Interview mit Claudio Toscani, Channel-Account-Manager bei Fast Multimedia

16.09.1999

MÜNCHEN: Die Bereiche Unterhaltungsselektronik (UE) und PC wachsen immer mehr zusammen. Für den PC-Fachhandel eröffnen sich dadurch neue Umsatzpotentiale. Der moderne PC-Händler hat nicht nur Videoschnittkarten und die geeignete Hardware für einen PC-Schnittplatz im Sortiment, sondern auch immer mehr Geräte aus dem Unterhaltungselektronik-Bereich, wie digitale Fotoapparate und Camcorder. ComputerPartner sprach mit Claudio Toscani, der beim Münchner Videoschnittkartenspezialisten Fast Multimedia AG als Channel-Account-Manager den Fachhandel betreut, über Chancen und Tendenzen im Consumer-Videoschnitt-Markt.

Wie sehen Sie die Zukunft von PC und UE?

TOSCANI: Von der computergesteuerten Waschmaschine bis zur Musik aus dem Internet über MP3-Player ist der PC heute dabei, den Alltag zu erobern. Im Handel verwischt dadurch die Grenze zwischen PC- und UE-Technik immer mehr. So vertreibt beispielsweise Sony sein neues Multimedia-Notebook "Vaio" als einer der ersten großen Hersteller der Unterhaltungselektronik ebenso über den PC-Fachhandel wie über seine klassischen UE-Kanäle.

Hat der Videoschnitt in diesem Bereich eine Vorreiterrolle gespielt?

TOSCANI: Im Video-Bereich sind Unterhaltungselektronik und PC schon lange keine zwei Welten mehr. Videoschnitt und PC gehören heute zusammen, und das nicht nur im Profi-Sektor. Das war natürlich nicht immer so: Anfang der Neunziger interessierten sich hauptsächlich Spezialisten und Computerfreaks für digitale Videobearbeitung. Heute sind Hobbyfilmer und semiprofessionelle Anwender dazugekommen. Der Erfolg unseres Produktes "AV Master" ist ein Beispiel dafür: Die erste S-VHS-Schnittkarte für den PC mit Video und Audio an Bord hat sich seit 1996 weltweit mehr als 70.000 Mal verkauft.

Inwiefern ist DV (Digital Video) schon ein Thema für die breite Masse der Kunden?

TOSCANI: DV ist stark auf dem Vormarsch. 1998 hatte DV mit 100.000 verkauften Exemplaren 23 Prozent Marktanteil unter den Camcordern, im Mai dieses Jahres waren es mit 43 Prozent (davon 14 Prozent Anteil von Digital-8) schon fast doppelt soviele. Das liegt zum einen daran, daß DV-Camcorder, -Videorecorder und -Schnittsysteme günstiger werden. Zum anderen sind die Produkte auch zunehmend einfacher zu bedienen und so für eine breitere und weniger spezialisierte Kundengruppe attraktiv.

Welche Chancen ergeben sich dadurch für den PC-Fachhandel?

TOSCANI: Bereits jetzt verkaufen sich 50 Prozent unserer Consumerprodukte über den PC-Handel. Aufgrund seines fundierten PC-Know-hows wird gerade dieser Kanal im Consumersektor überproportional wachsen. Zusätzlich erschließt das digitale Video dem PC-Fachhändler enorme Cross-Selling-Potentiale. Vom DV-Camcorder über den PC-Schnittplatz bis zum digitalen Videorecorder kann er dem Hobbyfilmer alles aus einer Hand bieten. Auch die Distribution hat diesen Trend

bereits erkannt und bietet den PC-Fachhändlern neuerdings zusätzlich digitale Camcorder, Fotokameras und Videorecorder an.

Wozu braucht denn ein Heimanwender digitale Videoqualität?

TOSCANI: Die hervorragende Bildqualität ist neben der handlichen Größe von Geräten und Bändern ein wichtiges Kaufkriterium. Ausschlaggebend sind jedoch für immer mehr Heimanwender die kreativen Möglichkeiten der digitalen Systeme. Die selbstgedrehten Videos werden mit beeindruckenden Titeln und Übergängen versehen, Videoclips auf CD-Rom gebrannt, per E-Mail versandt oder ins Internet gestellt, um die eigene Homepage zu schmücken. Auch wird der digitale Camcorder gerne als Fotoapparat genutzt, ob für Standbild-

aufnahmen oder indem nachträglich Einzelbilder extrahiert und grafisch weiterbearbeitet werden.

Wie sieht ein DV-Schnittsystem für die breite Kundenbasis aus?

TOSCANI: Problemlos installierbar, intuitiv und schnell muß es sein.Um diesen künftigen Anforderungen im privaten und semiprofessionellen Bereich Rechnung zu tragen, liefert Fast Multimedia in Kürze ein neues Windows-basierendes DV-Schnittsystem aus, das speziell auf die Kundenwünsche zugeschnitten ist. Es ist ausgesprochen einfach zu bedienen und leistungsfähig, ohne jedoch überfrachtet zu sein.

Hat der Einzelhandel bei selbsterklärenden Produkten noch eine Chance?

TOSCANI: Beratungsbedarf ist nach wie vor auf der PC-Seite vorhanden. Ein Grundprinzip aller Fast-Produkte ist die Offenheit für verschiedene Systeme, so daß sich der Kunde seinen Schnittplatz den individuellen Bedürfnissen anpassen kann. Unsere Erfahrung dabei ist, daß die meisten Kunden ihren Schnittplatz lieber vom Fachhändler konfigurieren lassen, als die Hardware selbst zusammenzubasteln. Sie sparen dadurch Zeit und können sicher sein, daß alle Komponenten effizient zusammenarbeiten und sich ihr System auch später noch nachrüsten läßt. Die langjährige Erfahrung der PC-Händler mit Grafikkarten und Speichermedien aus der digitalen Einzelbildverarbeitung ist hier der große Trumpf für das neue digitale UE-Geschäft.

Kann die Distribution den PC-Händlern das nötige Know-how für das Videogeschäft vermitteln?

TOSCANI: Auch wenn die Belieferung über die Distribution erfolgt, möchten wir mit den PC-Fachhändlern eng zusammenarbeiten und betreuen sie direkt. Zusätzlich zur Händler-Hotline stehe ich den Fachhändlern persönlich als Ansprechpartner für den Personal-Video-Bereich zur Verfügung. Unsere Händler im deutschsprachigen Raum profitieren von der Nähe zum Hersteller. Sie bedeutet kurze Wege für Produkte, Service und Know-how direkt vom Entwickler.

Claudio Toscani, Channel-Account- Manager bei Fast Multimedia in München: "Digitales Video erschließt dem PC-Händler enorme Cross-Selling-Poteniale."

Zur Startseite