INTERVIEW/Marktbelebung stimmt Conergy verhalten optimistisch

02.06.2009
Von Martin Rapp

Von Martin Rapp

DOW JONES NEWSWIRES

MÜNCHEN (Dow Jones)--Das Solarunternehmen Conergy AG hat sich auf der Branchenmesse Intersolar verhalten optimistisch über ihr Geschäft gezeigt. Vorstandsvorsitzender Dieter Ammer sagte, der Markt habe sich seit März zwar belebt, "allerdings war das Geschäft im April und Mai ruhiger, als wir erwartet und erhofft hatten", sagte der Manager des Hamburger Solarunternehmens im Gespräch mit Dow Jones Newswires.

"Das Geschäft mit gewerblichen Kunden gestaltet sich weiterhin mühsam. Bei Privatkunden bleibt die Finanzierung schwierig", konkretisierte Ammer die Hindernisse. Ein Problem sei das deflatorische Verhalten auf der Nachfrageseite. "Die Kunden warten teilweise auf weitere Preissenkungen", sagte er. Dennoch hält er nach dem Preisrutsch von gut 20% bei Solarmodulen einen Boden für erreicht.

Ammer wollte die bisher vage Prognose von Conergy nicht genauer fassen. Dazu sei die Entwicklung noch zu unsicher. Bisher steht für das Unternehmen nur fest, das im vergangenen Jahr erreichte Umsatzniveau von knapp über 1 Mrd EUR nicht wieder zu schaffen. "Eine konkretere Prognose für das Gesamtjahr lässt sich frühestens bei Bekanntgabe der Zweitquartalszahlen am 13. August geben", sagte Ammer.

Der Einbruch der Nachfrage im Zuge der Wirtschafts- und Finanzkrise hat auch bei Conergy Spuren hinterlassen. Im ersten Quartal waren die Erlöse auf 65 Mio EUR und damit auf weniger als ein Drittel des Vorjahreswertes gestürzt. Der Verlust wurde zwar reduziert, lag aber immer noch bei 29 Mio EUR.

Die Marktschwäche macht sich auch in der Modulfabrik von Conergy in Frankfurt (Oder) bemerkbar. Die Auslastung dort liege derzeit bei 20% bis 25%, sagte Ammer. Nur eine der vier Produktionslinien ist in Betrieb. "Momentan fahren wir die anderen drei Linien ein, um bei einem Anziehen der Nachfrage schneller reagieren zu können", ergänzte Ammer.

Die Fabrik sorgt schon lange für Verluste bei Conergy. Aus dem anfänglichen Wunsch, einen Partner dafür zu suchen und den darauf folgenden Verkaufsplänen ist nichts geworden, so dass das Unternehmen sein Heil in der Flucht nach vorn sucht. Ein Problem dabei ist, dass mit dem US-Unternehmen MEMC ein langfristiger Vertrag zur Versorgung mit Siliziumscheiben (Wafern) abgeschlossen wurde.

Conergy hat sich lange bemüht, den Vertrag mit MEMC neu zu verhandeln. Im vergangenen Sommer wurde ein Teilerfolg erzielt und eine Halbierung des Gesamtvolumens auf 4 Mrd USD erreicht. Die Einigung erstreckte sich allerdings nicht auf die Preise - was dann angesichts der Überversorgung des Marktes mit günstigerem Rohmaterial zu einem Wettbewerbsnachteil wurde.

Auch hier bemühte sich Conergy um eine Vertragsänderung - bislang jedoch vergeblich. Zuletzt zog Conergy in den USA vor Gericht und ficht dort den Kontrakt an. Der Ausgang des Verfahrens, welches sich über Jahre hinziehen könnte, ist offen. Zu den Erfolgsaussichten der Klage gegen MEMC wollte sich Ammer unter Hinweis auf das schwebende Verfahren nicht äußern.

Der Vorstandsvorsitzende gehört zu den Gründern des Unternehmens und amtiert seit November 2007. Er hatte das Steuer von seinem Neffen Hans-Martin Rüter in schwieriger Zeit übernommen. In jenem Jahr hatte Conergy einen Verlust von 248 Mio EUR verzeichnet - der dann im vergangenen Jahr noch mit 307 Mio EUR übertroffen wurde.

Nur durch zwei Kapitalerhöhungen wurde das Unternehmen am Leben gehalten. Seit der bis dato letzten im Dezember ist die Commerzbank als neue Mutter der Dresdner Bank mit 37% größte Anteilseignerin bei den Hamburgern. "Wir haben eine sehr gute Beziehung zur Commerzbank als Großaktionär", sagte Ammer.

Neben den Finanzierungsmaßnahmen wurde ein Restrukturierungsprogramm eingeleitet. Bereiche, die nicht zum Kerngeschäft gehörten, wurden teilweise abgestoßen. Nicht alle Pläne erfüllten sich jedoch: So hat Conergy von einem Verkauf von Conergy Schweiz und der Güstrower Wärmepumpenfabrik vorerst Abstand genommen. "Die gebotenen Kaufpreise waren zu niedrig", erklärte Ammer.

Das Unternehmen will sich auf das Photovoltaikgeschäft und dabei weniger auf die eigene Herstellung, sondern eher auf den Verkauf am Markt konzentrieren. "Derzeit legen wir den Fokus auf eine Vertriebsoffensive", sagte Ammer zur momentanen Ausrichtung des Geschäfts. Mit den Verkaufsanstrengungen sollen auch die Lagerbestände reduziert werden. "Dabei streben wir eine Verringerung auf weniger als die Hälfte des aktuellen Bestands an", erläuterte Ammer.

Derzeit richte Conergy zudem die Kostenstrukturen des Unternehmens auf die gesunkenen Umsätze aus, sagte Ammer weiter. Er sieht die Geschichte Conergys, die dieses Jahr den 10. Geburtstag begeht, als Vorteil in der aktuellen Branchenkrise. "Der marktbedingte Einbruch zuletzt war nicht unser erster. Wir sind schockerfahren, das haben wir unseren Wettbewerbern voraus", sagte Ammer.

Webseite: http://www.conergy.de -Von Martin Rapp, Dow Jones Newswires; +49 (0) 69 29725 104; martin.rapp@dowjones.com DJG/mmr/jhe Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de

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