Internet-Auftritt

05.06.1999

MÜNCHEN: Der Auftritt im Internet kann über Kauf oder Nicht-Kauf entscheiden. Jakob Nielsen - laut "New York Times" ein Guru des Webdesigns - warnt: Der Surfer gibt einer Web-Site höchstens zehn Sekunden. Ist sie dann nicht auf dem Monitor erschienen, zieht er weiter. Das ist nur die erste der zehn größten Gemeinheiten, die man den Besuchern seines Online-Angebots antun kann.An erster Stelle kommen bei Nielsen die beliebten Frames. Diese, so warnt er, sollte man auf keinen Fall verwenden, denn sie sind in höchstem Grade abschreckend. Wenn ein Besucher sich die aufgerufene Seite markiert, findet er später nicht mehr zu ihr zurück, da die Adresse nicht alle Informationen auf der Seite anspricht.

Auch die neuesten Technologien sind laut Nielsen nur selten ein Segen für die Besucher des Onlineangebots.

"Sie erfreuen dadurch vielleicht ein paar Freaks, aber der normale Webseitenbesucher legt mehr Wert auf sinnvolle Inhalte und Ihre Fähigkeit, als Anbieter guten Kundenservice zu bieten", predigt er. Und weiter: "Wenn die Rechner Ihrer Besucher abstürzen, während sie sich mit Ihrem Internetangebot beschäftigen, können Sie sicher sein, daß die meisten nicht mehr zurückkommen." Deshalb rät er, lieber auf bewährte Methoden zurückzugreifen und neuen Technologien Zeit zu geben, die Kinderkrankheiten abzustreifen.

Laufende Buchstaben und hüpfende Bilder

"Die Internetseite sollte nicht mit dem Times Square in New York konkurrieren durch ständige Attacken auf die Sinne ihrer Besucher", prangert Nielsen an. "Geben Sie Ihren Besuchern die Ruhe, den Text zu lesen." Dies ist um so schwerer, je mehr Laufbänder, Icons oder animierte Bilder auf dem Bildschirm sind.

Die nächste Websünde sind unaussprechliche Internet-Adressen. "Surfer versuchen automatisch, die Adresse einer Website zu dekodieren. Gelingt das nicht, wird das Angebot bestenfalls in die Favoritenliste übernommen, aber im Kopf des Interessenten bleibt Ihre Seite nicht." Deshalb sollte man prinzipiell eine Internetadresse verwenden, die man zumindest aussprechen kann.

Verhängnisvoll sind Links, die ins Leere laufen, beziehungsweise Seiten ohne Hinweis, zu welcher Homepage sie gehören. Es ist allzu leicht passiert, daß ein Interessent einfach verlorengeht, weil er nicht mehr zum Ausgangsangebot zurückfindet.

Nur zehn Prozent der Surfer Scrollen gerne

Überhaupt plädiert Nielsen dafür, immer nur so viel Text auf eine Seite zu packen, wie auf dem Bildschirm Platz hat. Der gemeine Surfer scrollt nicht. Nur jeder zehnte Besucher tut das. Hier gilt: Informationen besser häppchenweise.

Ist eine Website unübersichtlich strukturiert, haben die Inhalte so gut wie keine Chance - auch wenn sie noch so interessant sind. Deshalb gilt es, die Struktur so klar wie möglich zu gestalten. Und: Gönnen Sie Ihren Kunden ein gutes Suchwerkzeug.

Zur Übersichtlichkeit gehört auch, sich an die netzüblichen Farben zu halten. "Blau für noch nicht gesichtete Seiten, rot für gesichtete - das sind ihre Besucher gewöhnt. So müssen sie sich nicht für Ihr Angebot umstellen."

Die neunte Todsünde für Internetanbieter sind ungepflegte Inhalte. "Nichts ist ärgerlicher als veraltete Informationen. Wenn Sie Ihr Angebot nicht regelmäßig pflegen, lassen Sie es lieber ganz - sonst schaden Sie Ihrem Ruf."

Die Parole, die Nielsen in die Weiten des Netzes hinausschreit, wird manchem Ästheten nicht gefallen. Er fordert nämlich: "Es ist nicht so wichtig wie etwas aussieht, das man benutzt; entscheidend ist die Art, wie es sich bedienen läßt." (gn)

Auf einen Blick

Die zehn Webdesign-Sünden

1) zu lange Ladezeit

2) Frames

3) die neueste Technologie

4) animierte Texte und Bilder

5) kryptische Internetadresse

6) Bleiwüsten zum Scrollen

7) Seiten ohne Homepage-Verweis

8) unübersichtliche Website-Struktur

9) Farbexperimente bei Links

10) veraltete Informationen

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