INTERVIEW/Kontron sieht sich im 2Q wieder auf Vorjahresniveau

26.04.2010
Von Matthias Karpstein DOW JONES NEWSWIRES

Von Matthias Karpstein DOW JONES NEWSWIRES

MÜNCHEN (Dow Jones)--Das Technologieunternehmen Kontron sieht sich nach dem Umsatz- und Ergebnisrückgang des Auftaktquartals im nun laufenden zweiten Quartal wieder auf Vorjahresniveau. Der Hersteller eingebetteter Rechner erwartet für die Periode von April bis Juni bei Umsatz und Ergebnis keine erneuten Rückgänge, wie Vorstandsvorsitzender Ulrich Gehrmann am Montag im Interview mit Dow Jones Newswires sagte.

Das zweite Quartal 2009 beendete der TecDAX-Konzern aus Eching bei München mit Einnahmen von 111 Mio EUR und einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 8 Mio EUR. "Mit diesen Werten könnten wir auch im laufenden Quartal leben", sagte Gehrmann.

"Größter limitierende Faktor" des Unternehmens sind laut Gehrmann derzeit die knappen Bauteile. Im zweiten Quartal konnten deswegen Aufträge über 8 Mio EUR nicht rechtzeitig ausgeliefert werden. Zudem musste der Lagerbestand aufgebaut werden, um möglichst viele Aufträge bedienen zu können. Die Preissteigerung bei den Bauteilen hält laut Gehrmann derzeit noch an, erst ab dem dritten Quartal rechnet er mit einer Abflachung der Verknappung.

Die Kontron AG hatte am Morgen für ihr Auftaktquartal wie erwartet Rückgänge bei Einnahmen und Ergebnis gemeldet, aber an ihrem Ausblick für das Gesamtjahr festgehalten. Von Januar bis März schrumpfte der Umsatz auf 98 Mio von 107 Mio EUR im Vorjahresquartal. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) erreichte knapp 3 (Vorjahr 7) Mio EUR. Der Periodenüberschuss lag bei 2 (5) Mio EUR.

Das Kontron-Management hatte den Markt bereits darauf vorbereitet, dass 2010 ein "Konsolidierungsjahr" wird, bei dem erst im zweiten Halbjahr Wachstum zu erwarten sei. Nun erwartet der Echinger Konzern eine Belebung bereits ab dem zweiten Quartal, wie er am Montag mitteilte. Grund dafür ist die höhere Visibilität für Kontron, weil Unternehmen nun konkrete Zeitpunkte für ihre bereits vergebenen Aufträge nennen.

Kontron bekommt von Kunden Aufträge in Form so genannter Design Wins zugesprochen, die zeitliche Abwicklung ist dann aber noch nicht geklärt. "Vor allem große Telekommunikationsunternehmen und Maschinenbauer im Bereich Industrial Automation benennen uns jetzt Aufträge mit einer Frist von 2 bis 3 Monaten, während es bis vor Kurzem noch Fristen von 6 bis 12 Monaten waren", erläuterte Gehrmann. Aufgrund der höheren Visibilität ist sich Gehrmann nun sicher: "Das zweite Quartal wird besser als das Auftaktquartal".

Der Auftragsbestand des TecDAX-Unternehmens erreichte im Auftaktquartal 314 (306) Mio EUR. Die Design Wins als wichtiger Indikator für das künftige Geschäft erreichten 79 (117) Mio EUR und lagen damit über dem Wert des vierten Quartals 2009, als sich die Design Wins auf 74 Mio EUR summierten.

Vor allem die Bereiche Automation und Infotainment bereiten Kontron weiterhin Probleme. Die Erwartungen an das Gesamtjahr bleiben bei den Echingern aber weiter unverändert. Das Unternehmen bestätigte am Montag die Prognose einer relativ flachen Geschäftsentwicklung. Gehrmann konkretisierte im Interview, dass beim Umsatz weiterhin 475 Mio EUR eingeplant sind und das EBIT zwischen 30 Mio und 35 Mio EUR liegen soll. Die EBIT-Marge sieht der Vorstandsvorsitzende weiter bei rund 7%.

Am ambitionierten Ziel einer EBIT-Marge von 12% im kommenden Jahr hält Gehrmann fest. "Wir können dieses Ziel in einem normalen Wirtschaftsumfeld erreichen und brauchen dazu 550 Mio EUR Umsatz. Sollte die Weltwirtschaft noch einen unerwarteten Schlag bekommen, dann würden wir die 12% vielleicht ein Jahr später erreichen", erklärte Gehrmann.

Gehrmann arbeitet derzeit an einer Verschlankung des Konzerns. In der Verwaltung sollen dazu weitere Stellen abgebaut werden. Bei den Ingenieuren würden allerdings keine Arbeitsplätze wegfallen. Große Einschnitte beim Personal seien derzeit nicht geplant. Zum Konzernumbau, dessen Kosten Gehrmann auf 3 Mio bis 4 Mio EUR veranschlagt, gehört auch die Umwandlung des Europa-Geschäfts in eine Europäische Gesellschaft (SE).

Der Vorstandsvorsitzende will Kontron zudem weiterhin mit Zukäufen stärken und spricht dazu derzeit noch mit fünf Kandidaten. Ein Termin für einen möglichen Abschluss steht noch nicht fest. "Die Zeit spielt für Kontron", gab sich Gehrmann optimistisch.

Webseite: www.kontron.com - Von Matthias Karpstein, Dow Jones Newswires, +49 (0)89 55214030, matthias.karpstein@dowjones.com DJG/mak/brb

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