INTERVIEW: Qimonda auf gutem Weg Elpida-Kooperation auszuweiten

24.07.2008
Von Alexander Becker

Von Alexander Becker

DOW JONES NEWSWIRES

MÜNCHEN (Dow Jones)-Die Qimonda AG ist nach den Worten ihres Vorstandsvorsitzenden Kin Wah Loh auf sehr gutem Weg die Kooperation mit ihrem japanischen Wettbewerber Elpida auszubauen. Hier sei in Bälde mit Neuigkeiten zu rechnen, sagte Kin Wah Loh am Donnerstag Dow Jones Newswires im Interview.

Bereits im April hatte Qimonda eine Partnerschaft mit Elpida im Bereich der neuen Chip-Technologie Buried Wordline angekündigt. Nun verhandele man über den nächsten Schritt, der auch eine Kooperation in der Fertigung einschließen könnte, so Kin Wah Loh weiter.

Ob es im Zuge der Kooperation auch zu einer gegenseitigen Beteiligung beider Unternehmen kommen könnte, sei nach wie vor offen. Dieses hänge davon ab, was Elpida darüber denke, so der Qimonda-Vorstandsvorsitzende. In den vergangenen Wochen hatte es wiederholt Spekulationen in Medien über eine bevorstehende Beteiligung von Elpida an Qimonda gegeben.

In der Buried Wordline Technologie wollen beide Unternehmen mit der Kooperation die Entwicklung von DRAM-Produkten mit neuen Zellgrößen beschleunigen. Demnach planen Elpida und Qimonda die Einführung der neuen Zellkonzepte für die 40-Nanometer-Generation für das Jahr 2010. Die 30-Nanometer-Generation soll später implementiert werden.

Die Speicherchips mit Buried-Wordline-Technik sind anders gebaut als die bisherigen Qimonda-Chips mit Trench-Technik und ermöglichen kleinere Strukturbreiten für die Speicherhalbleiter. Zudem soll der Stromverbrauch dieser Chips deutlich unter denen mit herkömmlicher Technik liegen.

Der Qimonda-Vorstandsvorsitzende bekräftigte zudem, das erste Produkt, einen 1-Gbit-DDR2-Speicherchip auf Basis der 65 Nanometer Buried Wordline-Technologie, im September 2008 in den Massenmarkt einzuführen. Nach Aussage von Kin Wah Loh wird die neue Technologie in den ersten zwei Quartalen des kommenden Geschäftsjahrs bereits eine prozentual zweistelligen Anteil am Umsatz von Qimonda erreichen.

Ein wichtiger Schritt sei hier die Validierung des Chips durch den Prozessor-Hersteller. Die Validierung ist eine Art Prüfsiegel, mit dem sich der Markt zu den Herstellern von Computern oder Laptops öffnet.

Qimonda hatte am Donnerstag ihre Drittquartalszahlen vorgelegt und dabei belastet von Restrukturierungskosten einen höher als von Analysten erwarteten Konzernverlust ausgewiesen. Bei einem Umsatz von 384 Mio EUR belief sich das EBIT auf minus 386 Mio EUR und der Konzernverlust auf 401 Mio EUR. Damit fiel das Verlust aber geringer als im Vorquartal aus.

In dem Ergebnis enthalten sind Restrukturierungskosten von 20 Mio EUR im Zusammenhang mit dem im April angekündigten Sparprogramm. Von Dow Jones Newswires befragte Analysten hatten im Mittel bei einem Umsatz von 418 Mio EUR mit einem EBIT von minus 371 Mio EUR und einem Konzernergebnis von minus 382 Mio EUR gerechnet.

Auf dem Speicherchipmarkt hatten sich die Preise in den Monaten April bis Juni zwar weitgehend stabilisiert, allerdings nur auf dem niedrigen Niveau des Vorquartals.

"Wir konnten unseren Verlust im dritten Quartal reduzieren sowie beträchtliche Fortschritte bei der Umsetzung unseres Produktivitätssteigerungs- und Kostensenkungsprogramm machen und erwarten, dass sich die Wirkung im laufenden und in den nächsten Quartalen bemerkbar macht", sagte Kin Wah Loh.

Der Vorstandsvorsitzende verwies darauf, dass das Unternehmen sein Ziel, 90% der Fertigungskapazitäten auf 75 nm Strukturbreiten umzustellen bereits ein Quartal früher als ursprünglich gedacht erreicht habe. Entsprechend werde die Bit-Produktion nach einem Rückgang im abgelaufenen Quartal im vierten Quartal um rund 20% höher ausfallen.

Für das Gesamtjahr rechet das Unternehmen nach wie vor mit einem Anstieg der Bitt-Produktion um 20% bis 30%. Im kommenden Jahr soll das Wachstum dank der erzielten Produktivitätsfortschritte mit 30% bis 40% deutlich höher liegen.

In den vergangenen zwei Quartalen habe der Fokus bei Qimonda vor allem auf der Reduzierung der Kosten und dem Cash-Mangement gelegen, so Kin Wah Loh. Er bekräftigte frühere Aussagen, nach denen die angekündigten Kostensenkungsmaßnahmen bis zum Ende des Geschäftsjahres 2007/08 abgeschlossen werden sollen. Hier will Qimonda jährlich rund 180 Mio EUR einsparen.

Für das laufende Jahr reduzierte das Unternehmen seine geplanten Inventionen noch einmal auf nun 370 Mio bis 420 Mio EUR reduziert. Zuvor hatte das Unternehmen hier etwa 450 Mio bis 500 Mio EUR in Aussicht gestellt.

Die angesichts der anhaltenden Verluste von Qimonda besonders im Blickpunkt stehende Brutto-Cash-Position reduzierte sich auf 630 Mio EUR von 768 Mio EUR im Vorquartal. Die Netto-Schulden-Position des Unternehmens betrug im dritten Geschäftsquartal 1 Mio EUR gegenüber einer Netto-Cash-Position von 216 Mio EUR im zweiten Quartal.

"Durch unsere Kostensenkungsmaßnahmen, strikte Finanzdisziplin und die erfolgreiche Umsetzung von weiteren Finanzmaßnahmen haben wir eine solide Brutto-Cash-Position beibehalten", sagte Finanzvorstand Michael Majerus mit Blick auf die Bilanzstruktur.

Qimonda ist eine 77,5%-Tochter der Infineon Technologies AG.

Webseite: http://www.qimonda.com - Von Alexander Becker, Dow Jones Newswires, +49 (0)89 5521 40 30 industry.de@dowjones.com DJG/abe/

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