Ist das noch Werbung oder schon Sabotage?

27.05.2004

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Benq GmbH

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Ist das noch Werbung oder schon Sabotage?

Sehr geehrter Herr Grote,

so geht es wirklich nicht! Ihre neue Anzeige, also bitte! Da muss man sich fragen: Ist das noch Werbung oder schon Sabotage? Sie können doch nicht Reklame fürs Blaumachen machen! Na gut, Ihnen geht es darum, Ihre Produkte zu verkaufen. Schön. Das kann man verstehen. Aber uns, ich meine uns Bürger, die wir eine Verantwortung für das Gemeinwohl empfinden, uns geht es um etwas anderes, wichtigeres: Es geht uns um den Standort Deutschland. Und da haben Blaumacher und Schulschwänzer einfach keinen Platz. Ob mit oder ohne Benq-Notebook.

Naja, Reklame, was soll man sagen? Da darf man viele Sachen nicht so katholisch sehen. Wichtig ist, dass man überhaupt Reklame macht. Denn wir erinnern uns: Wer nicht wirbt, der stirbt (lange nicht gehört, gell?). Wir, sehr geehrter Herr Grote, hatten uns ja vor kurzem bei meinem Besuch bei Ihnen an der Elbe über dieses Thema unterhalten. Sie hatten beklagt, dass viele Händler sich morgens in ihren Laden stellen und warten, dass jemand reinkommt. Kommt aber keiner. Abends schimpfen sie dann über die schlechten Geschäfte und die Politik. Aber Reklame machen sie nicht. Ich gebe Ihnen 100-prozentig Recht: In puncto Werbung sind die meisten Händler in Deutschland Amateure.

Dabei ist es so wichtig: Woher sollen die Leute wissen, dass es auch beim Händler in ihrem Stadtteil interessante Angebote gibt, wenn man es ihnen nicht sagt? Wenn die beiden einzigen Elektronikhändler, die Werbung machen, Media-Markt und Saturn heißen, dann braucht sich niemand zu wundern, dass die Kunden nur dorthin rennen. Sie kennen ja keine Alternativen. Ein großer PC-Franchiser meinte gerade, er werde jetzt, da Media-Markt diesen 25-Jahre-Werbegroßangriff durchziehe, keinen müden Cent in Reklame investieren. Das sei rausgeschmissenes Geld. Ich halte dies für eine unkluge Entscheidung. Er spielt dann nicht mehr mit.

Manche meinen, sie könnten sich die Werbung aus Kostengründen nicht leisten. Ebenfalls ein Fehler. Wie gesagt: Wer nicht wirbt, der stirbt. Das weiß auch Dr. Rainer Hecker, Vorstandschef des schwer ins Trudeln geratenen Fernsehgeräteherstellers Loewe. Obwohl der Premium-Anbieter tiefrote Zahlen schreibt - 33 Millionen Verlust im Jahr 2003, abermals elf Millionen Verlust im ersten Quartal 2004 -, stößt man in den Zeitungen auf Anzeigenwerbung von Loewe. Warum? Weil es dazu keine Alternative gibt - oder nur die eine: Den Laden dicht machen.

Aber zurück zu Benq und Ihrem aktuellen Werbemotiv. Ihnen ist hoffentlich klar, was Sie sich damit eingebrockt haben: Sie dürfen während der Fußball-Europameisterschaft oder eines anderen wichtigen Sportereignisses auf gar keinen Fall wegen Krankheit zu Hause bleiben. Ansonsten wird man über Sie reden.

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

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