INTERVIEW/SAP setzt weiter auf Wachstum mit Retail-Software

12.11.2008
WALLDORF (Dow Jones)--Trotz unsicherer Aussichten im Einzelhandel sieht die SAP AG in dieser Branche für sich nach wie vor überdurchschnittliche Wachstumschancen. "Wir wollen im Bereich Retail stärker zulegen als im Konzern", sagte Verlin Youd, SAP Senior Vice President Global Trading Industries, in einem Gespräch mit Dow Jones Newswires.

WALLDORF (Dow Jones)--Trotz unsicherer Aussichten im Einzelhandel sieht die SAP AG in dieser Branche für sich nach wie vor überdurchschnittliche Wachstumschancen. "Wir wollen im Bereich Retail stärker zulegen als im Konzern", sagte Verlin Youd, SAP Senior Vice President Global Trading Industries, in einem Gespräch mit Dow Jones Newswires.

Auch im Vergleich zur Branche insgesamt will der Spezialist für Unternehmenssoftware im Bereich Retail deutlicher wachsen und dabei Marktanteile gewinnen. In "einigen Märkten" macht das Geschäft mit den Einzelhandelskunden bis zu 15% des SAP-Umsatzes aus. Genauer will der Konzern aus dem badischen Walldorf die Bedeutung des Retail-Geschäfts nicht eingrenzen. SAP verbuchte 2007 insgesamt 7,43 Mrd EUR an Software- und softwarebezogenen Serviceerlösen.

SAP bietet seine Software-Lösungen für Großkunden aber auch für kleine und mittlere Handelsunternehmen an. Weltweit kommt der Konzern auf 8.400 Kunden in den Bereichen Groß- und Einzelhandel. In Deutschland verwenden beispielsweise die Drogeriekette dm, die Mitglieder des Sporthändlerverbundes Intersport, der Metro-Konzern, aber auch die Deutsche Post und die Tankstellenkette Aral die Retail-Software von SAP.

Allerdings gelten nach Darstellung von Youd für das Geschäft mit dem Einzelhandel die gleichen Aussagen wie für SAP allgemein. Die Finanzkrise habe zu großer Verunsicherung unter den Kunden geführt, so dass Vertragsabschlüsse teils verschoben oder zurückgestellt werden.

Es gebe allerdings auch Kunden, die ihre Investitionen beschleunigten, um sich in Position zu bringen und gestärkt aus der Krise hervorzugehen, äußerte der Manager. "Wir bleiben Retail verpflichtet und werden weiter in die Software investieren, um unseren Kunden das beste Paket anbieten zu können," sagte Youd.

Für das Angebot von SAP spricht seiner Meinung nach die weltweite Aufstellung des Softwarekonzerns. So könnten Kunden aus etablierten Märkten in Wachstumsregionen expandieren und dazu die gleiche Unternehmenssoftware wie auf dem Heimatmarkt verwenden. "Wir haben einige starke Wettbewerber in der Branche," räumte der Manager allerdings ein.

Wachstumspotenzial sieht SAP deshalb im Einzelhandel, weil auch hier zunehmend auf Standardanwendungen und nicht mehr auf selbst entwickelte Software gesetzt wird. Youd nennt Kostenvorteile und die Integrationsfähigkeit von Standardsoftware als Gründe für diesen Trend. Oft erweise sich die Wartung und Weiterentwicklung von In-house-Lösungen auf Dauer als zu aufwändig und teuer.

SAP sei mit seiner Software in der Lage, Daten aus verschiedenen Bereichen zu verknüpfen. Für die Einzelhandelsbranche geht es nach Darstellung von Youd dabei um Daten zum Personal, der Finanzbuchhaltung und Preisfestsetzung, aber auch zu Kundenbeziehungen und Merchandising. "Wir sind absolut davon überzeugt, dass wir das breiteste Portfolio an Lösungen anbieten können", sagte der Manager.

Das stärkste Wachstum werde derzeit in Asien erzielt. Wegen des bisher niedrigen Ausgangsniveaus sei das nicht überraschend. Auch in Europa und Amerika würden starke Ergebnisse erzielt, sagte der Manager, ohne jedoch konkreter zu werden. Außerdem sei Russland ein wichtiger Markt für SAP.

Das Kerngeschäft der Einzelhändler sei Kaufen und Verkaufen, sagte Youd. Deshalb sei diese Kundengruppe bei ihren Investitionen schon immer sehr aufmerksam gewesen. Jetzt könne man sagen, dass sie noch aufmerksamer geworden seien. Gefragt seien "starke Lösungen", die beim effektiven Einsatz von Investitionen helfen.

Webseite: http://www.sap.com/ -Von Dorothee Tschampa, Dow Jones Newswires; +49 (0)69 - 29725 114, dorothee.tschampa@dowjones.com DJG/dct/rio

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