Is there no business without show business?

12.02.1999

Aus den USA wird wieder ein neuer Trend berichtet. Danach reicht es nicht mehr, einfach ein gutes Produkt auf den Markt zu bringen und es mit den üblichen Marketingaktionen anzupreisen. Sondern wer Erfolg haben will, muß mehr bieten, nämlich Show und Entertainment. Hier ist vor allem der Boß gefragt. Sein persönlicher Einsatz soll die Herzen der Menschen erobern und ihre Geldbeutel öffnen. Schon haben kreative Köpfe das Kürzel CEO ("Chief Executive Officer") um die Bedeutungsvariante "Chief Entertainment Officer" erweitert. Lebende Beispiele dieser Unterhaltungskünstler aus dem IT-Bereich sind Apple-Chef Steven Jobs, Sun-Boß Scott McNealy und Oracle-Vormann Larry Ellison. Allesamt Herrschaften mit großem Unterhaltungswert.

Ist ja auch vollkommen klar: Dröge, unscheinbare und langweilige Manager will niemand sehen und hören. Außerdem besteht die Gefahr, daß die Verbraucher diese Eigenschaften der Chefs auf das Unternehmen und seine Produkte übertragen. Ebenso wie im umgekehrten Fall ein Manager, der beim Volk durch sein Auftreten Sympathien gewinnt, auch gut für das Image des Unternehmens ist. Bis zu einem gewissen Grade sicherlich nur, aber es hilft.

Nicht nur in den USA, auch in Deutschland gibt es inzwischen diese Showtalente. Der bekannteste Vertreter ist zweifelsfrei unser Bundeskanzler Gerhard Schröder. Wäre er nicht, der Aktienkurs des Unternehmens SPD beziehungsweise rot-grüne Regierungskoalition wäre schon längst ins Bodenlose gestürzt. Auch in der IT-Branche gab und gibt es immer mal wieder echte Naturtalente: Vobis-Gründer Theo Lieven zum Beispiel oder Winfried Hoffmann, heute ein hohes Tier bei Fujitsu Siemens.

Man darf bei diesem Thema aber eines sicher nicht vergessen: Ohne Kompetenz gerät die Show sehr schnell zur Farce. Kein Unternehmen wird deshalb dauerhaft erfolgreich sein, weil sein Boß ein guter Showmaker ist. Nicht einmal die CE Consumer Electronics AG von Herrn Lejeune. Da muß schon etwas mehr kommen. Dennoch: Ein guter Entertainer an der Firmenspitze ist viel wert. Gerade auch dann, wenn das Unternehmen an der Börse plaziert ist.

"Erfolgreiche Manager", schreibt die "Wirtschaftswoche" in ihrem Heft Nummer 48/99, "müssen heute vor allem Entertainer sein." Ob sie dies "vor allem" sein müssen, ist fraglich. Aber es gehört dazu. Denn was macht ein Entertainer? Er unterhält sein Publikum, er hält es bei Laune. Im gewöhnlichen Sprachgebrauch nennt man dies Motivation (und da könnte man schon wieder bei Herrn Lejeune landen, der sich selbst gerne als "Deutschlands Motivator Nummer eins" feiert). Bei Laune halten, motivieren, das muß auch der Fachhändler seine Leute. Ist das eine neue Erkenntnis? Wohl kaum. Muß der Chef deshalb ein Clown sein? Besser nicht.

Man sollte dem Trend, den Beobachter in den USA ausmachen wollen, nicht zu viel Bedeutung beimessen. Mit Zaubertricks oder Hochseilakrobatik mag der "Chief Entertainment Officer" sein Publikum für kurze Zeit beeindrucken. Auf Dauer aber reicht das nicht aus.

Damian Sicking

dsicking@computerpartner.de

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