Unternehmen sollten mit der Einführung des iPhones warten, bis die bestehenden Hürden für Geschäftskunden abgebaut sind. Kritik wird vor allem daran geübt, dass die Administrierfunktionen zu wünschen übrig lassen. Obwohl das iPhone seit einigen Wochen mit der Firmware Version 2.0 auf dem Markt ist und Apple mit Businessfunktionen jetzt auch auf Geschäftskunden abzielt, stehen dem Einsatz noch große Hürden entgegen. Zu diesem Schluss kommt eine heute, Mittwoch, von Berlecon Research zusammen mit der Fraunhofer ESK veröffentlichte Untersuchung. Apple zeigt sich jedoch zuversichtlich, da in den ersten sechs Wochen über den Exklusiv-Provider T-Mobile 120.000 Geräte der neuen Generation verkauft wurden. Mit einigen Verbesserungen ließe sich der Apple-Umsatz jedoch deutlich steigern, so das Fazit von Berlecon Research.
"Indem Apple noch immer zu wenig die Anforderungen von Geschäftskunden adressiert und sein gesamtes Vertriebsmodell in Deutschland auf die Exklusivpartnerschaft mit T-Mobile ausrichtet, ist das iPhone für viele Unternehmen noch nicht geeignet. Da müsste man offener agieren, um weitere Marktanteile im Enterprise-Segment zu sichern", sagt Berlecon-Research-Geschäftsführerin Nicole Dufft gegenüber pressetext. Laut Dufft sei dies in Hinblick auf Geschäftskunden, die bereits Rahmenverträge mit anderen Mobilfunkern geschlossen haben ein "wichtiges Problem", das häufig zum Ausschlusskriterium wird. Zudem wird das Problem zusätzlich dadurch verstärkt, dass von T-Mobile keine speziellen Businesstarife für das iPhone bzw. eine Integration in bestehende Rahmenverträge angeboten wird. Einen weiteren Hemmschuh verorten die Fachleute in der eingesetzten Groupware, die ActiveSync unterstützen muss.
Push-E-Mails und die vollständige Synchronisation von Kontakt- und Kalenderdaten sind nur über ActiveSync, also vor allem mit Microsoft Exchange, möglich. Diese eingeschränkte Kompatibilität führt den Analysten nach unweigerlich zu dem Problem, dass Unternehmen, die eine andere Groupware wie beispielsweise Novell Goupwise oder gar LotusDomino von IBM einsetzen, das iPhone vorerst nicht anbinden können. Obwohl IBM bereits einen iPhone-Klienten angekündigt hat, funktioniert dieser nur online als WebClient. Push E-Mail ist nach wie vor nicht möglich. Beim iPhone bemängelt wird jedoch auch das Device Management, da dies nur bei einer kleinen Anzahl von Geräten möglich ist. Demnach seien die vorhandenen Funktionen und Dienste für eine zentrale, unternehmensweite Administration für Betriebe, die iPhones im großen Stil einsetzen wollen, nicht ausreichend. "Wer viele Mitarbeiter mit den Handys ausstatten will, sollte noch warten, bis eine Administrierbarkeit durch Apple oder Drittanbieter bereitgestellt wird. Für kleine Firmen mit nur wenigen iPhone-Nutzern und geringen Anforderungen an Sicherheit und Administration ist das iPhone aber durchaus attraktiv", sagt Dufft auf Nachfrage von pressetext.
Aber auch beim Thema Sicherheit haben die Studienautoren am iPhone zu beanstanden, dass Security Policies nur eingeschränkt umgesetzt werden können. In der Kritik steht vor allem der über ein Gerätepasswort realisierte Zugangsschutz. Da dieser Mechanismus aber einfach durch den Benutzer deaktiviert werden kann, ist der Schutz der Informationen auf dem iPhone nicht befriedigend. Zudem kann das iPhone keine verschlüsselten E-Mails empfangen oder versenden. Auch hierbei sind Unternehmen auf Nachbesserungen durch Apple oder auf Zusatzlösungen von Drittanbietern angewiesen. Als weiteres Handicap gestaltet sich der Kauf und die Verteilung von Software. Diese sind ausschließlich über den App Store bzw. über iTunes möglich. Hinderlich ist, dass gewünschte Applikationen auf jedem Gerät einzeln installiert werden müssen. Eine Verteilung über Push und ohne Benutzerinteraktion ist nicht möglich. (pte/rw)