Interview mit Steinecker-Nehls, Manager der Compaq Monitor Division

29.07.1999

DORNACH: Der Monitormarkt befindet sich nicht gerade im grünen Bereich. Dennoch mischen auch zunehmend PC-Hersteller im Display-Geschäft mit. Alfred Steinecker-Nehls, Business-Manager der Compaq Monitor Division, sprach mit ComputerPartner-Redakteurin Cornelia Hefer über Marktprognosen und -entwicklungen in Deutschland. Ziel des PC-Riesen: im Monitormarkt die Nummer eins zu werden.

Compaq-Gründer Ben Rosen räumt nach einem katastrophalen zweiten Quartal bei Compaq auf. Kann sich Compaq eine separate Monitor-Abteilung überhaupt noch leisten?

STEINECKER-NEHLS: Das PC-Business wird stark unterstützt durch die dazu- verkauften Monitore. Compaq hat in Deutschland im ersten Quartal sogar mehr Monitore verkauft als PCs. Der Beitrag der Monitor Division sowohl am Verkaufsanteil als auch am Gewinn ist bei Compaq demnach hoch einzustufen - und bekommt damit auch zunehmend mehr Bedeutung, was die Ausrichtung in strategischer Hinsicht angeht. Das trifft vor allen Dingen auf den deutschen Markt zu, der besonders aggressiv ist: Hier war unser Ziel vor zwei Jahren, zu

den Top-fünf-Monitoranbietern in Deutschland zu gehören. Nach der letzten GfK-Studie sind wir klar die Nummer zwei. Compaq ist der einzige Anbieter, der deutlich in jedem Produktbereich gewachsen ist. Zum Beispiel sind wir bei einigen Distributoren von Null auf der Top-drei-Position gelandet. Das alles spricht ganz klar für eine Monitor Division.

Sind das die Gründe, warum PC-Hersteller wie Compaq, Fujitsu,

Siemens, IBM dazu übergegangen sind, eigene Abteilungen für das Monitorgeschäft zu eröffnen?

STEINECKER-NEHLS: Wenn heute beispielsweise IBM oder SNI beim Ranking nach verkauften Stückzahlen mit auf den ersten Plätzen im Monitormarkt rangieren, dann deshalb, weil Unternehmen Gesamtsysteme von einem Anbieter kaufen wollen. Das heißt, nur ein Ansprechpartner, und die Preise sind im Gesamtsystem auch deutlich attraktiver. Damit haben PC-Hersteller die Möglichkeit, qualitativ hochwertige Produkte sehr preisattraktiv anzubieten. Daß Compaq Monitore als eigenständigen Produktbereich darstellt, ist eigentlich eher ein Novum. Mit dieser Konsequenz machen das zur Zeit weder SNI noch Fujitsu. Compaq hat das Ziel, die Nummer eins im Monitormarkt zu werden. Das bedingt natürlich, daß wir in direkten Wettbewerb zu den klassischen Keyplayern wie NEC, Eizo, Samsung oder Sony treten werden.

Und wie hat Ihre Monitor Division das zweite Quartal 1999 abgeschlossen?

STEINECKER-NEHLS: Der Juni war unser zweitbester Monat seit Bestehen der Monitor Division. Dies gilt nicht nur für den Abverkauf von uns in den Kanal, sondern auch für den Sell-out. Beschäftigen müssen wir uns aber mit dem allgemeinen Preisverfall, denn die Produktionskosten bleiben.

Vor der Cebit sagten Sie gegenüber ComputerPartner, daß Sie im Monitorgeschäft nach Stückzahlen doppelt so schnell wachsen wollen wie der deutsche Gesamtmarkt (Marktwachstum 1998: 28 Prozent; Compaq-Monitore: 56 Prozent, Anmerkung der Redaktion). Werden Sie dieses Ziel erreichen?

STEINECKER-NEHLS: Nach heutigem Stand: ein klares Ja. Aber die aktuellen GfK-Tendenzen sagen zirka 40 Prozent Wertverfall, bezogen auf den gleichen Zeitraum im Vorjahr, voraus. Und gleichzeitig soll das Stückzahlwachstum nur 15 Prozent betragen: unter anderem durch den Bedeutungsverlust von 14- und 15-Zöllern. Bezogen auf die Stückzahlprognosen werden wir im zweiten Quartal doppelt so schnell wachsen wie der Gesamtmarkt.

Das Monitorsegment wird dem PC-Geschäft immer ähnlicher: sinkende Margen, schneller Wertverfall, zunehmender Preiskampf. Was ist Ihre Prognose für die zweite Jahreshälfte?

STEINECKER-NEHLS: Es gibt drei Faktoren, die das zweite Quartal bestimmen werden. Erstens wird es noch keine Absatzverlagerung in Richtung TFT geben, da die Verfügbarkeit noch zu schlecht ist. Es bleibt also das Geschäft mit Röhrenmonitoren. Hier gibt es zwei Punkte, die Hersteller und Handel berücksichtigen sollten: Das eine ist die Jahr-2000-Problematik. Gerade Unternehmenskunden werden sich im laufenden Jahr mit Investitionen zurückhalten. Das bedeutet, man wird plötzlich vor einem geplanten Volumen stehen, das man gar nicht bewegen kann. Oder nur bewegen kann, wenn der Preis drastisch nach unten geht. Und damit kommt der zweite wichtige Faktor im CRT-Bereich zum Tragen: Lagerware. Wir haben von verschiedenen Mitbewerbern Zahlen gehört, die im sechsstelligen Bereich liegen. Und die müssen irgendwann einmal verkauft werden. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten: verschrotten oder noch einmal Marktanteil über Preissenkungen generieren.

Um wieviel Prozent, schätzen Sie, werden die Preise weiter sinken?

STEINECKER-NEHLS: Ich wage da keine Prognose abzugeben. Letzte Woche habe ich in der aktuellen PC Direkt ein erstes Endkunden-Angebot für einen 17-Zöller für 319 Mark gesehen, inklusive Mehrwertsteuer. Das zeigt die Richtung, in die sich der Markt bewegen wird. Ob diese Anbieter dann noch in ein oder zwei Jahren so auftreten, sei dahingestellt.

Wird es aufgrund dieser Entwicklungen zu einer Konsolidierungswelle bei den Monitoranbietern kommen?

STEINECKER-NEHLS: Der deutsche Monitormarkt befindet sich im Umbruch. Wir haben hier um die 1.000 Monitormodelle und zirka 100 Anbieter: von No-Names bis zu Markenherstellern, wobei sich der deutsche Markt extrem aggressiv entwickelt. Die Preise gehen rasant nach unten, was auch die Margen beeinträchtigt. Anbieter mit einem aggressiven Marketing - zum Beispiel Anzeigen in der Publikumspresse - müssen sich natürlich überlegen, wie sie das finanzieren. Am Ende werden nur die Unternehmen weiterbestehen, die gesund sind oder ein starkes finanzielles Rückgrat haben. Aus Asien kommen bereits die ersten negativen Signale: Zulieferer, die kurz davor sind, aus finanziellen Gründen das Business aufzugeben. CTX ist dafür ein gutes Beispiel.

Und wie wird sich der Gesamtmarkt im Hinblick auf künftige Produktstrategien verändern?

STEINECKER-NEHLS: Der 19- und 21-Zoll-Bereich sowie das TFT-Segment sind die am stärksten wachsenden Bereiche. Im Moment zwar noch auf relativ kleinem Niveau, aber jeder, der sich mit dem Monitormarkt beschäftigt, sollte durchaus den 19-Zoll-Markt im Auge behalten.

Warum - bisher haben die 19-Zöller noch nicht eingeschlagen?

STEINECKER-NEHLS: Einerseits wird die größte Schwäche zur Zeit behoben: die Bautiefe. Das war immer ein Grund für Kunden, nein zu sagen. Und man hat endlich eine Antwort, was den Preis angeht. Der Kunde bekommt bereits 19-Zöller für 649 Mark. Qualitativ gute Produkte erhält man bereits um die 1.000 Mark. Deshalb wird dieses Segment auch für den Fachhandel an Bedeutung gewinnen, weil man da noch profitabel arbeiten kann. Wenn ich 15 Prozent Marge auf einen 17-Zoll-Monitor für 300 Mark habe, ist das etwas anderes als für ein Produkt, das 800 oder 900 Mark kostet.

Entsprechend Ihrer Prognosen - wird Compaq auf diese Marktent-wicklungen mit neuen Produktserien reagieren?

STEINECKER-NEHLS: Im dritten und vierten Quartal werden wir massiv im High-End-Bereich auftreten. Wir haben Modelle, die jetzt am Ende ihres Produktlebenszyklus sind: die P-Serie zum Beispiel. Und damit steht das größte Announcement für Compaq im Monitorbereich zum Ende des dritten Quartals bevor. Das wird eben die hochwertige P-Serie betreffen. Zusätzlich werden neue TFT-Produkte angekündigt, und zwar in nahezu jedem Format. Alle Geräte werden die neuesten technischen Entwicklungen beinhalten: Ob das jetzt ein digitales Interface ist oder neue IPS-Produktionstechniken.

Alfred Steinecker-Nehls, Business Manager Compaq: Einiges deutet darauf hin, daß in der zweiten Jahreshälfte ein deutlicher Preisverfall eintritt.

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