INTERVIEW/Sky Deutschland-CEO sieht keine schnelle Lösung der Probleme

22.04.2010
Von Matthias Karpstein

Von Matthias Karpstein

und Archibald Preuschat

DOW JONES NEWSWIRES

UNTERFÖHRING (Dow Jones)--Der neue Vorstandsvorsitzende des Bezahlsenders Sky Deutschland sieht keine rasche Lösung für die Probleme seines Unternehmens. "Es braucht Zeit, die Menschen von der Qualität unseres Angebots zu überzeugen", sagte Brian Sullivan am Donnerstag im Interview mit Dow Jones Newswires. Die Schwierigkeiten der Vergangenheit vor Augen, rechnet Sullivan mit einer "gesunden Skepsis" der Aktionäre auf der Hauptversammlung am Freitag. Er wolle den Anteilseignern keine großen Versprechungen machen, das sei in der Geschichte des Senders schon zu häufig passiert.

Sullivan will sich von den Aktionären am Freitag zwar mehr finanziellen Spielraum einräumen lassen und bittet daher um die Ermächtigung für eine weitere Kapitalerhöhung, derzeit gebe es aber keine konkreten Pläne für deren Umsetzung. "Von meinem derzeitigen Kenntnisstand ausgehend wird es in den nächsten 12 Monaten keine Kapitalerhöhung geben, aber dies kann sich ändern, sollte sich eine Gelegenheit bieten, schneller zu wachsen", sagte Sullivan. Es wäre die siebte Kapitalerhöhung seit dem Börsengang vor fünf Jahren, damals noch als Premiere AG.

Seit April steht der US-Amerikaner an der Spitze von Sky Deutschland. Er folgt auf Mark Williams, den es rund anderthalb Jahre auf dem Posten des Vorstandsvorsitzenden hielt. Die noch von Williams ausgegebenen Ziele bestätigte Sullivan am Donnerstag: Im ersten Quartal 2011 soll der Sender 2,8 Mio bis 3 Mio zahlende Kunden haben und damit ein positives EBITDA erreichen.

Zur Kapitalerhöhung im Dezember war Sky Deutschland noch etwas optimistischer und hatte ein "deutlich" positives EBITDA in Aussicht gestellt. Im Geschäftsbericht Ende Februar fehlte dann die Formulierung "deutlich", von einer geänderten Guidance wollte Sullivan-Vorgänger Williams allerdings nicht sprechen. Im Schlussquartal 2009 brachte es Sky auf 2,47 Mio Kunden und ein negatives EBITDA von 81,6 Mio EUR.

Sullivan will die Kündigungsrate weiter senken, die im vierten Quartal bei 21,6% lag. In der ersten Jahreshälfte wolle man die Kündigungsrate (Churn) auf 20% drücken, in der zweiten Jahreshälfte solle sich die Rate "in Richtung 15%" bewegen. Er sei "ziemlich zuversichtlich", dass dies gelinge. Zur Kündigungsrate im ersten Quartal 2010, über dessen Verlauf Sky Deutschland am 12. Mai berichten will, äußerte er sich nicht, ebenso wenig zur Zahl der gewonnenen Abonnenten.

Im Schlussquartal 2009 war Sky mit einem Nettozuwachs von 39.000 Abos weit hinter den eigenen Zielen geblieben, obwohl das Weihnachtsgeschäft das Schlussquartal normalerweise zur stärksten Periode des Jahres macht. Nun müsste der Sender je Quartal durchschnittlich 66.000 Abos netto hinzugewinnen, um seine Ziele zu erreichen. Sullivan machte keine Angaben dazu, ob im Auftaktquartal die nötigen 66.000 zusätzlichen Abos eingefahren wurden, aber er verwies auf die Saisonalität des Geschäfts, wonach zum Jahresbeginn mit schwächeren Zahlen zu rechnen wäre.

Die größte Herausforderung sieht der neue Sky-Vorstandsvorsitzende darin, den Kunden das Angebot des Senders zu erklären und sie von dessen Qualität zu überzeugen. "Die Kunden verbinden Sky derzeit vor allem mit einem neuen Namen und einem höheren Preis", sagte Sullivan. Sie würden beispielsweise den Umfang des Filmangebots noch nicht verstehen, das der Sender bietet. Mit einer veränderten Kommunikation wolle er dieses Problem lösen. Denn nach Einführung der neuen Marke Sky sei das Augenmerk vor allem darauf gelegt worden, deren Bekanntheit zu steigern. Doch nun müsse es stärker um die Inhalte des Angebots gehen.

Um mehr Aufmerksamkeit der Kunden für das Bezahlfernsehen zu bekommen, scheint Sullivan sogar die wachsende Konkurrenz der Deutschen Telekom willkommen, die per Internetübertragung ihr Angebot in den Markt drückt. Der Bonner Ex-Monopolist buhlt um die Marktführerschaft und will bis 2012 für sein "Entertain"-Angebot bis zu 3 Mio Kunden gewinnen. "Je mehr Unternehmen in Deutschland erfolgreich Pay-TV machen, desto besser", sagte der Sky-Vorstand.

Die Deutsche Telekom stecke viel Zeit und Energie in ihr Angebot, dennoch sei es weit vom umfassenden Sky-Angebot entfernt. DFB-Pokal und Champions League etwa gebe es bei der Deutschen Telekom nicht zu sehen. Er könne jedenfalls weder bei der Kündigungsrate noch beim Werben um neue Kunden Druck vom Angebot der Telekom fest stellen. Über die weitere Belieferung des Bonner Konzerns mit Sky-Inhalten werde es in den kommenden Wochen Gespräche geben. Sky sei für eine weitere Zusammenarbeit offen, doch wenn diese nicht gelinge, werde sich der Sender als "fairer, aber aggressiver" Wettbewerber erweisen.

Sullivans Strategie, den Sender profitabel zu machen, unterscheidet sich von Williams' Weg. Williams wollte zuletzt die Zahl der Niedrigpreisabos im Bestand drastisch zurückfahren und vor allem den durchschnittlichen Umsatz je Kunde (ARPU) steigern. Billigabos ließ er auslaufen, auch auf Kosten der Abonnentenzahl.

Sullivan geht stattdessen einen Mittelweg. "Wir müssen die richtige Balance zwischen Wachstum beim Umsatz je Kunde und bei der Zahl der Abonnenten finden", sagte er. Gleich nach seinem Antritt startete der Sender ein Sonderangebot, mit dem Kunden bis Ende August für monatlich 16,90 EUR das volle Programmpaket erhalten, für das danach wieder 59,50 EUR fällig werden. Generell will der neue Sky-Vorsitzende aber nicht an der Preisschraube drehen. "Die Preise werden nicht geändert", sagte er.

News Corp, der auch Dow Jones und damit diese Nachrichtenagentur gehört, hält nach jüngsten Angaben 45,42% an der Sky Deutschland AG.

Webseite: http://info.sky.de -Von Matthias Karpstein und Archibald Preuschat, Dow Jones Newswires, +49 89 55214030, matthias.karpstein@dowjones.com DJG/mak/cbr Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de

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