von dort bezieht auch die Ende vergangenen Jahres geschasste Interact-Country-Managerin Sybille Ehlers, jetzt Geschäftsführerin beim Interact-Partner Solutum, ihre Ware. Sie liefert einen möglichen Grund für die Absatzflaute der CRM-Software: "Die Interact-Lösungen sind aufgrund der Unsicherheit im Markt im Moment nicht zu verkaufen", berichtet Ehlers. Doch das wird für die ehemalige Interact-Chefin künftig kein Problem mehr sein: Ihr Nachfolger Vent kündigte Solutum die Lizenzverträge.
www.interact.com
ComputerPartner-Meinung:
Ein Meilenstein in der Geschichte der Kontaktmanagement-Software verschwindet von der Landkarte. Nach mehrmaligen Verschiebungen befördert die Sage Group den Firmennamem Interact in die Grube. Was Sinn macht: Integration von Back- und Frontoffice-Software in einem Unternehmen, wird in Deutschland noch verzögert. Doch wer leistet sich gerade in wirtschaftlich schlechten Zeiten zwei Niederlassungen und zwei Geschäftsführer? Während Interact und Sage KHK deshalb langfristig auch in Deutschland verschmelzen werden, könnten die beiden Interact-Produkte Saleslogix und Act künftig getrennte Wege gehen. Ersteres als CRM-Lösung der Sage Group und Letzteres - nach dem CRM-Einstieg - von Microsoft entweder ebenfalls in die Grube oder direkt in die Arme der Redmonder. (hei)