Ist die Flaute am deutschen Servermarkt wirklich schon vorbei?

13.06.2002
Laut einer Techconsult-Umfrage unter 7.000 IT-Entscheidern soll sich der Servermarkt in Deutschland wieder erholen. Die Investitionsbereitschaft steigt leicht. Vor allem Intel-basierende Server sind gefragt. ComputerPartner fragte bei den Herstellern nach, ob sie diesen Trend bestätigen können.

Zum ersten Mal in der deutschen Servergeschichte musste dieses Marktsegment im ersten Quartal 2002 ein Minuswachstum hinnehmen. Aus dem ehemaligen Umsatzbringer wurde ein Sorgenkind. Glaubt man jedoch der aktuellen Techconsult-Umfrage unter rund 7.000 IT-Verantwortlichen in Deutschland, ist die Talsohle schon durchschritten, und manche Branche giert regelrecht danach, in Server zu investieren. Insgesamt sollen demnach im Jahr 2002 etwa 1,5 Prozent mehr Server als im Vorjahr umgesetzt werden. Da im ersten Halbjahr bislang eher verhaltene Stimmung herrschte, wird vor allem zum Jahresende mit einem deutlichen Aufschwung gerechnet, der auch bis ins Jahr 2003 spürbar sein soll.

Dieses Wachstum wird laut Umfrage in erster Linie durch die Intel-basierenden Systeme getragen, deren Stückzahlen in 2002 um 2,3 Prozent auf 1,21 Millionen Stück und in 2003 sogar um 2,7 Prozent auf 1,24 Millionen Stück steigen soll. Anders sieht es im Unix-Segment aus: Hier schrumpft der Markt auch in den nächsten Jahren weiter. Die installierten Non-Intel-Server werden demnach in 2002 voraussichtlich um 4,8 Prozent und in 2003 um weitere 4,4 Prozent auf 150.400 Stück zurückgehen. Dies zeige sich in allen Branchen in den unterschiedlichsten Unternehmensgrößen. So werden die Non-Intel-Server vorwiegend den leis-tungsstarken Intel-Multi-ProzessorServer weichen müssen.

Aber es gibt natürlich auch wahre Unix-Domänen. Die Telekommunikation gehört mit einem Anteil von 24,5 Prozent dazu, wie auch die Energie- und Wasserversorgung mit 18 Prozent. Überproportional viele leistungsstarke Unix-Maschinen und Mainframes werden im Dienstleistungsbereich eingesetzt. Die vielen Rechenzentren und IT- beziehungsweise TK-Dienstleister mit großen und rechenintensiven Server-Installationen prägen vorrangig diesen Trend.

Allen Unkenrufen zum Trotz beharrt Sun Microsystems auf seiner Strategie. Auch wenn die klassischen Kundengruppen wie Telekommunikations- und Kreditunternehmen weiterhin eher Zurückhaltung übten, gebe es einen starken Nachfrageanstieg aus den Bereichen Fertigung, E-Government, der öffentlichen Hand und branchenübergreifend aus dem SAP-Umfeld.

"Es ist ein Trend zur Server-Konsolidierung erkennbar", erklärt Manfred Kotzian, Produktmanager Workgroup-Server bei Sun. "Neben dem Highend-Server-Segment, in dem klar Mainframe und Unix-Systeme dominieren, zeigt sich auch deutlich eine erhöhte Nachfrage nach unseren Produkten im Workgroup-Bereich mit bis zu 36 CPUs. Immer mehr Kunden verlangen auch im Datenbank- und ERP-Umfeld hohe Verfügbarkeit und Sicherheit." Wie neueste IDC-Zahlen für den deutschen Unix-Server-Markt bestätigen, hält sich Sun auch tatsächlich knapp vor IBM und HP auf dem ersten Platz.

Den von Techconsult aufgezeigten Trend kann Ulrich Kemp, Vertriebschef der FSC, nur bestätigen, obwohl er seiner Meinung nach derzeit nicht so deutlich ausgeprägt ist. Vielmehr herrsche noch eine gewisse Investitionsunlust. Die Kunden suchten nach Möglichkeiten, ihre Kosten zu reduzieren, und selbst geplante Konsolidierungsprojekte liefen nur langsam an. Kemp kann aber auf jeden Fall bestätigen, das Intel-Server an Boden gewinnen und widerspricht der Sun-Meinung zur SAP-Dominanz. So habe Intel bereits bei Erweiterungen von bestehenden Sys-temen im SAP-Umfeld mit mehr als 80 Prozent deutlich die Nase vorn. Und bei Neuinstallationen liege deren Anteil sogar bei gut 87 Prozent.

Besonders die Segmente Rack- und Blade-Server würden deutlich wachsen. Das kann auch Wolfgang Wendt, bei IBM Verantwortlicher für die Intel-basierenden X-Series, nur bestätigen: "Wir gehen von einem einstelligen Wachstum im Intel-Markt aus. Die Konsolidierung findet sowohl auf physischer als auch auf logischer Ebene statt, hat aber noch keinen Schleuseneffekt." Natürlich seien Unix-Systeme und Mainframes beispielsweise in Rechenzentren oder in der Industrie mit Schwerpunkt CAD-Anwendungen immer noch besonders stark vertreten.

Aber bei der Unzahl kleinerer Abteilungsserver hätten Intel-basierende Server die Nase vorn. Da die neueren 16-Wege-Systeme selbst Anforderungen größerer Unternehmen genügen, kämen Intel-Server in allen Branchen und in nahezu allen Unternehmensgrößen zum Einsatz. Die anfänglichen Schwierigkeiten mit der 64-Bit-Technologie habe man ebenfalls beseitigt, wobei er die Vielzahl der Applikationen und den Datendurchsatz als viel wichtigeres Argument für die Kunden hält.

Ein weiterer Kaufanreiz ist natürlich der Preis. "Schon aus Kostengründen wird der Trend zu Standardbausteinen in der IT weitergehen", so Klaus Rumsauer, Business-Manager Industrie Standard Server-Division HP, zu den Vorteilen Intel-basierender Systeme. "Für die meisten Unternehmen und die allermeisten Anwendungen etwa im Bereich E-Business oder ERP genügen diese Standardsysteme weitaus den Anforderungen. Die gemeinschaftliche Innovationskraft von weltweit anerkannten Technologiepartnern mit komplementären Kernkompetenzen schlägt langfristig die Innovationskraft jedes Einzelunternehmens. Anbieter werden sich in der Zukunft vor allem darüber differenzieren, wie sie ein Management dieser Umgebung in ihrer Gesamtheit ermöglichen."

www.techconsult.de

ComputerPartner-Meinung:

Der Server-Markt bleibt weiterhin spannend. Er ist so stark differenziert, dass wohl jeder Anbieter wie auch jeder Fachhändler ein interessantes und vor allem margenträchtiges Teilsegment bearbeiten kann, egal auf welcher Technologie. (go)

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