Interview mit Joachim Prinz, Geschäftsführer Computer 2000 GmbH

17.12.1998
MÜNCHEN: Das zu Ende gehende Jahr stand für den deutschen Broadliner Computer 2000 ganz im Zeichen der Übernahme durch Tech Data. Aber auch sonst hat sich bei der deutschen Dependance noch einiges getan. Joachim Prinz, Geschäftsführer der Computer 2000 GmbH, stand dazu den ComputerPartner-Redakteuren Damian Sicking und Susann Naumann Rede und Antwort.

MÜNCHEN: Das zu Ende gehende Jahr stand für den deutschen Broadliner Computer 2000 ganz im Zeichen der Übernahme durch Tech Data. Aber auch sonst hat sich bei der deutschen Dependance noch einiges getan. Joachim Prinz, Geschäftsführer der Computer 2000 GmbH, stand dazu den ComputerPartner-Redakteuren Damian Sicking und Susann Naumann Rede und Antwort.

Das vergangene Jahr war für die deutsche Distributorenszene sehr turbulent. Was war für Sie das einschneidendste Ereignis?

PRINZ: Ganz klar die Akquisition der Computer 2000 AG durch Tech Data. Die Amerikaner sind für uns in vielerlei Hinsicht ein idealer Partner: Tech Data verfügt über ein stabiles Handelsnetz in den USA und wir in Europa. Wichtig ist, daß die operative Verantwortung weiterhin bei den Landesgesellschaften bleibt. Außerdem gibt es jede Menge Synergieeffekte wie die Anpassung des Hersteller- und Produktportfolios oder im Education-Bereich, wo Tech Data sehr gut aufgestellt ist. Etwas besseres als Tech Data hätte uns also gar nicht passieren können.

Die Computer 2000 GmbH hat kürzlich das Geschäftsjahr 1997/98 beendet. Welche Highlights hat es gegeben?

PRINZ: Wir konnten beim Umsatz um 23 Prozent auf 2,6 Milliarden Mark zulegen. Gewachsen sind wir vor allem im PC- und Softwarebereich um 40 beziehungsweise 43 Prozent.

Neben diesen beiden Bereichen sollte auch das Kommunikationsgeschäft forciert werden. Wie ist es gelaufen?

PRINZ: Sehr unterschiedlich. Während wir beispielsweise im ISDN-Bereich bei den Stückzahlen um 40 Prozent zulegen konnten, hat sich wertmäßig kaum etwas geändert. Daran sieht man, daß ISDN zwar weiterhin ein Zukunftsmarkt ist, daß aber aufgrund des Preisverfalls ein wertmäßiger Zuwachs nur schwer realisierbar ist.

Und wie sieht es mit der Telekommunikation aus?

PRINZ: TK-Endgeräte und -Anlagen waren noch nie Fokus bei uns. Und auch bei der Festnetzvermarktung werden wir uns vorerst zurückhalten. Aus meiner Sicht steckt dieser Bereich ohnehin noch in den Kinderschuhen und ist bisher nur für einen Bruchteil unserer Kunden interessant. Man muß auch nicht auf jeden Zug aufspringen, der gerade vorbeifährt. Wir empfehlen unseren Fachhändlern, sich auf ihre Kernkompetenzen zu konzentrieren.

Welche Erwartungen haben Sie an das neue Jahr?

PRINZ: Ich sehe dem neuen Jahr sehr positiv entgegen. Zum einen sind die Konjunkturvoraussetzungen äußerst günstig. Zum anderen hat die neue Regierung bereits einige Maßnahmen ergriffen, die dem Mittelstand künftig zugute kommen. Außerdem dürfte durch die Steuerreform die Kaufbereitschaft im Consumermarkt angekurbelt werden. Zusammen mit den Vorbereitungen zur Jahr-2000-Umstellung sind das gute Voraussetzungen für ein erfolgreiches Jahr 1999.

Wo wird Computer 2000 am Ende des laufenden Geschäftsjahres stehen?

PRINZ: Als Ziel haben wir uns die Drei-Milliarden-Mark-Hürde gesetzt. Das Wachstum erhoffen wir uns vor allem aus dem PC- und Kommunikationsbereich sowie bei Netzwerken und Komponenten.

Ein neuer Geschäftsbereich in diesem Jahr ist die PC-Assemblierung, die Sie künftig für Hewlett-Packard und IBM angehen werden. Warum hat C2000 seine Zurückhaltung in diesem Bereich abgelegt?

PRINZ: Während der letzten Jahren waren wir zurückhaltend, weil wir uns voll auf unsere Markenhersteller konzentriert haben. Da inzwischen aber die großen Hersteller in der Lage sind, zeitgerecht die technisch innovativen Komponenten zu einem adäquaten Preis anzubieten, werden wir uns jetzt dem Assembliermarkt widmen.

Trotz des Engagements vieler Distributoren in der PC-Assemblierung schrauben viele Systemhäuser und Händler weiterhin selbst. Woran

haperte es denn bisher?

PRINZ: Die Erwartungshaltung der Kunden an die PCs, betreffend Qualität, Preis und schnelle Verfügbarkeit sind unheimlich hoch. Diese Anforderungen waren in der Vergangenheit kaum zu erfüllen. Durch die Anstrengungen der Hersteller jedoch, die ich gerade angesprochen habe, hat sich hier viel getan.

Von Ihren Wettbewerbern sind Ihnen Actebis und auch Macro-tron um einiges voraus. Wie wollen Sie diesen Vorsprung wieder aufholen?

PRINZ: Obwohl wir relativ spät in die PC-Assemblierung einsteigen, glaube ich nicht, daß wir auch nur einen Tag zu spät dran sind. Die Frage ist doch nicht, wann man diesen Markt angeht, sondern wie man es macht. Zudem darf man nicht vergessen, daß Computer 2000 in Spanien schon wertvolle Erfahrungen mit Channel Assembly gesammelt hat.

Welche Stückzahlen schweben Ihnen mit HP und IBM vor?

PRINZ: Darauf möchte ich mich noch nicht festlegen. Sie können aber davon ausgehen, daß es sich um mehrere tausend Stück pro Monat handelt. Zur Cebit sollen dann auch die ersten Geräte vom Band in Bischofsheim rollen.

Kürzlich hat die Schadt-Pleite die Branche aufgeschreckt. Glauben Sie, daß PC-Ketten heute noch eine Überlebenschance haben?

PRINZ: In der bisherigen Form ganz sicher nicht. Das liegt einfach an der enormen Konkurrenz der Flächenmärkte wie Media-Markt oder Saturn, die durch ihr riesiges Produktsortiment eine Erlebniswelt für die ganze Familie anbieten. Außerdem ist der Consumer in der letzten Zeit viel mündiger geworden und traut sich zu, einen PC in einem Lebensmittelladen zu kaufen. Für die PC-Ketten kann das nur bedeuten, ähnliche Vorteile wie die der Flächenmärkte zu schaffen.

Wie beurteilen Sie die ständig neu aufflammende Diskussion um das Thema Direktvertrieb?

PRINZ: Wir werden uns daran gewöhnen müssen, daß einige Hersteller ein bestimmtes Klientel selbst bedienen wollen. Trends, die in den USA einsetzen, werden zeitversetzt auch zu uns kommen. Dennoch glaube ich nicht, daß der direkte Vertrieb bei uns solche Ausmaße wie in den USA annehmen wird. Als Fachhändler sollte man sich auf jeden Fall durch diese Tendenzen nicht verrückt machen lassen, sondern Flagge zeigen. Denn eins steht fest: Die Hersteller können heute bestimmte logistische oder finanzielle Dienstleistungen gar nicht mehr erbringen.

Joachim Prinz, Geschäftsführer der Computer 2000 Deutschland GmbH: "Obwohl wir relativ spät in die PC-Assemblierung einsteigen, glaube ich nicht, daß wir auch nur einen Tag zu spät dran sind."

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