Iomega: radikaler Schnitt bei den Produktlinien

13.12.2001
Angesichts der jüngsten schlechten Geschäftsergebnisse sieht sich der Speicherspezialist Iomega gezwungen, seine Produktstrategie neu auszurichten. Etliche Produktlinien werden eingestellt. Außerdem soll eine spezielle Website die Kommunikation mit den Händlern verbessern.

Wer im zweiten Quartal 2001 einen Umsatzrückgang von 39 Prozent auf 184 Millionen Dollar und einen Verlust von 36 Millionen Dollar hinnehmen musste, kann nicht so weitermachen wie bisher. Das hat auch Werner Heid, neuer President und CEO bei Iomega, erkannt, als er im Sommer seinen Job angetreten hat. Die Folge: Das Unternehmen befindet sich mitten in einer Reorganisationsphase.

Neben Personalabbau als Kosten reduzierende Maßnahme (etwa 35 Prozent aller Stellen fallen weltweit weg, in Deutschland zirka 90 Arbeitsplätze) steht die Neuorientierung im Produktportfolio an vorderster Front. "Unsere Produkte teilen wir künftig in die Kategorien Front Office und Back Office ein", erklärt Jeroen Kila, Director of Pro-duct-Marketing and Channel-Management von Iomega Eu- rope. "Im Front Office konzentrieren wir uns auf die Produktlinien Zip, Peerless und CD-RW, im Back Office auf NAS-Systeme."

Wer Iomega und seine Produkte kennt, dürfte jedoch etliche Markennamen vermissen. Keine Rede mehr von den Wechselspeichersystemen Jaz und Pocket Zip (früher: Clik) oder vom Audioplayer Hip Zip. Auch wird es keine magneto-optischen Laufwerke, Flash-Speicherkarten und Microdrives unter dem Iomega-Label mehr geben. Überraschend ist dies schon, stieg Iomega doch erst im Laufe dieses Jahres in den MO- und Speicherkartenmarkt ein. Und mit Jaz-Produkten ist Iomega sozusagen groß geworden.

"Das neue Managementteam hat eben neue Vorstellungen", äußert sich Kila dazu. "Wir legen fortan den Fokus auf Produkte, bei denen wir den größten Mehrwert bieten können. Alles andere macht wenig Sinn." Und obwohl Kila es nicht sagt, hört man aus seinen Aussagen heraus, dass die auslaufenden Produktlinien die Erwartungen nicht erfüllen konnten.

Bleiben also Zip, Peerless und CD-Brenner. Etwa 43 Millionen Zip-Datenspeichersysteme hat Iomega bisher weltweit an den Mann bringen können, derzeit sind Geräte mit Kapazitäten von 100 beziehungsweise 250 MB erhältlich. Die mobile Festplattenlösung Peerless ist erst seit wenigen Monaten auf dem Markt und laut Kila "überraschenderweise stark im Retail-Bereich" anzutreffen.

Bei den CD-Brennern setzt Iomega künftig in zwei Modellschienen nur noch auf externe Laufwerke, nachdem das Unternehmen bisher auch interne angeboten hat. Jüngstes Produkt dieser Richtung ist ein 16x/10x/40x-Laufwerk mit einer USB-2.0-Schnittstelle. Zusammen mit einer PCI-Einsteckkarte als USB-2.0-Adapter wird es zum Preis von 649 Mark angeboten. Und auch der Weg zu einem DVD-Brenner ist nicht mehr fern, wenn man Kila glauben will: "Wir haben uns zwar noch nicht für ein wiederbeschreibbares Format entschieden, aber wir werden in diesen Markt einsteigen."

Mit NAS-Systemen, die den Bereich Back Office abdecken werden, ist Iomega in Europa noch überhaupt nicht in Erscheinung getreten - in den USA dagegen schon. Im kommenden Jahr soll daher die Produktlinie "Data Safe" mit 160 und 320 GB großen Storagelösungen über den großen Teich gelangen. File Sharing und automatisches Backup in kleinen und mittelständischen Unternehmen sind die Hauptaufgaben dieser Systeme.

Parallel zu der Neustrukturierung will Iomega ein Online-Portal für Händler etablieren. Unter www.iomega.net/partner/europe erhal-ten registrierte Handelspartner Zugriff auf das "Partner Resource Centre". Dort befinden sich Online-Marketing-Material mit Vorschlägen für Verkaufsslogans, Informationen zu Promotion-Aktionen, ein Überblick über anstehende Werbeoffensiven und ein Veranstaltungskalender. Europaweit sind bereits mehr als 1.000 Partner registriert.

In den kommenden Monaten wird zudem ein Bonusprogramm starten, "ein Miles & More-ähnliches Konzept", wie Kila sich ausdrückt. Für verkaufte Iomega-Produkte bekommt der Händler Punkte gutgeschrieben, die er einlösen kann: entweder gegen Goodies für die eigenen Mitarbeiter oder gegen Unterstützung bei Marketingaktivitäten.

www.iomega.com

ComputerPartner-Meinung:

Von einem Radikalschnitt bei Iomega zu sprechen ist sicherlich nicht falsch. Wer etablierte und brandneue Produktlinien von heute auf morgen einstellt und nur noch wenige Produktreihen behält, dem steht das Wasser bis zum Hals. Der Baum brennt schon, aber mit ein wenig Glück bleibt die Hütte stehen. (tö)

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