IPO/Vtion legt holprigen Börsenstart hin

01.10.2009
Von Rüdiger Schoß DOW JONES NEWSWIRES

Von Rüdiger Schoß DOW JONES NEWSWIRES

FRANKFURT (Dow Jones)--Der chinesischen Vtion Wireless Technology AG ist am Donnerstag der erste deutsche Börsengang am regulierten Markt der Frankfurter Wertpapierbörse seit Juni 2008 gelungen. Trotz eines recht holprigen Starts ohne Zeichnungsgewinne für die Anleger der ersten Stunde ist der Börsengang des chinesischen Telekommunikationswertes für viele Beobachter ein Erfolg, weil er ein Ende der Dürre am deutschen Emissionsmarkt signalisieren könnte.

Vor zwei Jahren hatte der chinesische Anbieter von Mobilfunk-Datenkartenlösungen schon einmal ein Listing an der Frankfurter Börse versucht. Im November 2007 scheiterte dieses Unterfangen allerdings noch wegen des damals eingetrübten Börsenumfeldes. Im zweiten Anlauf konnten jetzt alle angebotenen 5,175 Mio Aktien, darunter auch eine Mehrzuteilungsoption von 675.000 Stücken aus dem Besitz der Altaktionäre, erfolgreich bei Anlegern platziert werden. Bei einem Platzierungspreis von 10,75 EUR je Aktie nahm der Telekom-Zulieferer netto rund 44,3 Mio EUR ein.

Der Start am Donnerstag war dennoch eher holprig. Im frühen Handel kletterten die Aktien auf Xetra zwar zunächst bis auf 10,87 EUR und damit um 1,1% über den Ausgabekurs von 10,75. Gewinnmitnahmen drückten das Papier bis zum Mittag wieder auf ein Niveau um 10,30 EUR - ein Zeichnungsverlust von 4% gegenüber dem Ausgabepreis. Doch trotz der Kursentwicklung und eines mit knapp 50 Mio EUR relativ kleinen Emissionsvolumens erregte das Debüt Aufsehen, weil Börsianer sich von dem ersten Börsengang in diesem Jahr Hinweise auf den Zustand der Finanzmärkte erhoffen.

Fondsmanager wiesen darauf hin, dass man nicht vorschnell über Erfolg oder Misserfolg der Aktie urteilen sollte. "Es ist zu früh, bereits jetzt den Stab über den Börsengang zu brechen", sagte Fondsmanager Thilo Müller von MB Fund Advisory. Entscheidender sei, wie sich die Aktie weiter entwickele.

Auch Aktienhändler Norbert Emting von der Schnigge Wertpapierhandelsbank AG ist zwar "enttäuscht" darüber, dass die Aktie rasch unter den Ausgabekurs gefallen sei. Noch sei jedoch nicht ausgemacht, dass jetzt nicht zunehmend langfristig orientierte Anleger die Gelegenheit zum Einstieg nutzten, nachdem kurzfristig orientierte Anleger zuvor für Kursrückgänge gesorgt hätten. "Wenn der Kurs in den nächsten Tagen vielleicht sogar höher schließt, nachdem die Zocker raus sind, dann würde daraus noch ein Erfolg", sagte Emting.

Erst diese langfristige Entwicklung werde eine Aussage darüber zulassen, wie sich das Kapitalmarktumfeld entwickelt habe. Angespornt von der erfolgreichen Platzierung der Vtion-Aktie am Markt könnten sich auch andere Emittenten entschließen, einen Börsengang zu wagen. "Einige Banken und Unternehmen werden darauf achten, ob nach langer Pause wieder ein Börsengang erfolgreich ist", so Emting.

Auch Fondsmanager Müller sieht eher die positiven Aspekte: "Es bleibt ein gutes Zeichen, das sich die Tür für Börsengänge wieder öffnet". Jedoch zeige der holprige Start auch, dass der Markt von den Boomzeiten noch weit entfernt sei.

Bereits die erste Ankündigung von Vtion, als 15. chinesisches Unternehmen den Gang aufs Parkett zu wagen, hatte in der vergangenen Woche für eifrige Spekulationen über mögliche Nachfolger gesorgt. Unbestätigten Berichten zufolge könnten dies unter anderem der Chemiehändler Brenntag, der Flughafenbetreiber Concessions oder der Kabelnetzbetreiber Unity Media sein. Jedoch gilt als unsicher, ob einem der Aspiranten in dem knappen Zeitfenster bis Anfang Dezember der Börsengang gelingt, bevor die Investoren ihre Bücher für dieses Jahr schließen.

Kurzfristig könnten allenfalls jene Unternehmen an die Börse drängen, die in den vergangenen Jahren wegen der Krise ihre Vorbereitungen abbrechen mussten. Auch der Börsenneuling Vtion schaffte es erst im zweiten Anlauf. Im November 2007 hatte der Hersteller von Mobilfunk-Datenkarten einen ersten Versuch abgesagt. Im Jahr 2008 gelang dann wegen der Finanzmarktkrise nur SMA Solar Technology und GK Software der Sprung aufs Parkett. Zahlreiche Unternehmen wie die Deutsche Bahn oder Schott Solar sagten dagegen teilweise kurzfristig ihren Börsengang ab.

-Von Rüdiger Schoß, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 29725 117, ruediger.schoss@dowjones.com DJG/rso/kgb/brb Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de

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