INTERVIEW/Europäische Glasfaseranbieter verbinden ihre Netze

26.06.2007
Von Stefan Paul Mechnig

Von Stefan Paul Mechnig

Dow Jones Newswires

DÜSSELDORF (Dow Jones)--Zehn europäische Glasfaserbetreiber schließen ihre Netze zusammen und ermöglichen damit durchgängige Hochgeschwindigkeits-Verbindungen von Osteuropa bis Nordamerika. Mit über 85.000 Kilometern bilde die Allianz namens euro-one eines der größten Lichtwellenleiter-Netze der Welt, sagte Barry Nolan vom Vorstand des Frankfurter Anbieters euNetworks, der die Kooperation angestoßen hat. Sie erstrecke sich auch auf den Vertrieb der Partner. Die Kunden, zu denen Großunternehmen, aber auch andere Telekommunikationsanbieter zählten, erhielten künftig einheitliche Services und nur noch eine Rechnung.

Die neue Allianz, die in dieser Woche offiziell verkündet werden soll, umfasst alle großen Volkswirtschaften in Europa. Insgesamt erstreckt sie sich auf dem Kontinent über rund ein Dutzend Länder und bindet im Osten Polen und Tschechien an. Einer der Partner, Hibernia Atlantic aus Irland, stellt Verbindungen in die USA und nach Kanada. Insgesamt sind mehr als 350 Städte an das transatlantische Netz angeschlossen, an dem sich außerdem die Unternehmen e/net (Irland), Exatel (Polen), Fibrelac (Schweiz), Geo (Großbritannien), Jazztel (Spanien), Net4Net (Tschechien), Neo Telecoms (Frankreich) und Retelit (Italien) beteiligen.

Allein euNetworks kommt auf 6.600 Kilometer Glasfaser und bietet neben Langstrecken-Verbindungen zwischen Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Belgien und den Niederlanden noch innerstädtische Netze in 15 Metropolen an. Der Bedarf nach solchen schnellen und sicheren Datenverbindungen hat in den vergangenen Jahren vor allem durch das Internet stark zugenommen. Auch benötigen Finanzdienstleister wie die Deutsche Börse, die im Mai einen Vertrag mit euNetworks geschlossen hat, immer größere Kapazitäten.

Die euro-one-Partner sind ausschließlich im Geschäftskundenmarkt tätig und machen hier großen Telekomgesellschaften wie Colt oder MCI Konkurrenz, aber auch regionalen Anbietern wie in Deutschland etwa der seit kurzem börsennotierten Versatel. Konzerne wie France Telecom oder die Deutsche Telekom, die ebenfalls auf Glasfaser setzen, sind damit hauptsächlich im Endkundenbereich aktiv.

Viele optische Netze wurden in Europa Ende der neunziger Jahre für Milliardensummen errichtet, blieben aber vielfach unausgelastet und rentierten sich nicht. So verkaufte der US-Anbieter Viatel 2006 die Hälfte seines Europa-Netzes für einen Bruchteil der Kosten an euNetworks. Nach Ansicht von Experten ist der Markt nach wie vor von Überkapazitäten geprägt. Das zunehmende Datenwachstum sorge aber für eine größere Netzauslastung, sagte Analyst Frank Rothauge vom Bankhaus Sal. Oppenheim. Darauf komme es für die Betreiber an, deren laufende Kosten äußerst gering seien. Lukrativ seien vor allem Aktivitäten in Gegenden mit wenig Wettbewerb, etwa in Osteuropa.

Auch euNetworks will dort hauptsächlich durch Partnerschaften weiter expandieren, wie Chief Operating Officer Nolan im Gespräch mit Dow Jones Newswires sagte. Er sieht für den gesamten Markt in den kommenden Jahren eine dynamische Entwicklung und verweist darauf, dass der US-Riese Verizon vor wenigen Tagen weitere Investitionen in Europa angekündigt habe. In zwei bis drei Jahren wolle euNetworks, deren Mutter Global Voice Group an der Börse in Singapur gelistet ist, mehr als 100 Mio EUR Umsatz machen, sagte Nolan.

Im Jahr 2006 hatte die Gesellschaft die Erlöse um 48% auf 24 Mio gesteigert und ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 7 (2) Mio EUR erzielt.

Webseite: http://www.eunetworks.com

- Von Stefan Paul Mechnig, Dow Jones Newswires, ++ 49 (0) 211 - 13 87 213,

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