INTERVIEW/Motorenbauer Deutz sieht die Talsohle durchschritten

11.09.2009
KÖLN (Dow Jones)--In der aktuellen Wirtschaftskrise sieht der Motorenbauer Deutz AG die Talsohle durchschritten. "Die Automobilhersteller haben die Lager abgebaut, die Pipeline ist leer", nun müsse wieder nachbestellt werden, sagte Finanz- und Personalvorstand Margarete Haase in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit Dow Jones Newswires. Das schlage sich auch im Auftragseingang nieder: Nach den ferienbedingt traditionell schwachen Monaten Juli und August hätten die Kunden im September wieder mehr geordert. Dennoch stellt sich das Kölner Traditionsunternehmen auf eine länger anhaltende Durststrecke ein.

KÖLN (Dow Jones)--In der aktuellen Wirtschaftskrise sieht der Motorenbauer Deutz AG die Talsohle durchschritten. "Die Automobilhersteller haben die Lager abgebaut, die Pipeline ist leer", nun müsse wieder nachbestellt werden, sagte Finanz- und Personalvorstand Margarete Haase in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit Dow Jones Newswires. Das schlage sich auch im Auftragseingang nieder: Nach den ferienbedingt traditionell schwachen Monaten Juli und August hätten die Kunden im September wieder mehr geordert. Dennoch stellt sich das Kölner Traditionsunternehmen auf eine länger anhaltende Durststrecke ein.

"Die Auftragseingänge lagen zuletzt etwas höher als die Monatsumsätze, das ist ein Zeichen für den Aufschwung", sagte Haase. Der September sei gut gelaufen. "Es wird jedoch sehr viel langsamer hochgehen als es abwärts gegangen ist." Haase rechnet damit, dass es drei bis fünf Jahre dauern könnte, bis die guten Ergebnisse von 2007 wieder erreicht würden.

Das laufende Jahr haben die Kölner so gut wie abgeschrieben. "Die verbleibenden Monate können den tiefen Absturz zu Jahresbeginn kaum noch auffangen", sagte Haase. Im ersten Halbjahr hatten sich die Neubestellungen und Umsätze etwa halbiert. Zwar lasse sich ein Großteil durch das laufende Sparprogramm kompensieren, dennoch rechnet Haase im Gesamtjahr weiter mit roten Zahlen.

Angesichts der wegbrechenden Nachfrage nach Dieselmotoren für Baumaschinen, Nutzfahrzeuge und Stromerzeugungsgeräte hatte Deutz bereits Ende vergangenen Jahres massiv auf die Kostenbremse getreten. Im Zuge des Sparprogramms "MOVE" fielen bereits 1.000 Stellen weg, 800 weitere sollen folgen. Ende Juni beschäftigte Deutz weltweit noch gut 4.350 Mitarbeiter.

Haase, die neben den Finanzen auch für das Personal verantwortlich ist, verteidigte die Stellenstreichungen angesichts einer möglichen Erholung der Wirtschaft. Zwar wolle Deutz bei der Zahl der Mitarbeiter zur alten Größenordnung zurück, jedoch nicht so schnell. "Die Kurzarbeit läuft 2010 aus", die Umsätze dürften sich bis dahin jedoch noch nicht erholt haben, schätzte Haase. Spätere Personalengpässe wolle Deutz vor allem mit flexibleren Leiharbeitern auffangen.

Zusammen mit weiteren Einsparungen etwa bei Material will Deutz noch in diesem Jahr insgesamt 100 Mio EUR weniger ausgeben. Im ersten Halbjahr wurden bereits 62 Mio EUR gespart. "Die 100 Mio EUR werden wir auf jeden Fall erreichen", zeigte sich Haase zuversichtlich. Ob es auch mehr werden könnte, wollte sie nicht sagen. Einige Effekte würden auch erst im kommenden Jahr ihre Wirkung entfalten, ergänzte sie.

Mit dem aktuellen Sparprogramm gibt sich Haase nicht zufrieden. Alleine in der Produktion erwarte der Dieselmotorenbauer jährliche Produktivitätsverbesserungen von 5% bis 7%, sagte die Managerin. Zudem prüfe Deutz, ob sich Standorte, auch in Deutschland, zusammenlegen ließen.

Darüber hinaus setzen die Kölner verstärkt auf Kooperationen. So will Deutz mit dem weltgrößten Automobilzulieferer Bosch und dem Abgasspezialisten J. Eberspächer bei der Entwicklung von Diesel-Abgasnachbehandlungsanlagen für Baumaschinen oder Traktoren zusammenarbeiten. "Die Abgasnachbehandlung ist notwendig, um die gesetzlichen Vorgaben einzuhalten", erklärte Haase. Das Gemeinschaftsunternehmen soll zu Beginn des kommenden Jahres seine Arbeit aufnehmen. Dann könnten schon in einem bis anderthalb Jahren die ersten Produkte auf den Markt kommen, sagte Haase. Zukäufe untersuche Deutz dagegen "nur sehr dosiert". Im Moment sei jedoch noch nichts spruchreif.

Webseite: www.deutz.de - Von Katharina Becker, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 29725 112, katharina.becker@dowjones.com DJG/kat/cbr Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de

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