Inventarisierungslösungen sind im Kommen

18.12.2003
Anbieter von Client-Management-Lösungen schreiben derzeit schwarze Zahlen. So werden sie zu begehrenswerten Übernahmekandidaten wie On Technology für Symantec, oder sie sind in der Lage, selbst Firmen zu akquirieren, wie dies Altiris mit Wise Solutions gemacht hat. Von ComputerPartner-Redakteur Dr. Ronald Wiltscheck

Der immer stärker werdende Druck, bei den unternehmensinternen IT-Kosten zu sparen, führt zu sinkenden Lizenzumsätzen. Doch es gibt auch Softwarehersteller, die bei diesem Spartrend mehr verdienen, zum Beispiel Anbieter von Softwareverteilungs-Lösungen. Einer von ihnen, die Starnberger On Technology GmbH (www.ontechnology.de), beauftragte nun die Unternehmensberatung Maisberger & Partner (www.maisberger.de), den deutschen Markt in diesem Bereich zu beleuchten.

Befragt wurden insgesamt 104 deutsche Unternehmen mit mehr als 500 installierten PCs. Das erste überraschende Ergebnis: Fast jede zehnte dieser großen Firmen setzt immer noch kein Werkzeug zur automatischen Softwareverteilung ein. Im Klartext bedeutet dies, dass in diesen Unternehmen beim Roll-out Systemadministratoren mit CDs durch die Gänge laufen und die neue Software auf jeden PC einzeln aufspielen - ein Potenzial, das es für die Systemanbieter und deren Vertriebspartner zu erschließen gilt. Denn immerhin jedes fünfte Unternehmen mit einer PC-Anzahl zwischen 500 und 1.000 kennt immer noch keine automatische Softwareverteilung.

Der Anbietermarkt ist heterogen

Bei den in Deutschland eingesetzten Produkten für Softwaredistribution herrscht eine große Vielfalt. Selbstverständlich spielen die großen Anbieter von System-Management-Lösungen wie Computer Associates mit "Unicenter" und IBM mit "Tivoli", aber auch Microsoft mit "SMS" dort eine Rolle. Ansonsten wird dieser Markt von Spezialisten beherrscht. Denn auch Hewlett-Packard hat das Thema Client-Verwaltung aus der eigenen System-Management-Lösung "Open View" herausgelöst und kooperiert auf dem Gebiet Backup und Recovery mit Altiris.

Von den Spezialisten in Sachen Softwareverteilung hat der Maisberger-Studie zufolge derzeit On Technology mit knapp 20 Prozent Marktanteil die Nase vorn, dicht gefolgt von Novell und dem württembergischen Microsoft-Partner Net Support. Das Produkt der einstigen Intel-Tochter Landesk Software setzen nur 2,2 Prozent der untersuchten Unternehmen ein.

Interessant fallen auch die Antworten aus, wenn man IT-Leiter nach Art und Häufigkeit von Software-Upgrades befragt. Mehr als die Hälfte dieser Unternehmen kommt mit fünf oder weniger derartigen Updates pro PC und Jahr aus, doch fast ein Fünftel von ihnen muss öfter als 20-mal jährlich die PCs auf den neuesten Stand bringen. Hier könnte ein Patch-Management-Modul sicherlich wertvolle Dienste leisten und Kosten einsparen helfen.

Technische Möglichkeiten nicht ausgeschöpft

Von einer 100-prozentigen Automatisierung der IT-Wartungsprozesse ist man in deutschen Unternehmen aber noch weit entfernt, so ein Fazit der Maisberger-Studie. Vor allem bei der kompletten Neuinstallation eines PCs wird der Vor-Ort-Besuch eines Mitarbeiters aus der IT-Abteilung oft notwendig - immerhin ist es bei mehr als 40 Prozent, die ein automatisches SoftwareverteilungsWerkzeug einsetzen, der Fall. Nicht einmal ein Drittel dieser Firmen vermag seine PCs komplett remote zu warten.

Auch die Installation von neuen Betriebssystemen nehmen noch viele IT-Abteilungen manuell vor - trotz vorhandener Distributionssoftware ist es bei mehr als einem Drittel der Unternehmen der Fall. Einen Bios-Update vermag nur jedes fünfte von ihnen durchzuführen. Weniger zimperlich, was die Remote-Installation betrifft, zeigen sich die Systemadministratoren beim Hinzufügen von Treibern; dies wird in neun von zehn Fällen automatisch erledigt. Je tiefer der IT-Mitarbeiter ins Betriebssystem eingreifen muss, umso eher zeigt er sich bereit, persönlich vor dem zu wartenden PC zu sitzen. Die Festplatte aus der Ferne formatieren kann nicht einmal die Hälfte der von Maisberger untersuchten Unternehmen - obwohl es technisch möglich wäre.

Dennoch ergeben sich durch den Einsatz von (halb-)automatischer Softwaredistribution deutlich messbare Einsparungseffekte. So können damit Systemadministratoren 37 Prozent mehr PCs betreuen, als dies vor der Einführung solcher Werkzeuge der Fall war. Und immerhin 83,7 Prozent der von Maisberger befragten Unternehmen gaben an, durch den Einsatz dieser Systeme weniger Geld für die PC-Wartung ausgegeben zu haben. Die Kostenersparnisse bewegen sich dabei zwischen zehn und 40 Prozent. Jedes achte Unternehmen gab sogar an, die Ausgaben für Systemadministration um mehr als 40 Prozent nach unten gedrückt zu haben.

Und die technischen Möglichkeiten lassen sicherlich noch mehr Spielraum zu: Denn die Vor-Ort-Neuinstallation eines PCs kostet rund 226 Dollar, während beim automatischen Ablauf lediglich Kosten von 90 Dollar entstehen, das will das Markforschungsunternehmen Gartner herausgefunden haben. Und wenn man berücksichtigt, wie stiefmütterlich derzeit Notebooks beim Thema automatische Softwareverteilung behandelt werden - laut der Maisberger-Studie beziehen fast 30 Prozent der befragten Unternehmen die mobilen Rechner in dieses Konzept gar nicht ein -, ergeben sich noch zusätzliche Einsparungspotenziale. Immerhin stiegen die Notebook-Abverkäufe im zweiten Quartal 2003 um 38 Prozent an - gegenüber einem moderaten Zuwachs von 5,4 Prozent bei den herkömmlichen Desktop-PCs, so die Zahlen der IDC-Markforscher.

Meinung des Redakteurs

Bei der automatischen Pflege und Wartung von PCs gibt es noch einen Nachholbedarf. Hier tut sich für Systemintegratoren ein lukratives Geschäftsfeld auf. Allerdings sollten sie sich bei der Einführung der entsprechenden Lösungen sputen. Derzeit dauert noch über die Hälfte derartiger Projekte länger als ein Vierteljahr.

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