Intershop-Gründer Beeck geht mit Epages erneut an den Start

02.05.2003
Wilfried Beeck, einer der Intershop-Gründer, konzentriert sich heute auf sein neues Unternehmen Epages. Bei der Software, die das Unternehmen vermarktet, handelt es sich um die E-Commerce-Lösung "Intershop 4", an der Beeck die alleinigen Vermarktungsrechte besitzt.

Der Name Epages ist zwar neu, die Wurzeln des Unternehmens reichen allerdings bis ins Jahr 1982 zurück. Damals war Beeck in Kiel an der Gründung der Gesellschaft des bürgerlichen Rechts Beeck & Dahm Software beteiligt. Fünf Jahre später wurde das Unternehmen in Dart Computer GmbH umbenannt. Die Gesellschaft machte sich als europäischer Distributor der Next Software von Apple-Gründer Steve Jobs einen Namen. Aus der Firma ging 1992 die Schwesterfirma Intershop Communications hervor. Im vergangnen Jahr taufte Beeck Dart Computer in Epages Software um. Seitdem vertreibt er mit "Epages 4.5" (siehe Kasten) eine E-Commerce-Lösung für den Mittelstand. Hierbei handelt es sich um die einst vom gleichnamigen Hersteller entwickelte Software "Intershop 4".

Keine Sorge um den Wettbewerb

Zusammen mit seinen beiden Intershop-Gründerkollegen Stephan Schambach und Karsten Schneider wollte Beeck einst Web-basierende Unternehmensanwendungen entwickeln. Dies gelang ihnen mit Intershop, wobei das Unternehmen in den vergangenen zehn Jahren mal mehr mal weniger erfolgreich am Markt agierte. Anfang 2002 stieg Beeck schließlich aus dem Vorstand von Intershop aus. Als er ging, nahm er allerdings die exklusiven Vertriebsrechte an der Software "Intershop 4" mit, sowie einige mit dem Produkt vertraute Mitarbeiter. "Formal besitzt Intershop zwar noch die Urheberrechte, aber außer Epages darf niemand die Software vermarkten oder weiterentwickeln", erklärt Beeck.

Intershop 4 ist die Nachfolgeversion, der ersten vom gleichnamigen Unternehmen entwickelte Software, die das Verkaufen von Waren über das Internet ermöglichte. Intershop konzentriert sich allerdings schon seit längerem nicht mehr auf diese Applikation, sondern kümmert sich vielmehr um die E-Commerce-Plattform "Enfinity". Im Gegensatz zu Intershop 4 sind hier nicht die Mittelständler die Zielgruppe, sondern Großunternehmen. So kommen sich die früheren Kollegen nicht in die Quere: "Die Kunden, bei denen wir Intershop antreffen, kann man an einer Hand abzählen", sagt Beeck.

Auch über den Wettbewerb von großen CRM- und ERP-Anbietern, die für ihre Lösungen zunehmend Anbaumodule mit Shop-Funtionalität entwickeln, macht sich Beeck keine allzu großen Gedanken. "Ich glaube nicht, dass die uns in unserer Nischenwelt arg bedrohen", sagt der Geschäftsführer gelassen. Statt sich Sorgen zu machen, konzentriert er sich lieber darauf, von erfolgreichen Kundenprojekten zu erzählen, zum Beispiel von den Reseller-Shops bei Ingram Micro, dem Erotikversand Orion, oder dem Münchner Delikatessen-Lieferanten Dallmayr.

Kauf oder Miete der Software - beides ist möglich

Die Lizenzkosten für die Standardsoftware betragen gerade mal 5.000 Euro, Gesamtkosten für einen Online-Shop sind jedoch mit einem Vielfachen davon anzusetzen. Ein typisches mittelständisches Budget für das komplette Einrichten eines Internetverkaufs beziffert Beeck auf 20.000 bis 30.000 Euro. Kunden, die ein ganzes Filialnetz im Internet abbilden wollen, müssen mit rund 100.000 Euro rechnen. Damit kommen sie immer noch relativ günstig weg. Denn große Versandhäuser wie zum Beispiel Quelle bezahlen schon mal zehn Millionen Euro für ihren Online-Relaunch, allerdings ist das Unternehmen ein Kunde von Intershop. Haben Epages-Interessenten kein Geld übrig, können sie sich einen Shop bei einem ISP für 50 Euro im Monat mieten. Anbieter, die den Dienst offerieren sind zum Beispiel die Telekom, Freenet oder Strato. Neben den Vertriebsbeziehungen zu den Telekommunikationsunternehmen verfügt Epages über weltweit 200 Partner. In Deutschland pflegen Beeck und seine Mitarbeiter Partnerschaften zu 60 Systemhäusern und VARs. Neben Siemens-Business-Service und T-Systems sind viele kleine und regional agierende Dienstleister auf der Liste zu finden. Von ihnen und den ISPs verspricht sich Beeck zukünftig gute Geschäfte. Derzeit erzielen die mittelständischen Unternehmen rund 50 Prozent des steuerpflichtigen Umsatzes in Deutschland. Jedoch gehen lediglich 20 Prozent des im Internet erzielten Umsatzes in die Kassen dieser Zielgruppe. Aus diesen Zahlen liest Beeck sein eigenes Geschäftspotenzial heraus: Denn nach dieser Rechnung benötigen noch viele Mittelständler einen Online-Shop. "Der E-Commerce-Umsatz wächst immer noch", sagt Beeck. "Ich will nicht sagen, dass elektronischer Handel schon Mainstream ist", fügt er hinzu,"aber er entwickelt sich in diese Richtung".

www.epages.de

ComputerPartner-Meinung

Man sieht es ihm auf den ersten Blick nicht an, aber Wilfried Beeck scheint zu der Sorte Mensch zu gehören, die immer wieder auf den Füßen landet. Sein neues Unternehmen hat bereits zwei Quartale operativer Geschäftstätigkeit hinter sich. Wie viel Umsatz dabei erzielt wurde, will Beeck nicht verraten. Dafür aber, dass zu den derzeit 50 Mitarbeitern seines Unternehmens in nächster Zeit noch weitere 10 hinzukommen sollen, was dafür spricht, dass die Geschäfte nicht schlecht laufen. (ce)

Epages 4.5

In der Standardversion enthält "Epages 4.5" ein Werkzeug für das Kundenmanagement sowie eine Sybase-Datenbank. Ein Kunde kann seine Daten auch auf jeder beliebigen anderen Datenbank ablegen. "Das haben wir in den vergangenen sieben Jahren gelernt: Dass wir dem Kunden nicht vorschreiben können, wie er seine Daten verwalten soll", sagt Geschäftsführer Wilfried Beeck. Deshalb fügt sich Epages in vorhandene Umgebungen ein. So kann der Kunde nicht nur andere Datenbanken anbinden, sondern auch Customer-Relationship-Management- und Enterprise-Resource-Planning-Systeme. Der Datenaustausch zwischen den Systemen erfolgt über eine XML-Schnittstelle. Weltweit existieren zirka 300 Lösungen, die sich an Epages ankoppeln lassen. "Deshalb fanden wir die Lösung so interessant", sagt Beeck. (ce)

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