Investitionen in Netzwerke ja, aber keine teuren Experimente

04.12.2003
Die meisten Führungskräfte wissen, dass sie in die IT-Netzwerke investieren müssen. Statt sich auf teure Experimente einzulassen, setzen immer mehr Unternehmen auf IP-basierende Netze - laut AT&T die intelligente und kostengünstige Zukunft. Von ComputerPartner-Redakteur Klaus Hauptfleisch

Investitionen in die IT-Netze sind unausweichlich, will man den Anforderungen der nächsten zwei Jahre gewachsen sein. Dessen sind sich die meisten Führungskräfte sehr wohl bewusst. Auf teure Experimente wollen sie sich aber ebenso wenig einlassen wie auf ein Herumschustern an einem oft nicht minder teuren proprietären Flickwerk. Das sind nur einige Ergebnisse einer AT&T-Studie, welche die Zukunft in IP-basierenden Netzen als verbindungslose, kostengünstige, sichere und intelligente Lösungen sieht. Für die Studie wurden weltweit 680 Führungskräfte von mittelständischen und großen Unternehmen mit einem Jahresumsatz von weniger als 500 Millionen bis über acht Milliarden US-Dollar befragt.

Zu den wichtigsten Anforderungen, welche die Netzwerke nach Meinung der Topmanager in den nächsten zwei Jahren erfüllen müssen, gehören unter anderem ein problemloser Informationsaustausch mit Geschäftspartnern und Kunden sowie eine hohe Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit. Was Letzteres angeht, weist die Studie auf das in Finanzkreisen gefürchtete Szenario hin, dass ein Netzwerkausfall an der Wall Street durch verzögerte Transaktionen 500 Millionen US-Dollar pro Sekunde kosten kann. Die Flickschusterei, die noch oft herrsche, habe viele Unternehmensnetze an den Rand des Zusammenbruchs gebracht, heißt es in einer Forrester-Studie, derzufolge jedes Unternehmen im Schnitt 6,3 Millionen US-Dollar für die Integration von Applikationen ausgeben müsse - eine Zahl, die prozentual zu den IT-Budgets steige.

IP entwächst den Kinderschuhen

Die Zukunft gehöre daher IP-basierenden Netzwerken, in denen die Daten von einem Computer zum anderen über das Internet übertragen werden, so die AT&T-Studie. Sie zitiert dabei Glen Macdonald, Vizepräsident der Beratungsfirma Adventis: "Seit Jahren ist klar, dass IP-basierende Netzwerke Vorteile in Bezug auf Kos-ten, Flexibilität und Zuverlässigkeit bieten." Vor allem IP-VPNs (Viritual Private Networks) seien im Hinblick auf Umfang und Kos-tenersparnis überlegen und widerstandsfähiger. Doch viele IT-Manager zögern noch, von ihren teuren Investitionen in Frame-Relay- oder ATM-Netzwerke zu lassen, zumal vielfach die Meinung vorherrsche, dass IP Spitzenzeiten (Prime Time) nicht gewachsen sei.

Mit der Einführung von Multi Protocol Label Switching (MPLS) haben IP-Netze aber die Fähigkeit erhalten, zwischen verschiedenen Arten von Daten zu unterscheiden und zu priorisieren, welche Anwendungen sofort (Beispiel Sprachdaten) und welche zu günstigeren Kosten auf Verfügungs-basis übertragen werden sollen, wie es bei E-Mails der Fall ist.

Damit sei IP nach fünf Jahren Entwicklertätigkeit endlich ATM gleichgestellt. Hossein Eslambolchi, Chef von AT&T Labs, hält MPLS für "ein fundamentales Protokoll, das in den nächsten 10 bis 20 Jahren benutzt werden kann, da es das erste komplette und stabile Konvergenzprotokoll für Daten-, Sprach- und VideoInfrastruktur ist". Eslambolchi glaubt, dass die bestehenden Mehrfachnetzwerke durch ein einziges, globales MPLS-fähiges Backbone über ein intelligentes optisches IP-basierendes Kernnetzwerk ersetzt werden können. Künstlicher Intelligenz werde dabei eine ganz wichtige Aufgabe zukommen.

Sorgen, dass IP-Verbindungen unsicher sind, hält die Studie entgegen, diese könnten durch VPN jetzt so gestaltet werden, dass sie sicheren Punkt-zu-Punkt-Verbindungen gleichen. Entsprechend hoch schätzt Marktforscher Ovum die Wachstumsraten für IP-VPN-Serverstandorte ein (siehe Tabelle unten).

IP-basierende Systeme werden laut AT&T als ideale Outsourcing-Kandidaten zunehmend unter dem Überbegriff "Managed Services" angeboten. Outsourcing habe nicht nur den Effekt, dass die Unternehmen sich die Anschaffung der teuren Hardware und Gehälter für die Administration sparen, sondern auch die Kosten für die Forschung und Entwicklung. Statt selbst das Rad ständig neu erfinden zu müssen, wird auch die gesamte technologische Entwicklung ausgelagert, wie Avia-Partner-CIO Jaak Aendekerk sagt: "Ich bezahle einen Provider, um mit ihm zusammen in die Zukunft zu blicken."

Meinung des Redakteurs

P-Netze, VPN, Outsourcing und Managed Services werden allgemein als Netzzukunft gehandelt. Doch umsonst ist auch diese Zukunft nicht. Zwar sind die meisten TK-Netze bereits abgeschrieben, dafür laufen sie aber stabil. Doch wer Quality-of-Service- oder Managed-Service-Netze haben will, der muss jetzt investieren. Darauf läuft die AT&T-Studie hinaus.

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