INTERVIEW: Versatel peilt für dieses Jahr Übernahmen an

01.07.2007
Von Stefan Paul Mechnig

Von Stefan Paul Mechnig

Dow Jones Newswires

DÜSSELDORF (Dow Jones)--Nach seinem Börsengang peilt der Telekomanbieter und TecDax-Anwärter Versatel noch für dieses Jahr Übernahmen an. "Wir wären enttäuscht, wenn wir 2007 nicht mindestens eine Transaktion abschließen würden", sagte der Vorstandsvorsitzende Peer Knauer der Nachrichtenagentur Dow Jones Newswires. In Betracht kämen Telefongesellschaften mit eigenen Netzen, aber auch bloße Kundenstämme von Wettbewerbern.

Knauer sagte, durch den Börsengang im Frühjahr und die jetzt begebene Anleihe habe die Versatel AG große finanzielle Flexibilität gewonnen. Damit seien für das Düsseldorfer Unternehmen Zukäufe von bis zu 500 Mio EUR möglich. Der Manager sieht eine Reihe möglicher Kandidaten. Dabei habe man auch eine größere Gesellschaft im Auge. "Wir schauen uns aber ebenfalls unter den kleineren Anbietern um", sagte Knauer. Hier kämen 15 bis 20 City-Carrier in Frage, also lokale und regionale Anbieter, die eine eigene Infrastruktur besitzen.

Grundsätzlich vorstellbar wäre für Versatel auch die Übernahme der Kunden von freenet, falls sich die Gelegenheit dazu böte, sagte Knauer. Man sei ja auch an den Usern von AOL interessiert gewesen, die dann voriges Jahr an den Konkurrenten Hansenet gegangen waren. Der Hintergrund: Bei der freenet AG fordern derzeit verschiedene Minderheitsaktionäre eine Zerschlagung des Hamburger Internet- und Mobilfunkanbieters.

Knauer rechnet allgemein damit, dass sich die Konsolidierung in der deutschen Telekommunikationsbranche auf regionaler und nationaler Ebene verstärken wird. Wenn der Markt demnächst in die Phase des Verdrängungswettbewerbs trete, werde es zunehmend Zusammenschlüsse geben. "Versatel-Aktie stark unterbewertet"

Von der Ende September erwarteten Aufnahme in den TecDAX erhofft sich Knauer Impulse für den Aktienkurs, der seit dem Börsendebüt weit unter dem Ausgabepreis liegt. "Die Versatel-Aktie ist sehr stark unterbewertet", unterstrich der Vorstandsvorsitzende. Diese Einsicht wird sich seiner Ansicht nach mittel- bis langfristig am Markt durchsetzen: "Ich bin guter Dinge, dass die Investorenbasis erkennt, wie fundamental in Ordnung die Firma Versatel ist."

In diesem Zusammenhang kündigte Knauer an, die Kapitalmarktkommunikation deutlich zu verstärken. Außerdem setzt er darauf, dass zunehmend Studien von Analysten herauskommen, deren Banken nicht am Börsengang beteiligt waren. Ein erster unabhängiger Experte habe jetzt eine Kaufempfehlung für die Aktie ausgesprochen. Einen Grund für den unglücklichen Börsenstart sieht Knauer darin, dass damals unerwartet viele kurzfristig orientierte Investoren eingestiegen seien, deren rasche Verkäufe den Kursrückgang beschleunigt hätten. Neuer Preispunkt im DSL-Markt

Geschäftlich werde sich Versatel wie angekündigt nach einem verhaltenen Jahresauftakt in der zweiten Hälfte 2007 sehr gut entwickeln, sagte der Manager. Dann begännen Maßnahmen wie die Ausweitung des Netzes, die Aufstockung des Vertriebs und die Eröffnung weiterer Läden Früchte zu tragen. Vor diesem Hintergrund bekräftigte Knauer die Finanziele für dieses Jahr. So soll der Umsatz auf 740 Mio bis 760 (2006: 666) Mio EUR steigen und die bereinigte operative Marge bei 30% (31,8%) liegen.

Auf dem hart umkämpften DSL-Markt setzt Versatel jetzt einen deutlichen neuen Preispunkt. Erstmals koste die Telefon- und Internetflatrate mit einem Zwei-Megabit-Anschluss zunächst vier Wochen lang weniger als 30 EUR, sagte Knauer. Damit werden Konkurrenten wie die Deutsche Telekom, die ihre Bündeltarife erst kürzlich um 15% senkte, weiter unter Druck gesetzt. "Mit dem Aktionspreis von 29,98 EUR gewinnen wir die Preisführerschaft zurück", sagte Knauer.

Webseite: http://www.versatel.de

-Von Stefan Paul Mechnig, Dow Jones Newswires, ++ 49 (0) 211 - 13 87 213,

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