INTERVIEW/Kontron wird für 2010 wohl keine Dividende zahlen

27.07.2010
Von Matthias Karpstein DOW JONES NEWSWIRES

Von Matthias Karpstein DOW JONES NEWSWIRES

MÜNCHEN (Dow Jones)--Die Aktionäre der Kontron AG müssen wegen einer hohen Risikovorsorge in Malaysia wohl auf eine Dividende für das laufende Jahr verzichten. "Es ist eher wahrscheinlich, dass wir keine Dividende für das Gesamtjahr zahlen werden", sagte Kontron-Vorstandsvorsitzender Ulrich Gehrmann zu Dow Jones Newswires. Kontron hatte am Dienstagmorgen einen Nettoverlust von 30 Mio EUR für das zweite Quartal mitgeteilt. Um die Risikovorsorge von 34 Mio EUR bereinigt lag das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) bei 8 Mio EUR.

Das TecDAX-Unternehmen mit Sitz in Eching bei München hatte Anfang Juli erklärt, für ausstehende Forderungen gegen Kunden in Malaysia, Taiwan und Hongkong 34 Mio EUR Risikovorsorge gebildet zu haben. Die ausstehenden Forderungen wurden im abgeschlossenen zweiten Quartal in der Kontron-Bilanz vollständig wertberichtigt.

Die Prognose für das Jahr 2010 bestätigte Gehrmann, allerdings klammert er dabei die Risikovorsorge von 34 Mio EUR aus. "Unsere Guidance ist unverändert", sagte er. Der Kontron-Vorstand erwartete bisher für das Gesamtjahr 2010 eine EBIT-Marge von rund 7%. Der Umsatz soll 475 Mio EUR erreichen und das EBIT zwischen 30 Mio und 35 Mio EUR liegen.

Mit der Wertberichtigung von 34 Mio EUR hat sich das Kontron-Management auf die maximalen Ausfälle samt Kosten für Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwälte eingestellt. Allerdings hofft man in Eching noch, zumindest einen Teil dieser Summe wiederzusehen. Sollte aber die volle Belastung von 34 Mio EUR entstehen, dann würde das EBIT mit Sicherheit aufgezehrt, erklärte Gehrmann im Interview. Dann wäre wohl ein Jahresverlust die Folge, nachdem das vergangene Jahr mit einem Nettogewinn von rund 22 Mio EUR abgeschlossen wurde.

Trotz der Probleme in Malaysia hält Gehrmann an seiner Strategie fest, die Produktion weiter nach Asien zu verlagern. "Wir müssen weiter in Asien produzieren, um dort mitspielen zu können", sagte er. Im laufenden Jahr will er 70% der Kontron-Produktion in Asien haben, 80% sind sein nächstes Ziel.

Für die weitere Restrukturierung des Unternehmens rechnet Gehrmann im zweiten Halbjahr mit Kosten von 4 Mio bis 6 Mio EUR. Sein größtes Problem - neben der Aufklärungsarbeit in Malaysia - ist derzeit die Knappheit der benötigten Bauteile. "Teilweise beträgt die Lieferzeit bis zu 50 Wochen", erklärt er. Nachdem Kontron bereits im ersten Quartal Aufträge über 8 Mio EUR wegen dieses Problems nicht bedienen konnte, stieg dieser Anteil nun auf 11 Mio EUR.

Da die Bauteile knapp sind, werden sie im Einkauf für Kontron auch teurer. Gehrmann geht davon aus, dass die Bauteile-Knappheit noch mindestens bis Ende des laufenden Jahres anhält, möglicherweise auch darüber hinaus. Dann wäre laut Gehrmann die Prognose einer EBIT-Marge von 12% bei einem Umsatz von 550 Mio bis 570 Mio EUR im kommenden Jahr, an der er derzeit noch festhält, in Gefahr. "Die Knappheit der Bauteile kostet uns pro Quartal rund 1 Mio bis 2 Mio EUR unseres EBITs. Wenn das anhält, ist eine Marge von 12% im nächsten Jahr nicht machbar, denn das nimmt uns zu viel Gewinn weg", sagte der Vorstandsvorsitzende.

Webseite: de.kontron.com -Von Matthias Karpstein, Dow Jones Newswires, +49 89 55214030, matthias.karpstein@dowjones.com DJG/mak/brb

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