IPC-Archtec: Zukunft ist langfristig nicht gesichert

10.05.2002
IPC-Archtec verschickt derzeit eine Ad-hoc-Mitteilung nach der anderen. Kein gutes Zeichen. Analysten meinen, dass ein substanzielles Aufstocken der Kredit- und Versicherungslinien für IPC derzeit nicht möglich sei.

Die IPC-Archtec AG hat ihre Konzernumsatz- und Ergebnisplanung für 2002 revidiert. Wie bereits berichtet (siehe ComputerPartner 17/02, Seite 10), hatte sich eine der vier Hauptbanken zurückgezogen. Daraufhin reduzierten die Kreditversicherer teilweise oder gar gänzlich ihr Engagement. Der neue Planansatz geht nun von einem Umsatzziel von 328 Millionen Euro aus. Ende März war noch von 575 Millionen Euro die Sprache. Das anvisierte Konzernjahresergebnis wurde auf über fünf Millionen Euro reduziert, während ursprünglich mit 16,1 Millionen Euromehr als das Dreifache geplant waren.

Wie es den Anschein hat, will IPC-Archtec in diesem Jahr lieber ganz kleine Brötchen backen, statt mit zu hohen Vorgaben, die dann wieder revidiert werden müssen, die Aktionäre noch mehr zu verunsichern. Laut Finanzvorstand Reinhard Oppowa will man auf jeden Fall bei dieser eher niedrigen Planung bleiben, selbst wenn IPC-Archtec eine neue, vierte Hauptbank finden sollte. Dabei hatte das Jahr so gut angefangen: Das erste Quartal 2002 schloss das Unternehmen mit einem Umsatz von 104,02 Millionen Euro ab und konnte somit im direkten Vergleich zum Vorjahresquartal ein Wachstumsplus von 34,5 Prozent erreichen. In einer Ad-hoc-Mitteilung vom 10. April 2002 sah sich das Unternehmen durch diese Ergebnisse in seiner Prognose, im Jahr 2002 ein Wachstum von 30 Prozent zu erreichen, bestätigt. Jetzt sieht alles ganz anders aus. Obwohl: Als IPC-Archtec am 23. April den Rückzug einer der Hauptbanken bekannt gab, erklärte Finanzchef Oppowa, man rechne auch weiterhin mit einem positiven Jahresergebnis.

Wie bereits berichtet, wolle man zur Not das operative Geschäft mit eigenen Mitteln bestreiten, sofern man keinen neuen Kreditgeber findet. Laut einer Pressemitteilung vom 22. März 2002 weist IPC-Archtec zirka 84 Millionen Euro Eigenkapital vor, was zum damaligen Zeitpunkt nach Angaben des zwischenzeitlich ausgeschiedenen Vorstandsmitglied Andreas Empl einer soliden Eigenkapitalquote von über 50 Prozent entsprach.

Kurz nach Bekanntgabe der revidierten Jahresprognose geriet die IPC-Archtec-Aktie gewaltig ins Trudeln und stürzte um mehr als zwölf Punkte auf 3,76 Euro. Die Analysten von Independent Research (IR) stuften die Aktie von "marktneutral" auf "verkaufen" ab. Nach Analysten-Einschätzung wird sich der Gewinn je Aktie für 2002 von drei auf einen Euro reduzieren und für 2003 von 3,48 Euro auf 1,15 Euro. Es sei nicht anzunehmen, dass eine substanzielle Aufstockung der Kredit- und Versicherungslinien möglich sein werde. Die Zukunft des Unternehmens erscheine langfristig noch nicht gesichert, so die Analysten weiter.

www.archtec.com

ComputerPartner-Meinung:

IPC-Archtec wird in der nächsten Zeit unter kritischer Beobachtung von Analysten, Anlegern und Kunden stehen. Viel Zeit bleibt dem Unternehmen nicht, das Steuer herumzureißen. (go)

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