Interview

14.10.1999

MÜNCHEN: Vor gut eineinhalb Jahren ging aus der damaligen Soyo Deutschland GmbH die Firma NMC hervor. Der MotherboardHersteller hat sich mittlerweile im deutschen Markt etabliert. Das Unternehmen läßt seine Produkte vor allem in Asien fertigen. ComputerPartner-Mitarbeiter Karl Fröhlich sprach mit Marketingleiter Michael Thedens über die aktuelle Marktlage und die Auswirkungen des Erdbebens in Taiwan auf den deutschen Markt.

Wie sehen Sie im Augenblick den Motherboard-Markt?

THEDENS: Motherboards sind derzeit allgemein knapp. Die Verknappung des BX-Chipsatzes war vorhersehbar, daher haben wir vorausschauend geforecastet. Das Erdbeben konnte jedoch keiner vorausahnen.

Welche Auswirkungen hat das Erdbeben in Taiwan auf den deutschen Markt?

THEDENS: Das Erdbeben hat zu einer Verknappung aller wichtigen Komponenten wie Motherboards, Speicher und Grafikkarten geführt. Wir als Motherboard-Hersteller werden vor allem von den Zulieferfirmen ausgebremst. Hauptproblem sind die mangelnde Stromversorgung beziehungsweise die Zerstörung der örtlichen Infrastruktur wie Straßen und Brücken. Es ist zum Teil nicht mal möglich telefonischen Kontakt zu bekommen. Derzeit ist nicht abzusehen, wie lange die Allokation anhalten wird.

Wie bewerten Sie das derzeitige Geschehen bei Intel in Bezug auf BX-Verknappung und Nichtauslieferung des i820?

THEDENS: Es hat uns sehr überrascht, daß Intel den Camino verschoben hat. So wie es aussieht, soll Ende Oktober eine überarbeitete Version kommen, die allerdings nur zwei Rimm-Sockel unterstützt. Da der Chipsatz aber High-End-Systeme adressiert, ist das kontraproduktiv, da gerade hier eine hohe Speicherunterstützung sehr wichtig ist. Im Moment ist Intel aus dem Chipsatz-Markt raus. Der BX ist sehr gut, aber veraltet. Der i810e ist kein schlechtes Produkt, aber es fehlt der externe AGP-Support. Der Chipsatz ist für den Soho-Markt konzipiert, doch gerade da wollen die Anwender hochwertige Grafikkarten.

Worauf soll der Handel dann ihrer Meinung nach setzen?

THEDENS: Wir empfehlen unseren Kunden, auf Via umzusteigen. Der Apollo-Pro-Chipsatz ist eine gute Lösung und unterstützt mit Ultra-DMA/66 und PC133 alle wichtigen Standards. Die nächste Generation wird ab November auch über AGP 4x verfügen. Der Athlon wird Intel ebenfalls hart zusetzen. Die Nachfrage ist da, und sobald ab November Motherboards verfügbar sind, wird sich der Chip gut verkaufen. Super-Sockel7 läuft noch sehr gut. Entsprechende Systeme treffen gute Preispunkte. Wir gehen davon aus, daß sich die Technologie noch über das erste Halbjahr 2000 gut verkaufen wird. Von Vias Sockel370-Prozessoren erwarten wir einiges. Das Unternehmen verfügt über genügend Background, um im CPU-Markt eine Größe zu werden.

"Intel ist anscheinend in seine eigene Falle getappt", sagt NMC-Manager Michael Thedens.

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